Öko-Test sagt, man habe 148 Produkte in der Februar-Ausgabe 2023 getestet. Das ist nicht ganz richtig. Und das heißt nicht, dass man sich verzählt hat.

Einleitung

Vitamin B12: Wer gesund ist und sich ausgewogen ernährt, benötigt meist keine zusätzlichen Vitaminpräparate. Eine Ausnahme: Vitamin B12. Da es fast nur in tierischen Lebensmitteln vorkommt, müssen es vegan lebende Menschen ersetzen. Wir können neun B12-Präparate aus Apotheken und Drogerien empfehlen.
Aufbackbrötchen: Die Brötchen zum Frühstück selbst aufbacken und warm duftend aus dem Ofen ziehen – dafür spricht aus unserer Sicht einiges. Mehr als drei Viertel der Aufbackbrötchen im Test sind „gut“ oder „sehr gut“.
Lippenstifte: So schön der Schein, so unschön die Inhaltsstoffe: Die meisten der getesteten Lippenstifte rasseln durch. Bedenkliche Farbstoffe, Titandioxid und mangelnde Bemühungen vieler Hersteller, das Problem mit der Kinderarbeit für das Glitzerpigment Mica in den Griff zu bekommen, ziehen die Ergebnisse runter.
Körperbutter: In Cremeform oder am Stück: Von den 26 getesteten Produkten ist der überwiegende Teil empfehlenswert – darunter fast die gesamte Naturkosmetik. Einen Persilschein für Körperbutter können wir aber leider nicht ausstellen: Zwei Produkte fallen durch.
Krabbelschuhe: Was für ein Horror: Jeder zweite Krabbelschuh im Test enthält den krebsverdächtigen Farbstoffbestandteil Anilin. In einem Produkt hat das Labor krebserregendes Chromat gefunden. Zum Glück gibt es mittlerweile auch Schuhe ohne diese Problemstoffe.
Kinderzahncremes: Unverantwortlich: In fünf Baby- und Kinderzahncremes steckt immer noch das in Lebensmitteln inzwischen verbotene Titandioxid, darunter sind große Marken wie Blend-a-med und Odol-med 3.
Rosen: Schnell noch ein paar Rosen für die Liebste? Lieber nicht. Die meisten Sträuße strotzen nur so vor Pestiziden. Trauriger Spitzenreiter in Sachen Chemiecocktail: Fleurop. Ganze 21 Pestizide verschickt der Onlineanbieter mit seinen Fairtrade-Rosen. Am besten schneidet der Billigstrauß von Aldi Süd ab.
 
So fasst Öko-Test die Ergebnisse in seiner Februar-Ausgabe 2023 zusammen. Wir haben Ihnen alle Testergebnisse in den entsprechenden Reitern dokumentiert und kommentiert.

Vitamin-B12-Präparate

Vitamin-B12-Präparate

Unsere Einschätzung: Drei Arzneimittel und sieben Nahrungsergänzungsmittel werden wegen Propylparaben, Phosphat, Carboxymethylzellulose oder Titandioxid abgewertet. Propylparaben ist in Verdacht geraten, wie ein Hormon zu wirken, und war im Tierversuch fortpflanzungsgefährdend. Phosphate können besonders für Nierenkranke problematisch sein. Zu Carboxymethylzellulose (E 466) schreibt Öko-Test, dass das Verdickungsmittel „in Tierstudien zu entzündlichen Veränderungen der Darmflora geführt hat.“ Titandioxid (in Lebensmitteln als E 171 deklariert, in Kosmetika als CI 77891) ist seit August 2022 in Lebensmitteln verboten, weil eine genotoxische Wirkung nicht ausgeschlossen werden kann. Der weiße Farbstoff spielt auch in den Tests Lippenstifte und Kinderzahncremes eine Rolle, wird jedoch in jedem der Tests anders bewertet. In Vitamin-B12-Arzneimitteln wird er als bedenklicher/umstrittener Hilfsstoff um zwei Noten abgewertet. Das schlägt sich im Gesamturteil in einer Abwertung um eine Note nieder. Die beiden Titandioxid-haltigen Arzneimittel sind daher „gut“. In Lippenstiften wird der Farbstoff als Inhaltsstoff um zwei Noten abgewertet. Lippenstifte mit Titandioxid können daher bestenfalls „befriedigend“ sein. Auch in Kinderzahncremes wird es als Inhaltsstoff eingestuft und um vier Noten abgewertet. Kinderzahncremes mit Titandioxid sind daher bestenfalls „mangelhaft“. Eine Begründung für die unterschiedliche Bewertung in den drei Tests haben wir nicht gefunden.

Für alle in den Vitamin-B12-Präparaten kritisierten Hilfsstoffe gilt: Ob sie (und vielleicht auch andere bedenkliche Stoffe) in weiteren der „getesteten“ Produkte enthalten sind, weiß Öko Test nicht, denn man verlässt sich auf die Deklaration der Hersteller. Dass die nicht immer stimmt, hat das Blatt in diesem Test selbst festgestellt: In drei der 29 Produkte (zehn Prozent) weicht der gemessene Vitamin-B12-Gehalt erheblich vom deklarierten ab.

Fett gedruckt sind Mängel.
Abkürzungen: µg = Mikrogramm; Zertifizierungen: Veganblume der Vegan Society England; V-Label vegan der Europäischen Vegetarier-Union; Vegan-Neuform der Reformhaus-Genossenschaft.
Anmerkungen: 1) Weiterer Mangel: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung. 2) Produkt enthält laut Nährwerttabelle Silizium (Kieselerde). 3) Angaben „Preis...“ und „Vitamin-B12-Gehalt pro höchster empfohlener Tagesdosis“ für diätetisch bedingte Symptomatik (zum Beispiel Vegetarier). 4) Laut Anbieter ist das Produkt zwar nicht als vegan ausgelobt, enthalte jedoch keine tierischen Inhaltsstoffe. 5) Das Produkt ist ein Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diät). 6) Produkt enthält laut Nährwerttabelle die Aminosäuren L-Glutamin und L-Serin. 7) Laut Anbieter wird das Produkt im stationären Handel ausschließlich bei Rewe angeboten, es ist jedoch auch über die Versandapotheke Doc Morris erhältlich. Laut Anbietergutachten wurde in chargengleicher Bulkware ein niedrigerer Gehalt an Vitamin B12 analysiert, welcher zu einer gemessenen Abweichung unter 50 Prozent führen würde. 8) Enthält tierische Bestandteile: Laktose-Monohydrat (B12 Ankermann, Vitamin B12-Ratiopharm), Gelatine (Vitaking Vitamin B12). 9) Tierische Bestandteile nicht auszuschließen. 10) Laut Hersteller kann es durch äußere Einflüsse nach Inverkehrbringen des Produkts zu Schwankungen des messbaren Vit.-B12-Gehalts kommen. Zudem handele es sich bei den deklarierten Gehalten um Durchschnittswerte.

Aufbackbrötchen

Aufbackbrötchen

Unsere Einschätzung: An diesem Test gibt es nicht viel zu kritisieren. Lediglich, dass man sich beim Ballaststoffgehalt und beim Aroma auf die Deklaration verlassen hat. Wegen Aroma wurde eines der 19 Produkte abgewertet. Ob auch anderen Brötchen Aroma zugesetzt wurde, weiß Öko-Test mangels Test nicht. Eine Kleinigkeit noch: Während Öko-Test regelmäßig die Verpackungen auf umweltschädliche/s PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen untersucht, haben wir in diesem Test keinen Hinweis darauf gefunden.

*Ballaststoffgehalt laut Deklaration oder laut Hersteller.
Fett gedruckt sind Mängel.
Anmerkungen: 1) Laut Anbieter wurde die getestete Charge (L3222265 MHD 21.12.22) bereits aus dem Verkauf genommen. 2) Weiterer Mangel: fehlende Angabe zum Ballaststoffgehalt auf der Verpackung. 3) Laut Anbieter werden Rezeptur und Grammatur des Artikels voraussichtlich im Februar 2023 angepasst: Die Angabe des Ballaststoffgehalts werde in der Nährwerttabelle ergänzt, und es erfolge eine Salzreduktion von 1,30 g auf 1,00 g pro 100 g. Der Nutri-Score optimiere sich von B auf A. Das Produkt erhalte den neuen EAN-Code 4337256530200.

Lippenstifte

Lippenstifte

Unsere Einschätzung: „Per Deklaration prüften wir“, schreibt Öko-Test „die Lippenstifte auf Parfüm, PEG/PEG-Derivate, das seit August in Lebensmitteln verbotene Titandioxid, das möglicherweise wie ein Umwelthormon wirkende Butylhydroxytoluol (BHT) sowie auf die Azofarbstoffe Tartrazin und Gelborange S.“ Warum man bei diesen Parametern auf die Deklaration vertraut, ist unverständlich. Denn bei den Duftstoffen, die im Labor untersucht wurden, stimmte sie für drei von 18 Stiften (15 Prozent) nicht. Ob die mit „befriedigenden“ Lippenstifte tatsächlich die Besten in diesem Test sind, bleibt daher dahingestellt.

Fett gedruckt sind Mängel.
Abkürzungen: MOAH  = aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe, BHT  = Butylhydroxytoluol.
Anmerkungen: 1) Weiterer Mangel: Anbieter hat Farbbestandteile auch auf Nachfrage
nicht aufgeschlüsselt. 2) Citral deklariert, aber im Labor nicht nachgewiesen. 3) Citral
und Citronellol deklariert, aber im Labor nicht nachgewiesen. 4) Weiterer Mangel: Deklarationsmangel: Der sehr stark allergisierende Duftstoff Hydroxycitronellal ist nicht deklariert, wurde jedoch im Labor in Konzentrationen weit über der Deklarationsgrenze von 10 mg/kg für auf der Haut verbleibende Kosmetikprodukte nachgewiesen. 5) Weiterer Mangel: fehlende Angabe „nano“ bei Titandioxid in der Liste der Inhaltsstoffe gemäß EU-Kosmetikverordnung 1223/2009 und der Empfehlung 2022/C 229/01 der EU-Kommission zur Definition von Nanomaterial, wenn das in den Produkten enthaltene Titandioxid mehr als 50 Prozent nanoförmig vorliegt. 6) Enthält die Silikonverbindung Silica Dimethyl Silylate; als solche keine Abwertung unter dem Testergebnis Weitere Mängel, da bereits unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe wegen Paraffinen abgewertet wurde.

Körperbuttter

 Körperbutter

Unsere Einschätzung: Während man sich im Test Lippenstifte unter anderem bei Titandioxid, den bedenklichen Farbstoffen Tartrazin und Gelborange S sowie beim möglicherweise wie ein Umwelthormon wirkenden Butylhydroxytoluol (BHT) auf die Deklaration verlassen hat, werden diese Stoffe im Test Körperbutter nicht erwähnt. Dabei können Sie auch in diesen Produkten enthalten sein. Ob sie es sind, kann man nur wissen, wenn man im Labor danach sucht. Dann würde man möglicherweise feststellen, dass wie bei den Duftstoffen (in drei von 26 Produkten) die Deklaration nicht stimmt. Einige der insgesamt 20 „sehr guten“ und „guten“ Produkte wären dann vielleicht nur „befriedigend“ oder noch schlechter. Aus der Deklaration abgeschrieben hat man in diesem Test übrigens das (Nicht)Vorhandensein von PEG/PEG-Derivaten, Mica und synthetischen Polymeren. Wären auch diese Stoffe, obwohl nicht deklariert, in „sehr guten“ Produkten enthalten, könnten die sogar „mangelhaft“ oder „ungenügend“ sein.

 

Fett gedruckt sind Mängel.
Abkürzungen: MOAH = aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe.
Anmerkungen: 1) Weiterer Mangel: Umkarton, der kein Glas schützt. 2) Weiterer Mangel: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung. 3) Weiterer Mangel: Für das im Produkt eingesetzte Mica (CI 77019) wurde die Lieferkette zurück bis zur Mine seitens des Herstellers nicht ausreichend belegt, wodurch Kinderarbeit nicht ausgeschlossen werden kann. 4) Cumarin und Geraniol deklariert, aber im Labor nicht nachgewiesen. 5) Eugenol deklariert, aber im Labor nicht nachgewiesen. 6) Citronellol deklariert, aber im Labor nicht nachgewiesen. 7) Laut Anbieter kam es zu einer nicht spezifikationskonformen Lieferung des Verpackungsmaterials. Ab 2023 seien die Chargen wieder in unbeschichtetem Zellophan verpackt. 8) Laut Anbieter wurde das Climate-Partner-Logo von der Verpackung entfernt. 9) Vom Anbieter wurde die Abbildung einer neueren Version des Etiketts zur Verfügung gestellt, auf der die Labels No Microplastics und cruelty-free entfernt wurden. 10) Laut Anbieter ist das Produkt nicht mehr im stationären Handel verfügbar. 11) Laut Anbieter wurde inzwischen die Rezeptur geändert, ab der Charge 8.11. Jacek sei keine Murumurubutter mehr enthalten. 12) Laut Anbieter wird das Produkt voraussichtlich noch bis Februar/März verkauft.

Krabbelschuhe

Krabbelschuhe

Unsere Einschätzung: „Lederzertifizierung als chromfrei gegerbt laut Anbieterangaben“, schreibt Öko Test. Dass man sich auf die verlassen hat, hat aber keine Auswirkungen auf das Gesamturteil. Denn wären sie trotzdem mit Chrom gegerbt worden, hätte man das mutmaßlich bei der Laboruntersuchung auf Chrom und das krebserregende Chrom VI gemerkt. Es hätte aber auch nicht geschadet, von den Anbieter Nachweise zu verlangen.

Lederzertifizierung als chromfrei gegerbt laut Anbieterangaben.
Fett gedruckt sind Mängel.
Abkürzungen: OIT = Octylisothiazolinon; OPP = Orthophenylphenol; TCMTB = 2-(Thiocyanomethylthio)benzthiazol.
Anmerkungen: 1) Weiterer Mangel: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Klarsichtfolie der Verpackung. 2) Laut Anbieter wird chromfrei gegerbtes Leder verwendet.

Kinderzahncreme

Kinderzahncreme

Unsere Einschätzung: Wie bei allen Tests von Kosmetikprodukten hat man auch in diesen Test für viele Parameter lediglich die Deklaration abgeschrieben, statt im Labor zu testen. Daher kann man auch nicht wissen, ob die empfohlenen Produkte wirklich „sehr gut“ oder „gut“ sind. In der Zutatenliste des Logodent Happy Kids Erdbeer-Zahngels findet sich Maltodextrin. Das ist „ein Stoff aus dem Abbau von Stärke, der Karies begünstigt. Wir sagen: In Zahncremes hat Maltodextrin nichts zu suchen“, schreibt Öko-Test. Trotzdem werden die Inhaltsstoffe des Zahngels mit „gut“ bewertet. Wir überlassen es Ihnen, ob Sie solchen Testergebnissen vertrauen wollen.

Fett gedruckt sind Mängel.
Anmerkungen: 1) Weiterer Mangel: Umkarton, der kein Glas schützt und kein Zubehör (Fingerzahnbürste) enthält. 2) Weiterer Mangel: synthetische Polymere in der Rezeptur (hier: Carbomer). 3) Weiterer Mangel: eine Darreichungsform bei einer fluoridhaltigen Zahncreme, bei der die kontrollierte Dosierung einer reis- bzw. erbsensgroßen Menge Zahncreme nur erschwert möglich ist. 4) Weiterer Mangel: fehlender Hinweis bezüglich zusätzlicher Fluoridgaben bei einer fluoridhaltigen Zahncreme. 5) Weiterer Mangel: fluoridhaltige Zahncreme ohne oder mit lückenhaften Dosierangaben und/oder Hinweisen zur Häufigkeit des Zähneputzens in deutscher Sprache. 6) Weiterer Mangel: fehlender Hinweis auf notwendige Fluoridgaben bei einer fluoridfreien Kinderzahncreme. 7) Weiterer Mangel: eine Produktauslobung, die die Anwendung einer fluoridfreien Zahncreme über den 1. Geburtstag hinaus empfiehlt. 8) Weiterer Mangel: keine Angabe, wie oft die Zähne geputzt werden sollten, bei einer Kinderzahncreme ohne bzw. mit nur 500 ppm Fluorid. 9) Weiterer Mangel: Herkunft und Hersteller des im Produkt eingesetzten Micas (CI 77019) genannt, aber Lieferkette bis zur Mine nicht ausreichend belegt, wodurch Kinderarbeit anhand der Unterlagen nicht ausgeschlossen werden kann. 10) Weiterer Mangel: auf unsere Nachfrage hin keine oder keine konkreten Angaben zu Herkunft, Hersteller und/oder Lieferkette des im Produkt eingesetzten Micas (CI 77019). 11) Laut Anbieter wurde der Artikel bei Rewe ausgelistet und wird nur noch bei Penny vertrieben. Ab April 2023 werde auf eine Rezeptur frei von Titandioxid umgestellt. 12) Auf dem Produkt ist ein Rezyklatanteil von 70 Prozent (nur Tube) deklariert. Laut Anbieter ist davon auszugehen, dass bei der Berechnung des Recyclinganteils in der Tube seitens des Lieferanten ein Fehler unterlaufen sei. Die Sachlage sei noch nicht abschließend geklärt. Bis zur finalen Klärung werde die Ware vorsorglich aus dem Verkauf genommen. 13) Verpackung enthält Fingerzahnbürste. Diese wurde nicht getestet. 14) Laut Anbieter wird im Laufe des Jahres 2023 die Fluoridkonzentration auf 1.000 ppm erhöht. Die Umstellung werde deutlich auf der Umverpackung kenntlich gemacht.

Rosen

Rosen

Unsere Einschätzung: Öko-Test schreibt: „Kein einziger Strauß im Test kommt ohne Pestizidcocktail daher, jeder dritte enthält sogar eine zweistellige Anzahl Spritzmittel. Der Fleurop Rosenstrauß Colorful Roses toppt dabei alle: Das Labor fand darin Rückstände von 21 verschiedenen Pestiziden. Bei zehn Spritzgiften handelt es sich sogar um solche, die wir als besonders bedenklich einordnen. In dieser Problemgruppe landen etwa Verbindungen, die laut aktueller Studienlage sicher oder wahrscheinlich krebserregend, erbgutverändernd, fortpflanzungsschädigend oder bienentoxisch sind. Doch der eigentliche Skandal kommt noch: Auf drei Vierteln der Rosensträuße im Test kleben Spritzmittel, deren Anwendung in Europa verboten ist. Zum Beispiel das laut Europäischer Chemikalienagentur (ECHA) vermutlich krebserregende Insektizid Thiacloprid oder das Fungizid Carbendazim, das im Verdacht steht, genetische Defekte zu verursachen. Beide können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen. (..) Die höchste Menge eines Einzelstoffs enthält der Gut & Günstig Moosrosenstrauß, dunkelrot von Edeka, in dem das Labor ganze 45,1 Milligramm pro Kilogramm des Fungizids Spiroxamin gemessen hat. Spiroxamin zählen wir zu den besonders bedenklichen Pestiziden, es steht im Verdacht, die Organe und das Kind im Mutterleib schädigen zu können.“

Seriöser Weise weist Öko-Test darauf hin, dass Rosenkäufer gesundheitlich nicht wirklich gefährdet sind. Ein gesundheitliches Problem sei „der massenweise Einsatz der Chemikalien vor allem für die Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Blumenfarmen. Denn viele Beschäftigte spritzen die Pestizide noch immer ohne geeignete Schutzausrüstung“. Diese Einschätzung führt vermutlich allerdings dazu, dass die Pestizid-geschwängerten Rosen weiterhin gekauft werden und sich kaum etwas ändert. Vor zehn und mehr Jahren waren die Testergebnisse ähnlich schlecht. Anders als offenbar bei den Krabbelschuhen hat sich Öko-Test in diesem Test die Zertifikate (zum Beiipiel von Fairtrade) vorlegen lassen.

Fett gedruckt sind Mängel.
Abkürzungen: GGN = Verbraucherlabel für Betriebe mit Global-G.A.P.-Zertifizierung. Global G.A.P. ist eine Handelsmarke, die eine Reihe von Standards für gute Agrarpraxis (G.A.P.) umfasst. MPS = Zertifizierungen wie MPS-ABC, MPS-SQ und/oder MPS-GAP der MPS-Group. Es handelt sich um Industriestandards, die zwar unabhängig von ihren Zertifikatsinhabern oder Mitgliedern vergeben werden. Es mangelt jedoch an Transparenz und jährlichen internen Audits des Managementsystems.
Anmerkungen: 1) Es wurden unter anderen die Pestizide Methamidophos und Thiamethoxam nachgewiesen. Beide stehen auf der Roten Liste von Fairtrade. Die Rosen stammen von einer Fairtrade-zertifizierten Farm, werden aber selbst nicht als Fairtrade-Produkt vermarktet. Laut Anbieter handle es sich bei Methamidophos um ein Abbauprodukt des ebenfalls nachgewiesenen Acephat. Das Thiamethoxam steht erst seit Juli 2022 auf der Roten Liste und stamme nach Meinung des Anbieters aus einer zurückliegenden Anwendung. 2) Laut Anbieter wird das Pestizid Methoxyfenozid auf keiner der zuliefernden Farmen verwendet. 3) Laut Anbieter wird seit 1. Januar 2023 sukzessive die Kennzeichnung Global Gap (GGN) eingeführt. Aufgrund des Testergebnisses solle die interne Spezifikation für die Produktion von Blumen angepasst werden (ab sofort maximal neun Wirkstoffe, maximal 25 mg/kg in der Summe aller eingesetzten Wirkstoffe), und es sollten verstärkt chemische Untersuchungen durchgeführt werden. 4) Laut Anbieter wurde das nachgewiesene Pestizid Prochloraz (sowie die Metaboliten BTS 44595, BTS 44596) nicht verwendet. Verunreinigungen könnten durch die Laufbänder in der Rosenaufbereitung ins Produkt gelangen. 5) Laut Anbieter handelt sich um einen Rosenstrauß, der von einem der rund 4.000 Fleurop-Partnerfloristen zugestellt wurde. Laut Anbieter kaufen diese ihre Ware zum Teil selbstständig von verschiedenen Gärtnereien und (Groß-)Händlern ein, nehmen den jeweiligen Fleurop-Auftrag an, binden den Strauß und liefern ihn zum gewünschten Termin. Für diesen von uns berücksichtigten Strauß sei die Ware von einem stationären Großhandel in Frankfurt bezogen worden, sodass die Rückverfolgung der Rosen und das Beantworten unseres Fragebogens nicht möglich sei. 6) Im Produkt wurde das Pestizid Captan nachgewiesen, das auf der Roten Liste von Fairtrade steht. Die Rosen stammen laut Anbieter von einer Fairtrade-zertifizierten Farm, werden selbst aber nicht als Fairtrade-Produkt vermarktet. Laut Anbieter sei Captan wie auch drei andere im Produkt nachgewiesene Pestizide auf der Rosenfarm nicht genutzt worden und müsse aus dem Schnittgrün stammen.