Heißluftfritteusen sind beliebt. Daher gibt es viele Tests, Vergleiche und Bestenlisten. Die meisten davon sind verbrauchertäuschender grober Unfug.
Einleitung
Wenn die Stiftung Warentest wie in ihrer Januar-Ausgabe 2025 einen Test wie Heißluftfritteusen veröffentlicht, ruft das schnell Trittbrettfahrer auf den Plan. Sie versuchen, in der Google-Suche nach den Begriffen Heißluftfritteuse und Stiftung Warentest gefunden zu werden. Dann leisten sie die User an Amazon und andere Online-Shops weiter und kassieren Provisionen, wenn die User dort etwas kaufen. Wie die Seite toproducts.de.
Auf ihr findet sich unter der url toproducts.de/hei%C3%9Fluftfritteuse-testsieger-stiftung-warentest der Beitrag „10 Besten Heißluftfritteuse Testsieger Stiftung Warentest-Picks in Deutschland“. „Beste Wahl und mit 9.8 von 10 Sternen „Außergewöhnlich“ ist die Ninja Foodi MAX Dual Zone Heißluftfritteuse. Viel erfährt man allerdings nicht zu dem Gerät und den Gründen für die Bewertung. Die „Haupt-Highlights“ sind lediglich die Produkt-Informationen auf Amazon.
Auch die Seite testberichte.de ist schnell auf den Zug aufgesprungen und verschickte Anfang Januar eine Mail mit der Überschrift „Airfryer: Alles nur heiße Luft?“. Darin heißt es: „Zu den beliebtesten Neujahrsvorsätzen gehört, sich gesünder zu ernähren. Heißluftfritteusen, auch bekannt als Airfryer, können dabei helfen, denn sie zaubern knusprige Gerichte fast ohne Fett. Wir zeigen, warum der Hype um die Geräte durchaus begründet ist und geben Ihnen ein paar leckere Rezeptideen mit auf den Weg.“
Auf dem ersten Platz liegt für testberichte.de der Lauben Glass & Steam Air Fryer 4500BG mit der Note „sehr gut (1,1)“. Zum Zustandekommen von Noten schreibt die Seite: „Wir machen Produkte vergleichbar, indem wir Testergebnisse aus 500 deutschsprachigen Magazinen, Meinungen aus Online-Rezensionen und technische Daten aufbereiten und in leicht verständlicher Form zur Verfügung stellen - mithilfe von Durchschnittsnoten, Bestenlisten und Rankings.“ Der Note für den Lauben liegt allerdings nur ein Test zugrunde. testberichte.de hat hier einfach die Bewertung von Kitchen, House & More übernommen. Die Zeitschrift hatte im August 2024 das Gerät mit „Oberklasse (1,1)“ bewertet.
Ganz ähnlich wie testberichte.de arbeitet testsieger.de. Der Seite zufolge liegen mit 92 von 100 Punkten und der Bewertung „außergewöhnlich“ zwei Geräte von Ninja auf dem ersten Platz: der MAX PRO6 AF180EU und der Foodi FlexDrawer AF500EU.
vergleich.org (oben) bezeichnet den Ninja Foodi MAX Dual Zone AF400EUCP als „Vergleichssieger “und „Deal“ und gibt ihm die Note „sehr gut“. Ebenso die Seiten welt.de (links) und bild.de (unten), die von vergleich.org beliefert werden. Die Seite ist der Marktführer der verbrauchertäuschenden Vergleichsportale. Mehr dazu lesen Sie hier: Das Netzwerk.
Das wie Bild ebenfalls im Springer-Verlag erscheinende Schwesterblatt Computerbild ruft den Panasonic NF-CC500 zum „Testsieger“ aus und schreibt zu Begründung: „Mit Volldampf voraus stürmt die Panasonic NF-CC500 den Spitzenplatz in der Heißluftfritteusen-Bestenliste – und das sogar mit gutem Abstand. Ein Grund dafür ist die praktische Dampfzugabefunktion, mit der insbesondere Fisch und Fleisch noch saftiger werden und die Hitze besser verteilt wird. Dazu bietet der Airfryer ein Sichtfenster mit Innenbeleuchtung für die Kontrolle des Garguts und lässt sich herrlich einfach über die farbigen, beleuchteten und beschrifteten Sensortasten bedienen. Auch die Speisen werden dank Heizelementen auf der Ober- und Unterseite des Garraums gleichmäßig gar, darüber hinaus gibt das Gerät kaum einen Mucks von sich. Kleinere Mankos sind nur die etwas hohen Temperaturschwankungen und der nicht spülmaschinentaugliche Garkorb. Der Preis von knapp 80 Euro (Stand: Dezember 2024) ist dafür umso bekömmlicher.“
Für expertentesten.de (oben) sind der Ninja Foody Max und zwei weitere „sehr gut“, die Stillstern Dual Zone Heißluftfritteuse „gut“ und der Steinborg Mini Backofen „befriedigend“. Alle Geräten haben zwei Garräume. Solche finden sich auch auf rtl.de (Mitte und unten). Doch es sind völlig andere, obwohl die Seite von expertentesten.de beliefert und in beiden Tabellen als Datum des angeblichen Tests 12/2024 angegeben wird. Mehr zu expertentesten.de lesen Sie hier: Expertentesten.
Die Stiftung Warentest vergibt als Bestnote ein „gut (2,3)“ für den Cosori CAF-R901-AEU mit zwei Garräumen und die drei Geräte Cosori CP158-AF, Gourmetmaxx 04782 und Ninja AF180DE mit einem Garraum. Die genauen Ergebnisse haben wir Ihnen im Reiter Stiftung Warentest dokumentiert.
Für warentest-deutschland.de ist die Sifuplex ASF70 Testsieger mit der Note „sehr gut (1,5)“. Auf dem letzten, dem achten Platz landet die Klarstein VitAir mit der auch nicht schlechten „Gesamtnote 2,5“. Die Seite hat nichts mit der Stiftung Warentest zu tun, sondern wird verantwortet von der Seven Atoms LLC in Dover in den USA.
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: Bis auf die Stiftung Warentest hat keine der erwähnten Seiten einen standardisierten Test durchgeführt. Auch computerbild.de nicht, obwohl wir dort zumindest Hinweise gefunden haben, dass irgendetwas getestet worden sein könnte. Aber keine Testmethoden oder nachvollziehbare Begründungen für die Bewertungen. Alle anderen vergeben ohnehin willkürlich Noten und Bewertungen.
Besonders dreist geht toproducts.de zu Werke. Nicht nur, weil wir das gesetzlich vorgeschriebene Impressum nicht gefunden haben und obwohl der Dreistigkeitsindex aller Seiten ungefähr einen gleichhohen Wert erreicht. Doch toproducts.de benotet Heißluftfritteusen nicht nur auf der eingangs erwähnten url mit dem Namensbestandteil testsieger-stiftung-warentest, sondern auch auf toproducts.de/luft-fritteuse. Dort ist die Bewertung vieler Produkte eine völlig andere. So ist die Russell Hobbs Heißluftfritteuse XXL 8L dort (oben)„Außergewöhnlich (9.7)“, auf der stiftung-warentest-Seite (unten) dagegen nur „Ausgezeichnet (8,7)“.
Wild geht es auf testberichte zu. Unter den angeblich besten Geräten sind nicht nur Airfryer, sondern auch Hairdryer. Da war der Algorithmus oder die künstliche Intelligenz wohl doch nicht so schlau. Und von den 57 Mitarbeitern, die beim Betreiber Producto GmbH laut dem letzten veröffentlichten Jahresabschluss arbeiten, hat sich offenbar keiner für das Treiben der Maschinen interessiert.
Auf testsieger.de kommt die Cosori CP158-AF (oben) in den Farben weiß, rot und schwarz auf Bewertungen zwischen „ansprechend (2,2)“ und „empfehlenswert (2,3)“ , die Ninja AF180DE (unten) sogar auf „außergewöhnlich (1,6)“ in schwarz und „ansprechend (2,3)“ in weiß und grau. Beide Geräte wurden von der Stiftung Warentest, bei der die Farben keinen Einfluss auf das Testurteil haben, mit „gut (2,3)“ bewertet. Für das weiße und das graue Ninja-Gerät hat testsieger.de diese Bewertung einfach übernommen. Dagegen flossen in die Bewertung der Seite für das schwarze Gerät weitere Tests ein, von den beiden englischen Seiten expertreviews.com und trustedreviews.com sowie von der Zeitschrift Guter Rat. Warum das für das weiße und das graue Gerät nicht geschehen ist, bleibt unklar. Eigentlich muss man das Ganze als groben Unfug bezeichnen. Denn vermutlich waren auch in diesem Fall die Maschinen dümmer als gedacht.
Auch die Bewertungen von anderen Produkten auf den verschiedenen Seiten unterscheiden sich zum Teil erheblich. Wobei auffällt, dass die Noten der Stiftung Warentest stets schlechtesten sind. Unserer Meinung nach, weil sie als einzige die Geräte umfassend getestet und so Schwachstellen entdeckt hat. Eine Zusammenstellung der unterschiedlichen Ergebnisse finden Sie im Reiter Vergleich.
Zu warentest-deutschland.de könnten wir anmerken, dass nicht klar wird, warum die Verarbeitung, das Frittier-Ergebnis und die Funktionen der Tefal ActiFry Genius XL mit „sehr gut“ bewertet werden, die Leistung, das Fassungsvermögen und der Preis mit „gut“. Auf der Grundlage eines nachvollziehbaren Tests jedenfalls nicht, wenn es heißt: „Die Sifuplex Heißluftfritteuse macht insgesamt einen qualitativ sehr hochwertigen Eindruck.“ Doch es reicht schon, sich die Aussagen zu den Preisen der Geräte anzusehen. So schreibt die Seite, die Tefal ActiFry Genius XL koste ca. 329 Euro. An andere Stelle heißt es: „Der Preis für die Tefal ActiFry Genius XL liegt mit ca. 200 bis 300 Euro im oberen Bereich.“ Ähnlich widersprüchliche Angaben gibt es zu sechs der acht Fritteusen.
Fazit: Der Test der Stiftung Warentest hat Hand und Fuß. Alle anderen führen wahrscheinlich zu Fehlkäufen.
Vergleich
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Stiftung Warentest
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