Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: Als erstes fällt auf, dass Bewertungen um die 2,50 eigentlich nicht die Note „sehr gut“ ergeben, sondern „gut“ oder „befriedigend“. Bei der Süddeutschen ist das anders. Denn „Anbieter, die über dem Durchschnitt der eigenen Gruppe lagen, wurden mit `sehr gut´ bewertet und zählen zu den Besten ihrer Branche. Unternehmen, die über dem Gesamtdurchschnitt ihrer Branche lagen, erhielten die Bewertung `gut´“, schreibt die Zeitung. Diese Erklärung ist zwar unverständlich. Sie führt aber dazu, dass der Energieversorger Badenova mit der Note 2,72 „sehr gut“ ist, der Non-Food-Discounter Kodi mit der Note 2,42 dagegen nur „gut“. Vor allem aber werden dadurch 246 Unternehmen mit „sehr gut“ bewertet, 195 mit „gut“. Das heißt: Man kann mehr als der Hälfte der Unternehmen im Test ein Label verkaufen. Alle Ergebnisse haben wir Ihnen im Reiter Preis-Leistungs-Sieger? dokumentiert.

Viel wichtiger ist aber, dass das Ranking selbst ausgemachter Blödsinn ist. Denn die Bewertungen sind das Ergebnis einer Online-Umfrage, also lediglich Meinungsäußerungen. Und es liegt in deren Wesen, dass sie falsch sein können. Für eine seriöse Bewertung müsste man über einen längeren Zeitraum Preise und Leistungen erheben, vergleichen und bewerten. Dass von seriös keine Rede sein kann, bestätigt sich, wenn man das Ranking der Süddeutschen mit den Ergebnissen seriöser Tests zum Beispiel der Stiftung Warentest vergleicht. Die hat im Mai 2024 Bausparkassen getestet. Die Leistungen der Badenia konnten sie nicht überzeugen. Im Modellfall Bau oder Kauf in sechs Jahren landet die Badenia auf Platz zehn, im Modellfall Bau oder Kauf in zehn Jahren auf Platz neun, im Modellfall Modernisierung in vier Jahren auf Platz sechs. In den Modellfällen Bau oder Kauf in acht bzw. zwölf Jahren gehört sie nicht einmal zu den besten zehn. Nur im Modellfall Modernisierung in sechs Jahren kommt sie auf einen guten dritten Rang. So seh´n Sieger nicht aus?

Bei den Direktbanken liegen die DKB und die ING auf den Rängen eins und zwei. Ganz anders bei der Stiftung Warentest, die im September 2024 die Konditionen von 43 Girokoten verglichen hat. Bei ihr belegt die DKB Rang 32, die ING Rang 37.

Zu Eyes + More, dem Testsieger der Optikerketten, stellt die Stiftung Warentest zwar fest: „Die Einstärkenbrillen sind die günstigsten im Test.“ Aber „Sehstärken fehlerhaft. Einziger Anbieter mit nur ausreichendem Ergebnis bei Bestimmung und Ausgleich der Fehlsichtigkeit. Drei Gläser wiesen Fehler auf, die die Sehqualität beeinträchtigen können.“ Preissieger mag Eyes + More damit sein, aber von Leistung kann man schwerlich reden. Mit der Note „ausreichend (3,8)“ belegt Eyes + More im Test von sechs Ketten im September 2023 jedenfalls nur den fünften Rang.

Als Testsieger der Mobilfunk-Discounter wird Aldi-Talk bezeichnet. Dagegen sieht die Zeitschrift Connect Aldi-Talk in einem Test von 23 Tarifen im November 2023 mit der Note „gut“ und 845 von 1.000 möglichen Punkten auf dem vorletzten 22. Rang.

Bleiben als letztes die Filialbanken, zu denen wir einen seriösen Test gefunden haben. Zum Testsieger wurden die Sparda-Banken ausgerufen. Allerdings gibt es elf rechtlich selbstständige mit unterschiedlichen Leistungen und Konditionen. So erreicht die Sparda-Bank Hessen Platz sieben im der Test Stiftung Warentest, die Sparda-Bank Baden-Württemberg liegt auf Platz 25, die Sparda-Bank West auf Platz 34. Im von der Stiftung ebenfalls im September 2024 veröffentlichten Test von 30 nur regional verfügbaren Girokonten kommen die Sparda-Bank Südwest auf Platz 2, die Sparda Bank Hamburg auf Platz vier und Berlin, München, Nürnberg auf die Ränge 19 bis 21. Aufgeführt hat die Stiftung Warentest nur Banken, deren Konten in dem von ihr zugrunde gelegten Modellfall nicht mehr als 60 Euro kosten. Die drei nicht gelisteten Sparda-Banken Augsburg, Südwest und Ostbayern müssen also noch teurer gewesen sein. Allen Sparda-Banken die Note „sehr gut (2,57)“ zuzuweisen ist daher irreführend, völlig sinnfrei und zeugt von einer gehörigen Portion Dilettantismus.

Unklar bleibt nicht zuletzt, warum zum Beispiel in der Kategorie Fashion Peek & Cloppenburg in Hamburg mit 2,71 und in Düsseldorf mit 2,76 getrennt bewertet werden, C & A aber nur einmal als komplettes Unternehmen mit 2,51.

Fazit: Fast alle Zeitungen haben wirtschaftliche Probleme. DIe löst man nicht durch solchen Blödsinn, der kurzfristig vielleicht Geld bringt, sondern durch seriöse Informationen, für die Leserinnen und Leser dauerhaft zu zahlen bereit sind.