Es gibt über 100 Deutsche Institute. Doch nicht alle sind so seriös, wie der Name glauben machen will.
Einleitung
Das Deutsche Institut für Normung (DIN) dürfte vielen ebenso etwas sagen wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsförderung (DIW). Vielleicht haben manche auch schon einmal etwas vom Deutschen Weininstitut, dem Deutschen Aktieninstitut, dem Deutschen Institut für Menschenrechte oder dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung gehört?
Aber wie steht es mit dem Deutschen Institut für Humor, dem Deutschen Sexinstitut, dem Deutschen Institut für gutes Leben oder dem Deutschen Institut Feuerfest und Keramik? Gibt es diese Institute überhaupt oder haben wir uns die Namen ausgedacht?
Und wie seriös sind all diese Deutschen Institute? Das Deutsche Institut für Verbraucherschutz beispielsweise, das Deutsche Institut für Qualitätsstandards und -prüfung, das Deutsche Testinstitut, das Deutsche Institut für Servicequalität oder auch das Deutsche Institut für Qualitätsbescheinigungen?
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: Das Deutsche Sexinstitut gibt es nicht, wohl aber das Deutsche Institut für Humor, das Deutsche Institut für gutes Leben und das Deutsche Institut Feuerfest und Keramik. Sie sind seriös, wie auch das Deutsche Institut für Normung, das Deutsche Institut für Wirtschaftsförderung, das Deutsche Weininstitut, das Deutsche Aktieninstitut, das Deutsche Institut für Menschenrechte und das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung.
Bleiben die unseriösen mit Phantasienamen wie das von uns erfundene Deutsche Sexinstitut. Zum Beispiel das Deutsche Institut für Qualitätsbescheinigungen. Es schreibt auf seiner Internetseite deutsches-institut.de: "Wir zertifizieren mittelständische Handwerksunternehmen in den Bereichen TOP-Arbeitgeber, TOP-Kundenzufriedenheit und TOP-Nachhaltigkeit. Unsere Zertifizierungen befähigen unsere Kunden, sich als herausragende Experten in ihrem speziellen Fachgebiet zu etablieren. Dies ermöglicht ihnen, sowohl mehr Mitarbeiter und Kunden anzuziehen, als auch ein unübertroffenes Image für ihr Unternehmen aufzubauen."
Der Zertifizierungsprozess scheint gut durchdacht. Er "beinhaltet normalerweise die folgenden Schritte: Vorbesprechung, individuellen Umfragebogen erhalten, Prüfung und Bewertung, gegebenenfalls Lösungswege aufzeigen, Zertifizierungsbestätigung, individuelles Siegelpaket erhalten, Regelmäßige Überprüfung und Erneuerung der Zertifizierung." Dazu passt allerdings nicht, dass der gesamte Prozess in der Regel nur zwei Wochen dauert. Wir haben im Übrigen nachgefragt, was das Label und die Zertifizierung kosten, aber keine Antwort erhalten.
Etwas schwerer tun wir uns mit der Einschätzung des Deutschen Instituts für Qualität & Zertifizierung. Es schreibt: "Das Deutsche Institut für Qualität & Zertifizierung (DIQZ) hat sich als privatwirtschaftliches Institut auf Zertifizierung, Beratung und Fort- / Weiterbildung spezialisiert. Wir haben uns als Ziel gesetzt, das Thema Zertifizierung insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen attraktiv, hochwertig und zu einem wirtschaftlich vernünftigen Aufwand anzubieten. Mit unserem attraktiven Gütezeichen und Zertifikat erhalten Unternehmen nach bestandener Zertifizierung einen objektiven und angesehenen Qualitätsnachweis für die Kommunikation gegenüber Interessenten, Auftraggebern, Kooperationspartnern und Verbrauchern."
Das DIQZ vergibt unter anderem das Label "Geprüfte Servicequalität" und schreibt dazu: "Servicequalität und Kundenzufriedenheit sind die wichtigsten Kriterien für den Erfolg im Markt. Gelingt es, den Kunden zufrieden zu stellen, wird er sich wieder für Ihr Unternehmen entscheiden. Ist er begeistert, so wird er Ihr Unternehmen weiterempfehlen. Deshalb müssen Unternehmen auf ganzer Linie überzeugen, wenn Kunden mit einem Anliegen auf sie zukommen. Für einen guten Service ist es entscheidend, dem Kunden das Gefühl zu vermitteln, dass er ernst genommen und wertschätzt wird. Jedoch wie lässt sich so etwas messen? Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat DIQZ ein Zertifizierungsverfahren entwickelt, um Ihr Unternehmen bei der Einführung bzw. der kontinuierlichen Verbesserung eines Servicemanagementsystems zu begleiten. Als erfolgreich zertifiziertes Unternehmen können Sie ihre ausgezeichnete Servicequalität durch unser Prüfzeichen `Geprüfte Servicequalität´ öffentlichkeitswirksam kommunizieren."
Allerdings haben wir in den Labeln keine Bestätigung gefunden für die Behauptung auf der Internetseite: "Die relevanten Informationen zur Zertifizierung werden über unser Prüfzeichen für die Öffentlichkeit transparent gemacht." Auch zum Preis für das Label und die Zertifizierung haben wir trotz Nachfrage nichts in Erfahrung bringen können.
"Zertifizierung aus Kundensicht durch KI-basiertes Social Listening und Big-Data-Analysen. Kennzahlenbasiert, unabhängig & wissenschaftlich fundiert." So beschreibt das Deutsche Marktforschungsinstitut seine Arbeitsweise. Nach "Schritt 1: Datenerhebung" folgen "Schritt 2: Datenanalyse" und "Schritt 3: Punktwertermittlung". Dazu schreibt das Deutsche Marktforschungsinstitut "Zur Berechnung der einzelnen Punktwerte werden für jedes Unternehmen/jede Marke folgende zwei Werte ermittelt: Tonalitätssaldo: Differenz aus positiven und negativen Nennungen geteilt durch die Gesamtzahl der Nennungen; Reichweite: Anzahl der Gesamtnennungen im Verhältnis zum Mittelwert der Branche. Anschließend werden diese beiden Werte zu einem ersten Punktwert verrechnet. Je reichweitenstärker ein Unternehmen/eine Marke ist, desto stärker wirkt sich die Tonalität aus, also ob die Kommunikation überwiegend positiv oder negativ gefärbt ist. Die so gewichtete Punktzahl wird anschließend zu einer Gesamtpunktzahl für jedes Unternehmen/jede Marke zusammengefasst und für die gesamte Branche normiert. Das beste Unternehmen/ die beste Marke bildet mit 100 Punkten den Benchmark der Branche, die weiteren Wettbewerber werden anhand ihres Punktwerts abgetragen."
Das heißt: Die Branchenbesten müssen nicht wirklich gut sein, sondern sind die einäugigen Könige unter den Blinden. Zudem bekommt einen Award schon, wer nach dieser Vorgehensweise mindesten 50 Punkte erhalten hat. Absolut können das viel weniger sein, 25 zum Beispiel. Mit dem ausgezeichneten Unternehmen wären die Kunden also eher unzufrieden.
"Wir sind Ihre Profis für verdeckte Service-Tests. Das führende verbrauchernahe Marktforschungsinstitut mit Sitz in Düsseldorf. Wir erheben Insights, etwa mit Mystery Shopping höchster Qualität. Mit unserem Beratungs-Know How unterstützen wir Sie als Mystery Shopping Agentur, Ihre Servicequalität zu verbessern, Ihre Kunden und Mitarbeiter zufriedener zu machen und Ihren Vertrieb zu optimieren. Damit Sie noch besser werden in Kundenorientierung und Servicequalität. Guten Kundenservice zertifizieren wir als unabhängiges Institut auf Wunsch sogar mit dem anerkannten DKI-Qualitätssiegel. Renommierte Medien wie Handelsblatt, Wirtschaftswoche, Euro am Sonntag, Börse Online oder Süddeutsche Zeitung vertrauen uns und veröffentlichen unsere Branchenstudien regelmäßig." So beschreibt sich das Deutsche Kundeninstitut auf seiner Internetseite.
Mit einer dieser Branchenstudien hat die Süddeutsche Zeitung allerdings schlechte Erfahrungen gemacht. An der Studie "Beste private Vorsorge 2023" stimmte so gut wie nichts. In den Testkategorien Konditionen und Angebot wurden auf den Rängen zwölf bis 17 jeweils die Reiseportale lastminute.de und reisepreisvergleich.de, die Flugsuchen opodo.de, swoodoo.com und momondo.de sowie das Strompreisportal wechselpiraten.de gelistet. Auch das Gesamtranking war falsch. Das war uns aufgefallen, weil bei allen Anbietern die Bewertung die gleiche war wie die für den Kundenservice. Dazu schrieb uns das DKI, das Gesamtranking sei mit dem Kundenservice-Ranking vertauscht worden. Mehr dazu lesen Sie hier: Süddeutsche Zeitung.
Das Deutsche Institut für Produkt und Marktbewertung weiß offensichtlich selbst nicht so genau, was es macht. Denn auf seiner Internetseite nennt es sich auch Deutsches Institut für Produkt und Markenbewertung. Auch kürzt es sich mal DIPMB, mal DIPM ab. Doch das sind die kleinsten Probleme.
Das DIPMB vergibt unter anderem die Auszeichnung "nachhaltige Unternehmensstrategie". Dazu heißt es: "Im Rahmen regelmäßiger deutschlandweiter Untersuchungen werden Unternehmen mittels eines KI-gestützten Verfahrens hinsichtlich ihrer öffentlichen Darstellung zu Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz analysiert. Dieser Vorab-Scan erfolgt durch die systematische Auswertung digitaler Inhalte auf Unternehmenswebseiten und in sozialen Medien, wobei spezifische Begrifflichkeiten wie Nachhaltigkeit in den Fokus gestellt wurden. Unternehmen, die basierend auf dieser vorläufigen Analyse einen definierten Schwellenwert überschreiten, werden anschließend einer eingehenden Überprüfung ihrer Unternehmensstrategie bezüglich Nachhaltigkeit unterzogen. Diese vertiefende Bewertung umfasst die Prüfung nach festgelegten Kriterien, die ökologische, soziale und ökonomische Aspekte sowie die methodische Herangehensweise der Unternehmen an Nachhaltigkeitsfragen einschließen. Nur wenn ein Unternehmen diese umfassenden Kriterien erfüllt, wird es vom Deutschen Institut für Produkt und Marktbewertung zertifiziert. Diese Zertifizierung beinhaltet die Verleihung eines Gütesiegels, das die Einhaltung hoher Standards in der nachhaltigen Unternehmensführung symbolisiert und öffentlich anerkennt."
Das hört sich alles sinnvoll an. Was tatsächlich gemacht wird, wissen wir nicht. Aber ...
Für das Label können sich Firmen bewerben. Merkwürdigerweise haben wir bei keiner der ausgezeichneten Marken einen Hinweis auf die Auszeichnung gefunden. Keine wirbt mit dem Label. Wir haben daher bei DIPMB nachgefragt, ob es eine Erklärung dafür hat. Eine Antwort haben wir nicht bekommen.
Über weitere unseriöse haben wir bereits berichtet. So über das Deutsche Testinstitut: Unsere Einschätzung finden Sie hier: Deutsches Testinstitut. Unser Fazit: Das Shiny Freaks Sonax Xtreme Auto Reinigungsset ist das einzige vom DTI getestete Produkt, das wir auf der Internetseite und in der Google-Suche gefunden haben. Unser Bericht trägt hoffentlich dazu bei, dass es so bleibt.
Unsere Einschätzung des Deutschen Instituts für Verbraucherschutz finden Sie hier: Deutsches Institut für Verbraucherschutz.
Unser Fazit: Das Deutsche Institut für Verbraucherschutz ist kein Institut und steht auch nicht für Verbraucherschutz, sondern für Verbrauchertäuschung.
Unsere Einschätzung des Deutschen Instituts für Preis-Leistungs-Forschung finden Sie hier: Preis-Leistungs-Sieger.
Unser Fazit: Schlimmer geht es - in Gestalt des Deutschen Instituts für Preis-Leistungs-Forschung (DIPLF) - bekanntlich immer.
Unsere Einschätzung des Deutschen Instituts für Servicequalität finden Sie hier: Servicestudie Fertighausanbieter.
Unser Fazit: Diese Servicestudie dient schlicht dazu, möglichst viele Aussagen zu produzieren, die man dann als Label verkaufen kann. So geschehen beispielsweise bei Fingerhaus. Die Firma wirbt auf ihrer Internetseite mit sage und schreibe sechs verschiedenen Labeln, die aus der Studie generiert wurden.
Unsere Einschätzung des Deutschen Innovationsinstituts für Nachhaltigkeit und Digitalisierung finden Sie hier: Arbeitgeber der Zukunft.
Unser Fazit: Die Label des DIND sind schlicht Irreführung von Jobsuchenden und Verbrauchern. Unternehmen, die sie nutzen, sollte man misstrauen.
Unsere Einschätzung Deutschen Instituts für Bankentests finden Sie hier (das Internationale Institut für Bankentests (iifb) wurde inzwischen aufgelöst, die Label vergibt jetzt das Deutsche Institut für Bankentests): Internationales Institut für Bankentests.
Unser Fazit: "Werbung mit Auszeichnungen - möglichst vielen - ist die am besten investierte Werbung - und das mit kurz- und langfristigem Return of Investment", schreibt das iifb. Mehr muss man nicht wissen.
Unsere Einschätzung des Deutschen Instituts für Qualitätsstandards und -prüfung: finden Sie hier: Deutsches Institut für Qualitätsstandards und -prüfung.
Unser Fazit: Die Siegel des Deutschen Instituts für Qualitätsstandards und -prüfung sind genauso dubios wie von anderen, die sich auch hochtrabend "Deutsches Institut" nennen.
Das DIQP ist auch ein Beispiel dafür, wie weit man es als unseriöses "Institut" bringen kann. Hier wird es geadelt auf der Internetseite der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima, die im Auftrag des Bundesministeriums wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung arbeitet und von der Kreditanstalt für Wiederaufbau gegründet wurde.
Deutsches Vergleichs Institut (die Seite ist inzwischen nicht mehr erreichbar)
Fazit: Einige unseriöse "Institute" wie das DISQ führen den Zusatz "privatwirtschaftliches Institut" im Namen. Seriöse Deutsche Institute arbeiten meist mit Universitäten, Regierungsstellen oder Verbänden zusammen.
Deutsches Institut?
Deutsches Institut?