Sowohl Aldi Süd wie Aldi Nord werben damit, das beste Preis-Leistungsverhältnis zu haben. Die günstigsten Preise bieten angeblich bei Aldi Süd und Netto. Doch es kann jeweils nur einen Sieger geben.
Einleitung
„Unsere schönste Auszeichnung: Euer Vertrauen. Aldi Süd sagt Danke für Platz 1 in 27 Kategorien beim Kundenmonitor Deutschland 2023, freut sich der Discounter in ganzseitigen Zeitungsanzeigen. Ausgezeichnet wurde er unter anderem für die „Vielfalt der Sonderangebote und Aktionen“, die „Schnelligkeit an der Kasse“ und das beste „Preis-Leistungsverhältnis“. Das beansprucht auch die Schwesterfirma Aldi Nord zu haben. Aldi Süd belegt auch Platz 1 beim Kundenmonitor Deutschland 2023 in der Kategorie „Wettbewerbsvergleich: Preise“. Den Titel „Preissieger“ hat allerdings auch Netto verliehen bekommen.
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: Aldi Süd wurde auf Grundlage einer Erhebung der Service Barometer AG mit den Kundenmonitor-Labeln ausgezeichnet. Aldi Nord dagegen vom Handelsblatt aufgrund einer Studie des Kölner Marktforschungsinstituts YouGow. Das macht aus Aldi Nord und Süd kurzerhand ein Unternehmen. Deswegen darf auch Aldi Süd mit dem Label des Handelsblattes werben. Wir haben die Pressestellen beider Discounter wegen der Unterscheide zwischen dem Kundenmonitor und YouGov gefragt. Darauf antwortete uns Aldi Süd lapidar: „Ein Vergleich mit Rankings anderer Unternehmen ist nicht sinnvoll, da Erhebungsmethoden und Fragestellungen voneinander abweichen.“
Allerdings könnte es auch sein, dass tatsächlich Lidl oder Netto das beste Preis-Leistungsverhältnis haben? Denn weder YouGov noch die Service Barometer AG haben die Preise und die Leistungen aufwendig erhoben, sondern lediglich Verbraucherinnen und Verbraucher nach ihrer Meinung gefragt. Das gleiche gilt auch für die Zeitschrift Focus Money, die Netto als „Preissieger“ sieht und nicht Aldi Süd.
Sieger? Jeweils zwei Sieger (oben das Preis-Leistungsverhältnis, unten die günstigsten Preise), wo es nur einen geben kann. Da stimmt etwas nicht.
Genau so wenig können Kunden die tatsächliche Qualität von Bioprodukten einschätzen, für die Aldi Süd ebenfalls ein Kundenmonitor-Label bekommen hat. Da zählen schlicht Fakten. Zum Beispiel, dass Aldi Süd im Jahr 2023 der Internetseite produktwarnung.eu zufolge schon fünf Bio-Produkte (Hackfleisch und Maultaschen) wegen Fremdkörpern wie Metallteilen zurückrufen musste, Aldi Nord dagegen nur ein Hackfleisch. Auch Lidl musste nur ein Bio-Mandelmus vom Markt nehmen, da es möglicherweise für Allergiker problematische Erdnüsse enthielt.
Selbstverständlich hat uns interessiert, wie viel Aldi für die 27 Label an die Service Barometer AG bezahlen musste. Aber unsere diesbezügliche Frage hat keiner der Beteiligten beantwortet. Auf die Frage, warum Aldi sicherlich eine Stange Geld für die vielen, teilweise recht banalen Label ausgibt, hat das Deutsche Institut für Bankentests schon im Jahr 2015 eine Antwort gegeben. Es schreibt in einer Neurowissenschaftlichen und psychologischen Betrachtung von Auszeichnungen/Zertifizierungen: „Je mehr Auszeichnungen ein Unternehmen hat, umso höher ist der Stellenwert des positiven Images“. Und rät: „Werbung mit Auszeichnungen – möglichst vielen – ist die am besten investierte Werbung – und das mit kurz- und langfristigem Return of Investment“.
Fazit: Die Label sind für Kunden im besten Fall wertlos. Wertvoll sind sie für die Labelgeber und -nehmer, die durch die Irreführung der Verbraucher Geld verdienen.