Auf über 40 Seiten dokumentiert der-produkttest.de sein Test- und Bewertungssystem. Seriös getestet werden die Produkte dennoch nicht.
Einleitung
„Unser Prüfprozess DPT-9010:2024 zeichnet sich durch eine präzise Struktur und praxisorientierte Methodik aus. Jedes Produkt wird unter realistischen Bedingungen getestet, um die tatsächliche Nutzungserfahrung bestmöglich widerzuspiegeln. Dabei erfolgt die Bewertung nach klar definierten Kriterien, die sowohl objektive Fakten als auch subjektive Eindrücke einbeziehen. Dieses ganzheitliche Verfahren schafft eine transparente und nachvollziehbare Grundlage, die Verbrauchern Sicherheit bei ihrer Kaufentscheidung bietet. Gleichzeitig erhalten Hersteller wertvolle Einblicke, um ihre Produkte gezielt zu verbessern und das Vertrauen ihrer Kunden nachhaltig zu stärken. Unser Testverfahren DPT-9010:2024 vereint fundierte Analyse mit den realen Bedürfnissen der Verbraucher. Wir legen besonderen Wert darauf, dass die Ergebnisse sowohl funktionale Aspekte als auch die Benutzerfreundlichkeit und Qualität eines Produkts widerspiegeln, um eine ganzheitliche Entscheidungsgrundlage zu bieten. Mit unserem klar strukturierten Punktesystem machen wir die Bewertung transparent, nachvollziehbar und für jeden greifbar. Jede Kategorie wird einzeln bewertet und anschließend in einer Gesamtpunktzahl zusammengefasst, sodass Verbraucher auf einen Blick erkennen können, wie gut ein Produkt in den einzelnen Bereichen abschneidet“, preist die Seite Der-ProdukTtest.de das von ihr entwickelte DPT-Verfahren an.
Eine über 40-seitige detaillierte Beschreibung des Verfahrens soll Seriosität signalisieren. So heißt es zum Beispiel zu „5.2.1. Materialqualität“ unter anderem: „Dieser Abschnitt widmet sich der Qualität des verwendeten Materials eines Produkts. Bewertet wird, ob das Material robust, hochwertig und für den vorgesehenen Zweck geeignet ist. Dabei stehen Aspekte wie Haltbarkeit, Mängelfreiheit und die allgemeine Eignung im Vordergrund. Die Analyse umfasst sowohl die optischen als auch die funktionalen Eigenschaften des Materials und schafft damit die Basis für eine fundierte Bewertung.
Bedeutung für den Verbraucher: Die Materialqualität beeinflusst maßgeblich die Alltagstauglichkeit und Sicherheit eines Produkts. Verbraucher erwarten ein langlebiges, zuverlässiges und optisch ansprechendes Material, das den jeweiligen Anforderungen gerecht wird. Hochwertige Materialien tragen zur Vertrauensbildung bei und minimieren Risiken wie Materialversagen oder vorzeitigen Verschleiß, insbesondere bei häufigem Gebrauch oder hoher Belastung.
Bewertungsansatz und Methodik: a. Visuelle Inspektion auf Risse, Bruchstellen oder andere Mängel. b. Haptische Prüfung, um den Eindruck von Wertigkeit und Robustheit zu beurteilen. Bewertungsskala: 10 Punkte: Das Material ist hochwertig, robust und zeigt keinerlei Mängel. 9 Punkte: Sehr hochwertiges Material mit minimalen, kaum auffälligen Schwächen. 8 Punkte: Gutes Material mit kleineren Schwächen wie unregelmäßigen Oberflächen. 7 Punkte: Solides Material, jedoch einfacher Standard wie typische Kunststoffe. 6 Punkte: Akzeptables Material, aber sichtbar weniger hochwertig. 5 Punkte: Durchschnittliches Material mit deutlichen Einschränkungen. 4 Punkte: Minderwertiges Material mit sichtbaren Schwächen. 3 Punkte: Schlechtes Material, instabil oder unattraktiv. 2 Punkte: Sehr schlechtes Material, z. B. brüchig oder unangenehm in der Haptik. 1 Punkt: Extrem minderwertiges Material, völlig ungeeignet. 0 Punkte: Material ist unbrauchbar und erfüllt keine Anforderungen.“
Mit 93 von 100 Prozent geht beispielsweise der Badewannenstöpsel von M. Rosenfeld Home aus dem Test hervor und bekommt ein goldenes Label. Der Waschbeckenstöpsel der gleichen Firma kommt sogar auf „gold“ (95 Prozent), ebenso wie die Würfel Solarlampe 10W von Ginux. Etwas schlechter schneidet die Leadpad Solarlampe der Firma ab. Aber die 91 Prozent reichen immer noch für ein goldenes Label.
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: Dass diese so genannten Tests „Verbrauchern Sicherheit bei ihrer Kaufentscheidung“ bieten ist mehr als unwahrscheinlich. Ebenso, dass „Hersteller wertvolle Einblicke erhalten, um ihre Produkte gezielt zu verbessern und das Vertrauen ihrer Kunden nachhaltig zu stärken.“ Denn die Aussagekraft der Bewertungen schränkt der-produkttest.de mit dem Hinweis ein: „Dieses unternehmensinterne Verfahren ist nicht mit offiziellen Normen wie ISO oder DIN vergleichbar. Die Tests umfassen keine Langzeit- oder Labortests (Testzeit 7-14 Tage), sondern konzentrieren sich auf kurze und realitätsnahe Anwendungen. Die Bewertungen spiegeln sowohl subjektive Eindrücke der Tester (1-3 Verbraucher) als auch objektiv messbare Kriterien wider. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, und die Ergebnisse dienen primär als Orientierungshilfe. Alle Tests werden nach bestem Wissen und Gewissen durchgeführt. Wir möchten jedoch klarstellen, dass wir keine gesetzlichen Anforderungen, medizinischen Wirkungen oder chemischen Inhaltsstoffe prüfen. Die Angaben der Hersteller werden sorgfältig einbezogen, doch erfolgt die Nutzung der Testergebnisse stets auf eigenes Risiko“. Schlimmer noch: „Die Angaben der Testergebnisse basieren auf den bereitgestellten Informationen der Hersteller. Für deren Vollständigkeit oder Richtigkeit übernehmen wir keine Haftung.“
Obwohl das alles auf der-produkttest.de offengelegt wird, dürften die Käufer von Produkten mit dem Label nicht wissen, dass die Auszeichnung im schlechtesten Fall auf der Meinung eines Verbrauchers beruht, im besten auf die von nur dreien. Denn erfahrungsgemäß suchen Käufer nicht nach den Vergabebedingungen eines Labels.
Um unser Bild zu vervollständigen, haben wir uns den Beitrag zur Leadpad Solarlampe genauer angesehen. Die Stabilität wird mit zehn Punkten bewertet. Dazu heißt es: „Die Leadpad Solarlampe hält mechanischen Belastungen wie Stößen und Druck stand, ohne signifikante Schwächen zu zeigen.“ Den Vergabebedingungen zufolge dürfte sie jedoch auch hierfür nur neun Punkte erhalten. Denn dort ist festgelegt: „10 Punkte: Hält alle Belastungen problemlos stand, keine Schwächen. 9 Punkte: Sehr stabil, minimale Schwächen ohne Funktionseinschränkungen.“
Für die Gebrauchsanweisung gibt es neun Punkte, denn: „Die Funktionalität der Lampe wird in der Anleitung gut beschrieben, könnte jedoch noch etwas übersichtlicher gestaltet sein, um den Anwendern eine noch einfachere Handhabung zu ermöglichen.“ Den Vergabebedingungen zufolge sind aber neun Punkte nicht möglich. Denn dort ist festgelegt: „10 Punkte: Klare, gut strukturierte und leicht verständliche Gebrauchsanweisung, die alle notwendigen Informationen abdeckt. 8 Punkte: Verständliche Gebrauchsanweisung mit kleineren Lücken oder Verbesserungsmöglichkeiten in der Struktur.“ Neun Punkte sind nur möglich für Produkte, für die eine Gebrauchsanweisung nicht zwingend benötigt wird.
Auch für den Sensormodus bekommt die Leadpad Solarlampe zehn Punkte, denn „der Hersteller verspricht, dass die Lampe bei einer Batteriekapazität von über 30% bei Bewegung zu 100% leuchtet und ohne Bewegung auf 5% gedimmt wird. In der Praxis zeigt sich, dass dieses Versprechen weitgehend eingehalten wird.“ Auch in diesem Punkt hätte es nur neun Punkte geben dürfen, denn in den Vergabebedingungen ist festgelegt: „10 Punkte: Das Werbeversprechen wird vollständig erfüllt, ohne Abweichungen. 9 Punkte: Nahezu vollständige Erfüllung mit minimalen Abweichungen.“
Für die Nachhaltigkeit der Verpackung gibt es acht Punkte. Denn es „wird Plastik für die Verpackung der beiliegenden Schrauben und in Form der Knisterfolie verwendet. Hier könnte durch den Einsatz von Papier statt Plastik die Umweltfreundlichkeit gesteigert werden. Die Wiederverwendbarkeit der Verpackung ist eingeschränkt, was die Nachhaltigkeitsbilanz weiter beeinflusst.“ Doch Kunststoff wie PET kann und wird effektiv recycelt. Daher gibt es keinen Grund dafür, dass die Nachhaltigkeit der Verpackung nur acht Punkte bekommt.
Für die Herstellerinformationen gibt es sogar nur vier Punkte, denn „auf der Verpackung ist lediglich eine Adresse in China angegeben, obwohl der Vertrieb über einen deutschen Händler erfolgt.“ Allerdings heißt es in den Vergabebedingungen: „Das Kriterium Herstellerinformationen bewertet, ob auf der Verpackung die vollständigen und klar lesbaren Angaben zum Hersteller angegeben sind.“ Es geht also um den (chinesischen) Hersteller, nicht um den (deutschen) Vertrieb. Daher müssten die Herstellerinformationen mit zehn und nicht nur mit vier Punkten bewertet werden.
Für die Kontaktdaten auf der Verpackung gibt es null Punkte denn: „Zwar sind eine Adresse und eine E-Mail-Adresse aufgeführt, jedoch beziehen sich diese Informationen auf den chinesischen Hersteller und nicht auf das deutsche Vertriebsunternehmen. Zudem fehlt eine Telefonnummer auf der Verpackung, was es für Kunden schwierig macht, sich direkt mit dem deutschen Anbieter in Verbindung zu setzen.“ In den Vergabebedingungen heißt es dazu: „5 Punkte: Adresse des Herstellers oder Anbieters ist auf der Verpackung angegeben. 4 Punkte: E-Mail-Adresse des Herstellers oder Anbieters ist auf der Verpackung angegeben. 1 Punkt: Telefonnummer des Herstellers oder Anbieters ist auf der Verpackung angegeben.“ Korrekt wären demnach neun Punkte.
Für die Beleuchtungsqualität erhält die Solarlampe 10 Punkte mit der Begründung: „Es wurden keine wesentlichen Einschränkungen oder Probleme festgestellt, die die Funktionalität beeinträchtigen könnten, was die Beleuchtungsqualität als sehr zuverlässig erscheinen lässt.“ Den Vergabebedingungen zufolge dürfte sie jedoch nur neun Punkte erhalten, denn dort ist festgelegt: „10 Punkte: Die Funktion wird optimal und ohne jegliche Einschränkungen erfüllt. 9 Punkte: Sehr gute Funktionalität mit minimalen Einschränkungen, die die Nutzung kaum beeinträchtigen.“
Auf unsere Anfrage bestätigt Ben Knoff von der-produkttest.de die meisten Fehler und schreibt (am 17.8.): „Ihre Anmerkungen zur Bewertungslogik und zu konkreten Einzelwertungen – insbesondere im Fall der Leadpad Solarlampe – haben wir aufmerksam gelesen. Die angesprochenen Punkte zur Rundungsweise, zur Punktvergabe bei Gebrauchsanweisungen und Werbeversprechen, zur Verpackungsbewertung sowie zu Hersteller- und Kontaktdaten sind nachvollziehbar und werden unsererseits nun intern überprüft. Wir werden den/die verantwortlichen Tester:innen entsprechend einbeziehen und die Thematik im Rahmen unserer Qualitätssicherung gezielt aufgreifen. Ziel ist es, eine konsistente und regelkonforme Anwendung der Bewertungsmaßstäbe sicherzustellen. Gerne halten wir Sie über den weiteren Verlauf der internen Prüfung auf dem Laufenden.“ Seither haben wir nichts mehr von ihm gehört.
Fazit: Eine Bewertung von Produkten durch 1-3 Verbraucher bezeichnen wir nicht als seriösen Test. Daher ist schon der Name der-produkttest.de unserer Meinung nach Verbrauchertäuschung.