Noch mehr Fake. Über die Deutsche Gesellschaft für Unternehmenszertifizierung haben wir kürzlich geschrieben: Nichts als Fake. Das Deutsche Institut für Verbraucherschutz bietet noch viel mehr davon.
Einleitung
Das Deutsche Institut für Verbraucherschutz legt großen Wert auf Seriosität. Im Impressum seiner Internetseite ifv.org heißt es: „Das IfV orientiert sich an den ethischen Standards des Deutschen Presserats (Pressekodex), um die Qualität und Transparenz seiner Inhalte zu gewährleisten. Kontakt für Beschwerden (..) info@presserat. de.“ Seriös scheint auch der Umgang mit möglichen Fehlern. Dazu schreibt das IfV: „Wenn Sie Fehler oder Unregelmäßigkeiten in unseren Veröffentlichungen feststellen, wenden Sie sich an unsere Ombudsstelle. E-Mail: ombudsstelle@ifv. org“.
Ausführlich werden die Testmethoden beschrieben. Für physische Produkte wurde „die DVN-Norm 1-9999 wurde als Maßstab für die Überprüfung und Zertifizierung physischer Produkte entwickelt,“ schreibt das Institut. „Sie dient Unternehmen als unverzichtbares Werkzeug, um ihre Produkte auf höchste Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit zu prüfen und diese Aspekte durch ein anerkanntes Zertifikat zu belegen. Diese Norm ist eine der umfassendsten Prüfstandards, die aktuell auf dem Markt verfügbar sind, und wird regelmäßig an aktuelle Entwicklungen angepasst, um den stetig wachsenden Anforderungen von Unternehmen und Verbrauchern gerecht zu werden. Die DVN-Norm 1-9999 legt besonderen Wert auf die Überprüfung von Schlüsselkriterien wie Funktionalität, Haltbarkeit, Sicherheit und Umweltverträglichkeit. Dabei setzen wir modernste Technologien und bewährte Methoden ein, um eine detaillierte und präzise Analyse Ihrer Produkte durchzuführen. Unsere Prüfverfahren gehen über die bloße Einhaltung gesetzlicher Vorgaben hinaus und prüfen Ihre Produkte auf ihre tatsächliche Leistung unter realen Bedingungen. Eine Zertifizierung nach dieser Norm ist weit mehr als nur ein Qualitätssiegel. Sie ist ein Nachweis für Ihr Engagement in Sachen Exzellenz und Innovation. Verbraucher verbinden das DVN-Zertifikat mit Vertrauen und wissen, dass Produkte, die dieses Siegel tragen, die höchsten Standards erfüllen. Dies stärkt nicht nur Ihre Position im Markt, sondern sorgt auch für eine nachhaltige Kundenbindung und steigert Ihre Wettbewerbsfähigkeit. Darüber hinaus bietet der Prüfprozess der DVN-Norm 1-9999 wertvolle Erkenntnisse für Unternehmen. Unser Prüfbericht enthält detaillierte Analysen und klare Empfehlungen, um potenzielle Verbesserungen umzusetzen. So helfen wir Ihnen nicht nur, Ihre Produkte erfolgreich zu zertifizieren, sondern auch Ihre Entwicklung und Innovationskraft kontinuierlich zu steigern. Diese Norm ist besonders für Unternehmen von Bedeutung, die sich in stark regulierten Branchen bewegen oder neue Märkte erschließen möchten. Mit einer Zertifizierung nach der DVN-Norm 1-9999 sichern Sie sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil, da Ihre Produkte nicht nur den höchsten Qualitätsstandards entsprechen, sondern auch als verlässlich und sicher wahrgenommen werden. Die DVN-Norm 1-9999 ist ein Gütesiegel, das international anerkannt ist“.
Mit dem IfV-Label „Geprüfte Qualität“ wurden beispielsweise der Kinderwelt Tritthocker, das Rawford Grillbesteck, der Smarteon Schlüsselanhänger mit Gravur und die ElbFuchs Kokos-Fußmatte ausgezeichnet.
Neben der Norm für physische Produkte hat das IfV angeblich auch Normfamilien entwickelt für Dienstleistungen (DVN-Norm 10000-19999), Unternehmenszertifizierung (DVN-Norm 20000-29999) und digitale Produkte (DVN-Norm 30000-39999).
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: „Wir haben bereits über 5.000 Produkte aus verschiedenen Branchen getestet und zertifiziert – von Haushaltswaren bis zu digitalen Lösungen,“ behauptet das IfV. Das stimmt zwar vermutlich nicht. Aber wir haben eine Menge Firmen gefunden, die das Label zumeist für mehrere Produkt nutzen. Je ein Produkt jeder Firma haben wir im Reiter Geprüfte Qualität? dokumentiert. Unterschiedliche Angabe gibt es dazu, aus wie vielen Branchen sie stammen. Unter der Überschrift Branchenvielfalt ist von „80+“ die Rede. Im Begleittext dazu heißt es allerdings: „Von Technik bis Konsumgüter: Unsere Expertise deckt über 20 verschiedene Branchen ab.“ Doch das ist das kleinste Problem.
Das Label, das „lebenslang“ genutzt werden darf, kostet 200 bis 490 Euro. Dafür kann man die „Funktionalität, Haltbarkeit, Sicherheit und Umweltverträglichkeit“ von physischen Produkten nicht prüfen und auch nicht für die Unternehmenszertifizierung die „Prozesse, Mitarbeiterkompetenz und Standorte für nachhaltige Qualität und Effizienz“ bewerten. Zudem würde das länger brauchen als die zwei bis drei Werktage, wie das IfV verspricht.
Folgerichtig geht aus den Testberichten nicht hervor, was mit welchen Methoden getestet wurde. Für den Kinderwelt Tritthocker, das Rawford Grillbesteck, den Smarteon Schlüsselanhänger mit Gravur und die ElbFuchs Kokos-Fußmatte lauten sie wortgleich: „Das Produkt wurde gemäß den strengen Anforderungen der DVN-Norm 5001 geprüft und hat den Test erfolgreich bestanden. Die Überprüfung bestätigt, dass das Produkt höchste Qualitätsstandards erfüllt. Das Unternehmen setzt mit diesem zertifizierten Produkt ein Zeichen für Transparenz, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Die Prüfung gewährleistet, dass das Produkt alle relevanten Standards erfüllt und sich durch exzellente Verarbeitung und Verlässlichkeit auszeichnet. Zertifizierte Produkte durchlaufen ein strenges Prüfverfahren, das Verbrauchern Sicherheit bietet und die Qualität des Produkts sichtbar macht.“
Dass im besten Fall schlicht Dilettanten am Werk sind, zeigen die Label für die VGS24 Echo Plus Einparkhilfe, das VGS25 Element Funkset, das VGS26 Camper Rückfahrset und das VGS27 Transit Rückfahrset. Tatsächlich heißt der Hersteller VGS24. Vermutlich hat das jemand in Excel eingegeben und mit dem Cursor nach unten gezogen. Dann nämlich zählt Excel aufwärts weiter. Kurz nachdem wir die Label auf ifv.org gefunden haben, hat scheinbar jemand den Fehler bemerkt. Denn inzwischen ist die Firmenbezeichnung in allen Labeln korrekt.
Nach eigener Darstellung ist das IfV bekannt wie ein bunter Hund. „Das Deutsche Institut für Verbraucherschutz (IfV) hat sich einen festen Platz im Bewusstsein der deutschen Bevölkerung erarbeitet. Laut unserer jüngsten Umfrage wissen 41,76 % der Befragten, wer wir sind und vertrauen unserer Arbeit im Bereich Verbraucherschutz.“ Der Autor dieses Bericht, der über 30 Jahre Chef von Öko-Test war und sich in der Szene auskennt, gehört nicht dazu. Denn das IfV gibt es nicht, jedenfalls nicht am angeblich Hauptsitz im Zollstockgürtel 65 in Köln. Davon haben wir uns persönlich vor Ort überzeugt. Dazu passt, dass die angegebene Telefonnummer keine Kölner Vorwahl hat, sondern eine ortsunabhängige (032). Der Angerufene kann überall auf der Welt sein. Zum Beispiel in 53-111, Wroclaw, Polen. Dort wohnt nämlich ein Nils Kröger, der dem Deutschen Paten- und Markenamt zufolge Inhaber der Marke Deutsches Institut für Verbraucherschutz ist. Aus dem Impressum auf ifv.org geht nicht hervor, ob er auch der Verantwortliche für das angebliche Institut ist und auch nicht, welche Rechtsform es hat. Es heißt immer nur Deutsches Institut für Verbraucherschutz ohne einen Zusatz wie GmbH oder OHG.
Danach sind wir nach Hennef gefahren, wo die Abteilung Labore und Wissenschaft in der Frankfurter Str. 63 a ihren Sitz haben soll. Tatsächlich gibt es dort ein Schild der DEnuria Finance GmbH (unten rechts), das mit einem Zettel „IfV-Labor 3x“ überklebt wurde. Das „Bürocenter Lindenshaus“ dürfte nicht für den Betrieb eines Labors geeignet sein. Wahrscheinlich gibt es dort nicht einmal ein Labor. Da das IfV ohnehin nichts testet, wird es auch nicht gebraucht. Vermutlich werden in der Frankfurter Str. 63 a lediglich Produkte entgegengenommen, für die Firmen ein Label haben wollen. Als wir dort klingelten, wurde uns die schäbige Haustür des Hinterhauses zwar geöffnet. Aber eingelassen wurden wir nicht, als wir einen Blick in das Labor werfen wollten.
Nicht zuletzt zeigt das Bild, das sich im Reiter Testergebnisse auf ifv.org findet (links), keine Labormitarbeiterin des "Instituts", sondern wird von vielen Firmen genutzt. Die Seite deinerstertag.de beispielsweise wirbt damit für eine Ausbildung als Baustoffprüferin bei Dyckerhoff (rechts).
Fazit: Das Deutsche Institut für Verbraucherschutz ist kein Institut und steht auch nicht für Verbraucherschutz, sondern für Verbrauchertäuschung.
Geprüfte Qualität?
Geprüfte Qualität?
Unten führen wir nur die Unternehmen auf, die mit dem IfV-Label werben. Denn offenbar um noch seriöser zu wirken, veröffentlicht das Institut auch angebliche Tests von Produkten großer Firmen wie L´Oreal. Der Kosmetikkonzern nutzt das Label jedoch nicht, obwohl er angeblich besonders daran interessiert ist. Denn „mit derzeit 10 IfV-Zertifikat(en) liegt dieses Unternehmen über dem zertifiziertem Branchendurchschnitt von 3,6.“ Doch vermutlich wusste L´Oreal nicht einmal von der angeblichen Zertifizierung. Auf eine entsprechende Anfrage antwortet uns der Konzern: „Das von Ihnen genannte Institut wurde nicht von uns beauftragt wurde, Prüfungen unserer Produkte durchzuführen.“
Die Firmen, die mit dem Label werben, müssten wissen, dass es sich um unseriösen, verbrauchertäuschenden Fake handelt. Daher sind sie als Labelnehmer nicht besser als das IfV. Und ihre Produkte sind womöglich schlechter als die der Konkurrenz. Denn ansonsten müssten sie ja nicht mit dem Label werben. Die Firmen (von oben nach unten):