In Zusammenarbeit mit Verbrauchertäuschern von expertentesten.de veröffentlicht das Handelsblatt irreführende „Tests“.
Einleitung
„Hier finden Sie eine große Auswahl an Kauf-, Vergleichs- und Testleitfäden für Produkte, die von Branchenexperten und Fachleuten erstellt und durch maßgebliche Bewertungen unterstützt werden. Mit den Produktvergleichen finden Sie sofort das richtige Produkt“, schreibt das Handelsblatt auf seiner Internetseite. „Getestet“ werden über 70 technische Produkte von All-in-One-PCs über Bluetooth-Kopfhörer und Tintenstrahldrucker bis zu Videoschnitt-Programmen.
Unter der Überschrift „Smartwatch Test 2023 – Die 7 besten Smartwatches im Vergleich“ heißt es: „Vom Vergleich der Betriebssysteme bis zur Wasserdichtigkeit, von den zusätzlichen Features bis zur GPS-Funktionalität – dieser Artikel liefert umfassende Einsichten. Finden Sie heraus, welche Smartwatch wirklich zu Ihnen passt und wie viel Sie dafür investieren sollten.“ „Vergleichssieger“ ist am 17.10.2023 mit einer Note von „sehr gut (1,05)“ die Xiaomi Redmi Watch 3. Im „Notebook Test 2023 – Die 6 besten Notebooks im Vergleich“ wird das LG Electronics SuperSlim mit der Note „sehr gut (1,08) zum „Vergleichssieger“ erklärt.
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: Die Veröffentlichungen erstellt das Handelsblatt in Zusammenarbeit mit expertentesten.de. Dort wird die Smartwatch Sony SWR 50 mit der Note „gut (1,70)“ zum „Vergleichssieger“ ausgerufen. Die Seite beliefert auch rtl.de, wo die Garmin vívomove HR mit der Note „gut (2,26)“ „Vergleichssieger“ ist. Eine nachvollziehbare Begründung für die Notenvergabe haben wir auf keiner dieser Seiten gefunden. Das gleiche gilt für die Notebooks und andere „Tests“.
Mehr noch: Am 18.10.2023 ist die Veröffentlichung auf handelsblatt.com mit „Smartwatch Test 2023 – Die 6 besten Smartwatches im Vergleich“ überschrieben. Angeblicher „Vergleichssieger“ ist an diesem Tag die LIGE BW1846A-DE-ZJL-2 mit der Note „sehr gut (1,06)“. Am 19.10. liegt sie mit der Note „sehr gut (1,04)“ auf dem ersten Platz. Auch die anderen gelisteten Produkte haben andere Noten und teils andere Plätze als am Tag zuvor.
Bei den Notebooks war zwar weiterhin das das LG Electronics SuperSlim „Vergleichssieger“, allerdings jetzt mit der Note „sehr gut (1,11)“. Auf Platz zwei lag das Apple M1 Chip mit der Note „gut (2,04)“. Am Vortag hatte es noch mit der Note „befriedigend (2,86)“ auf dem fünften Platz gelegen. Am 19.10. lag die LG Electronics SuperSlim wieder mit der Note „sehr gut(1,08)“ auf Platz eins. Auf dem zweiten wurde Apple M2 Chip mit der Note „gut (1,63)“ gelistet, das am Vortag noch mit der Note „gut (2,17)“ auf dem dritten Platz lag. Das zeigt: Offensichtlich erfolgt die Notenvergabe vollkommen willkürlich.
Selbstverständlich haben wir das Handelsblatt und RTL um eine Stellungnahme gebeten. RTL antworte uns recht schnell, dass man die Sache prüfe. Doch danach hörten wir nichts mehr. Vom Handelsblatt kam nicht einmal eine Rückmeldung. Im Gegenteil: Am 20.10. fanden wir eine vierte Version der Smartwatch-Tabelle. Von der Notebook-Tabelle veröffentlichte die Zeitung an diesem Tag die Version vom 18. Oktober und am 22. Oktober von beiden „Tests“ eine vierte bzw. fünfte Version, am 24. Oktober dann eine fünfte bzw. sechste.
Im Übrigen warnt auch die Stiftung Warentest vor expertentesten.de. Unter der Überschrift Gefälschte Testergebnisse und Tests, die es nie gab, schreibt sie: "Dieses Portal sagt: Gut. Die Fritteuse von Tefal landet bei diesem Vergleich auf Platz zwei – im Punkt Materialbeschaffenheit überzeugte sie vermeintlich voll und ganz. Auch die Kochergebnisse seien `perfekt homogen´. Stiftung Warentest sagt: Mangelhaft. Unser Test ergab, dass sich Nutzer des Tefal-Geräts heftig die Finger verbrennen können. Am Deckel haben wir mehr als 110 Grad gemessen. Beim Frittieren blieben die Hähnchenschenkel blass. Unser Urteil: Mangelhaft."
Eigentlich sollte unser Fazit lauten: Eine um Seriosität bemühte Zeitung wie das Handelsblatt sollte größtmöglichen Abstand halten zu Verbrauchertäuschern wie expertentesten.de.
Doch jetzt ist unser Fazit: Wer trotz besseren Wissens mit Verbrauchertäuschern wie expertentesten.de zusammenarbeitet, ist selbst unseriös – im besten Fall.