Die Frankfurter Allgemeine Zeitung ist groß ins Geschäft der Verbrauchertäuschung eingestiegen. Sie hat die AllesBeste GmbH übernommen und verbreitet deren irreführenden so genannten Tests jetzt unter dem Label „Kaufkompass“.
Einleitung
„AllesBeste heißt jetzt F.A.Z. Kaufkompass. Sonst bleibt alles gleich. Nur besser“, schreibt „Kaufkompass – das Testportal des FAZ-Verlags“. Die Seite vergibt keine Schulnoten oder Bewertungen wie „1,3“ oder „sehr gut“. Es gibt in jedem Test allerdings einen Testsieger. Im Test Kinderhochstühle ist das der Nomi von Evomove, im Test Backofenreiniger der Maxxi Clean Backofen- & Grillreiniger, im Test Laufräder das Puky LR M, im Test Mundspülungen die Bioniq Repair Zahnmilch, im Test Kindergummistiefel sind es die Crocs Handle It Rain Boots. Daneben vergibt kaufkompass Bewertungen wie „Gut und Günstig“, beispielsweise im Test Mundwasser für das One Drop Only Natürliches Mundwasser Konzentrat oder „Ökologisch“ für den Kinderhochstuhl Hauck Alpha+.
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: Wir haben diese Tests und Produkte ausgewählt, weil es für sie Tests der Stiftung Warentest oder von Öko-Test gibt. Und die kommen zu völlig anderen Ergebnissen.
One drop only: Laut kaufkompass ist die Mundspülung „Gut und günstig“ (links). Die Stiftung Warentest sagt „mangelhaft“. Ihre Begründung unter anderem: „Kariesprophylaxe durch Fluorid: Nicht bewertet, weil Mundwässer vor dem Gebrauch mit Wasser verdünnt werden. Damit die verdünnte Lösung gegen Karies wirken kann, müsste das Konzentrat jedoch deutlich mehr Fluorid enthalten als die EU-Kosmetikverordnung überhaupt erlaubt.“ Tatsächlich enthält One drop only überhaupt kein Fluorid. Angeblicher Testsieger ist die Bionic Repair Zahnmilch. Dazu schreibt kaufkompass: „Die Stiftung Warentest moniert bei der Bionic Repair Zahnmilch in erster Linie das mangelnde Fluorid (..) Wir finden dieses Urteil zu harsch. Denn schließlich sollte man zur Kariesprophylaxe vor allem eins: Gründlich Zähne putzen.“ Dass Fluorid für die Kariesprophylaxe zweitrangig ist, erscheint als steile These. Denn die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), die Deutsche Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) erklären: „Die herausragende kariesprophylaktische Wirksamkeit von Fluoridzahnpasten wurde in vielen Studien belegt. Zuletzt wurde sie im Jahre 2010 in einer Meta-Analyse von 71 qualitativ hochwertigen klinischen Studien durch die renommierte Cochrane Collaboration bestätigt.“
Fehler (I): Im so genannten Test Backofenreiniger wird der Maxxi Clean Backofen- & Grillreiniger zum Testsieger erklärt (links). Dazu schreibt kaufkompass: Die „Stiftung Warentest kürte im Test 06/2023 den Winwin Clean Backofen- und Grillreiniger zum Testsieger und benotete ihn mit einem gut. Unser Favorit war nicht im Test vertreten.“ Das ist falsch. Tatsächlich landete der Maxxi Clean mit der Note „befriedigend (2,9)“ auf einem der hinteren Ränge.
Fehler (II): Im Test Gummistiefel für Kinder ruft kaufkompass die Crocs Handle It Rain Boots zum Testsieger aus (links) und schreibt: „Im Öko-Test 10/2019 schneidet der Gummistiefel von Crocs in Sachen Schadstoffbelastung als ungenügend ab. Wir sagen dazu: Davon sollte man sich nicht verrückt machen lassen. Erstens wurden nur die Schadstoffe überprüft. Und zweitens: Wir finden, dass Öko-Test bei der Schadstoffbewertung oft übers Ziel hinausschießt und lebensferne Maßstäbe anlegt, die mit der Nutzungsrealität der Produkte wenig zu tun haben.“ Dieser Meinung kann man sein. Aber es ist das Wesen einer Meinungsäußerung, dass sie falsch sein kann. Falsch ist auf jeden Fall, dass auf die Öko-Test Ausgabe 10/2023 verlinkt wird, in er die Stiefel nicht getestet wurden. Und auch im Heft 10/2019 nicht, sondern in 9/2018. Doch diese Fehler sind das kleinste Problem. Die Crocs Handle It Rain Boots hatte Öko-Test in einer anderen Farbe mit „ungenügend“ bewertet, weil sie unter anderem krebsverdächtige polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe enthielten. kaufkompass muss daher eingestehen: „Eine Garantie, dass die Stiefel gesundheitlich unbedenklich sind, können auch wir nicht geben.“ Öko-Test schon. Immerhin sieben andere Stiefel sind im aktuellen Test nicht mit (krebserregenden) Schadstoffen belastet und „(sehr) gut“.
Ökologisch? Den Alpha+ von Hauck bewertet kaufkompass als „ökologisch“ (links). Er werde aus „nachhaltig angebautem Buchenholz hergestellt“. Allerdings gibt es nirgendwo einen Hinweis darauf, wie das geprüft wurde. Vermutlich stammt diese Erkenntnis aus der Produktbeschreibung auf Amazon, wo es heißt: „Ein Plus für die Umwelt: Der Babyhochstuhl wird aus Buchenholz von FSC-zertifizierten Wäldern gefertigt. Das garantiert eine nachhaltige und ökologische Waldnutzung, um Pflanzen und Tiere zu schützen.“ Nachweisbar fasch ist die Aussage: „Öko-Test hat ihn mit gut bewertet.“ Denn die aktuelle Bewertung in der Ausgabe 6/2023 ist „befriedigend“ (Mitte). Vor allem aber findet sich in den „Testergebnissen“ kein Hinweis auf das gravierendste Problem, das die Stiftung Warentest herausgefunden hat. Sie bewertet den Stuhl mit „mangelhaft“, denn: „Beim Einbau des Babybügels kann der Sicherheitsgurt nicht mehr befestigt werden. Abstand zwischen Rückenlehne und Babybügel zu groß. Kinder können problemlos aufstehen.“
Krebserregend: Das Puky LR M ist für kaufkompass „Testsieger“(links). Dagegen hat die Stiftung Warentest das Rad in einer anderen Farbe als „mangelhaft“ bewertet. Der Grund: „Gehalt des Flammschutzmittels TCPP liegt über dem EU-Grenzwert für Spielzeug für Kinder unter drei Jahren.“ Dazu erklärt kaufkompass: „Im jüngsten Test der Stiftung Warentest sind von 13 getesteten Laufrädern ganze 10 aufgrund zu hoher Schadstoffbelastung durchgefallen, darunter auch unser Testsieger Puky LR M. Man muss allerdings dazu sagen, dass die Stiftung Warentest sich im Test nach den Grenzwerten für Kleinkinderspielzeug gerichtet hat, was einerseits nicht ganz zutreffend ist, andererseits aber auch nicht ganz falsch, denn auch unter Dreijährige können diese Laufräder bereits nutzen.“ Fragt sich, warum das Puky LR M trotzdem zum Testsieger ausgerufen wird, obwohl es Laufräder ohne (krebserregende) Schadstoffe gibt.
In keinem der angeblichen Tests haben wir konkrete, nachvollziehbare und standardisierte Methoden gefunden, mit denen die angeblichen Testsieger ermittelt wurden. Auch wird nirgendwo erklärt, wie die vorgeblichen Testergebnisse bewertet werden. Unklar bleibt somit beispielsweise, warum der Evomove Nomi („Testergebnisse“: höhenverstellbar, immer Augenkontakt möglich, individuelles Design möglich, ab Geburt nutzbar, teuer, Tisch nicht stabil) zum Testsieger ausgerufen wird und nicht der Stokke Steps (sehr langlebig, bis 85 kg belastbar, dezentes Design, leicht abwischbar, sehr teuer, Babyset muss extra gekauft werden), der nur als „auch gut“ bewertet wird.
Von AllesBeste zu Kaufkompass: Auf unsere Frage, was es kostet, wenn Firmen für ihre Produkte mit dem Kaufkompass-Label für diesen Unsinn werben wollen, haben wir keine Antwort erhalten. Wir wissen aber, dass sich die FAZ ihren immer noch guten Ruf teuer bezahlen lässt. So kostet ihr Label „Deutschlands Kundenchampions“ bis 15.950 Euro (Stand September 2020).
Fazit. Alles gleich, nur besser? Die Übernahme von AllesBeste durch die FAZ hat alles nur noch schlechter gemacht. Denn die User lassen sich durch guten Ruf der Zeitung umso leichter täuschen.