Ohne die Unfallsicherheit getestet zu haben, bewerten Zeitschriften wie der Stern, Brigitte, Bild, Computerbild und mehr als 60 weitere Vergleichsanbieter Autokindersitze. Sie empfehlen Produkte, die der Stiftung Warentest und dem ADAC zufolge wegen Sicherheitsmängeln "mangelhaft" sind. Viele Fälle für die Staatsanwaltschaft.
Einleitung
50 Autokindersitze haben die Stiftung Warentest und der ADAC im Jahr 2022 getestet. Untersucht wurden die Unfallsicherheit, die Sicherheit der Sitzkonstruktion, die Handhabung, die Ergonomie und die Schadstoffbelastung. Für fünf Sitze lautet das Gesamturteil "mangelhaft". Drei wurden wegen hoher Schadstoffbelastung der Bezüge abgewertet, der Kinderkraft Comfort UP, weil es ein "hohes Risiko beim Seitenaufprall bei vorgeschriebener Verwendung ohne Rückenlehne ab 25 kg" gibt und der Urban Uptown TV107, der ein "hohes Verletzungsrisiko beim Seitenaufprall" birgt. Er ist zudem hoch mit Schadstoffen belastet (die gesamten Testergebnisse haben wir Ihnen im gleichnamigen Reiter dokumentiert).
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: An dem Test gibt es wenig zu bemängeln, außer dass die Schadstoffe nur in Ausnahmefällen bei besonders hoher Belastung in die Bewertung eingehen und beispielsweise so genannte aromatische Amine (das sind krebserregende Farbstoffbestandteilen) nicht getestet wurden. Doch wenn Eltern auf der Suche nach dem besten Sitz googeln, finden Sie nicht nur den ADAC und die Stiftung Warentest, sondern über 60 Test- und Vergleichsanbieter. Beispielsweise die Internetseite der Zeitschrift Stern. Dort bekommen sie, anders als bei der Stiftung Warentest, die Ergebnisse ebenso kostenlos wie beim ADAC. Der "mangelhafte" Kinderkraft Comfort UP wird von stern.de als "gut (1,50)" eingestuft, allerdings nicht auf der Grundlage von Tests, sondern von allgemein zugänglichen Informationen und Merkmalen.
"In die Bewertung der Produkte fließen zahlreiche Kriterien mit ein. Zunächst erfolgt der Blick auf generelle wichtige Fakten bei den Produkten wie die Technische Daten, die Ausstattung, die Verarbeitung, der Lieferumfang und die Lieferzeiten, die Aktualität, die Kompatibilität oder die Ergebnisse von Verbraucherportalen. Anschließend analysieren wir das Interesse der Nutzer, wobei dieser Punkt von uns mit einer hohen Gewichtung berücksichtigt wird. Unser Ansatz ist die sogenannte Click-Through-Rate, wie oft also ein Produkt im Verhältnis zur Besucheranzahl angeklickt wird. Ebenso wichtig sind die Nutzererfahrungen. Hierzu analysieren wir die verfügbaren Kundenbewertungen bei mehreren Online-Händlern und berücksichtigen sowohl positive als auch negative Erfahrungen von Nutzern. Eine noch größere Rolle in der Gewichtung der Benotung spielen der Preis und das Preis-Leistungs-Verhältnis. Von daher erfolgt eine Bevorzugung von preislich besonders attraktiven Offerten der von uns verlinkten Online-Shops", heißt es auf stern.de.
Kaum sichtbar findet sich über der Ergebnistabelle das Wörtchen "Anzeige". Vermutlich will man sich dadurch der redaktionellen und journalistischen Verantwortung entledigen.
Auf unsere Frage, "nachvollziehbar zu erklären, wie die Bewertung zustande kommt, das heißt, welche Parameter mit welcher Gewichtung eingeflossen sind", haben wir übrigens keine Antwort bekommen. Möglicherweise ist die Bewertung, wie zum Bespiel bei expertentesten.de, schlicht willkürlich. Die Seite veröffentlicht für den "mangelhaften" Kinderkraft Comfort UP vier unterschiedliche Bewertungen: von "gut (1,80)" bis "befriedigend (2,66)". Ähnliches gilt für die Seiten testsieger.digital, testundspar.de, kaufberater.co und testsieger.live. Sie werden von der Compare Factory verantwortet und weisen für den Sitz drei unterschiedliche Ergebnisse aus. Wie viele Betreiber von Fake-Test-Seiten ist die Compare Factory juristisch kaum greifbar, denn sie sitzt nicht in Deutschland, sondern in Dubai (alle dubiosen Seiten, die wir gefunden haben, sind im Reiter Vergleichs- und Fake-Test-Seiten aufgeführt und kommentiert).
Einige Hersteller scheint das alles nicht zu stören. Obwohl sie wissen muss, wie dubios die Auszeichnungen und Label all dieser Seiten sind, wirbt beispielsweise die Firma Britax noch immer mit den Labeln/Auszeichnungen von vergleich.org und warenvergleich.de.
Gut? Die Label, mit den Britax wirbt, sind nicht nur dubios, sondern auch uralt.
Fazit: Bis auf die Stiftung Warentest/den ADAC täuschen alle aufgeführten Seiten die Eltern und nehmen gesundheitliche Gefahren für Kinder zumindest grob fahrlässig in Kauf. Unserer Meinung nach Fälle für die Staatsanwaltschaft.
Vergleichs- und Fake-Test-Seiten
Vergleichs- und Fake-Test-Seiten
Alle folgenden Seiten empfehlen einen oder mehrere von der Stiftung Warentest/dem ADAC mit "mangelhaft" bewertete/n Sitz/e.
stern.de, brigitte.de, kinderinfo.de: Alle drei Seiten empfehlen den von der Stiftung Warentest/dem ADAC mit "mangelhaft" bewerteten Kinderkraft Comfort UP. Bei stern.de (12 mitwachsende Kindersitze im großen Vergleich) erreicht er mit der Note "gut (1,50)" den dritten Platz. Eine Kleinigkeit nur. An anderer Stelle war von 1,51 die Rede. Von uns darauf hingewiesen erklärte die Heidorn GmbH (sie beliefert stern.de und brigitte.de mit ihren Fake-Ergebnissen): "Hier kam es leider zu einem Fehler in der Ausgabe, diesen haben wir soeben behoben und weitere Änderungen vorgenommen." Weitere Änderungen? Tatsächlich waren es plötzlich nur noch "11 mitwachsende Kindersitze im großen Vergleich". Genauso plötzlich wurde die Bewertung des Sitzes auf "sehr gut (1,45)" geändert. Die Seite kinderinfo.de betreibt die Heidorn GmbH selbst, bezeichnet aber wie die beiden anderen Seiten die Veröffentlichung als "Anzeige". Vermutlich will man sich dadurch der redaktionellen und journalistischen Verantwortung entledigen.
expertentesten.de, rtl.de: Ein Kindersitz, vier unterschiedliche Vergleichsergebnisse von expertentesten.de. Das lässt vermuten, dass die Bewertung wie bei vielen anderen Seiten vollkommen willkürlich ist. Die Seite beliefert rtl.de, wo das Ergebnis rechts veröffentlicht wurde. Unsere Einschätzung zu expertentesten.de Sie hier: Handelsblatt
vergleich.org, warenvergleich.de, bild.de, computerbild.de, oe24.at, n-tv.de, kita.de, testsieger.bussgeldkatalog.org, haushaltstipps.de: vergleich.org ist der Marktführer der unseriösen Vergleichsportale und behauptet von gleich zwei der laut Stiftung Warentest/ADAC wegen eines Sicherheitsmangels "mangelhaften" Sitze, dem Kinderkraft Comfort UP und dem Urban Uptown TV107, sie seien "gut" (links). bild.de und computerbild.de, die wie oe24.at, n-tv.de, testsieger.bussgeldkatalog.org von der Seite mit ihren irreführenden Ergebnissen beliefert werden, behaupten das nur vom Urban Uptown TV107. Auf allen Seiten findet sich, eingerahmt zwischen dem angeblichen Vergleichssieger und dem Preis-Leistungs-Sieger der laut Stiftung Warentest/ADAC "mangelhafte" Walser Kindersitz. Er wird als "Highlight" bezeichnet (rechts). Seine Aufnahme und Platzierung in der Tabelle sind bezahlt, wie sich aus dem kleinen Hinweis "Anzeige" ergibt. Erstaunlich ist, wie viel Geld man mit Verbrauchertäuschung und Irreführung verdienen kann. Einem Bericht der Seite omr.com soll die VGL-Gruppe 2021, zu der auch kita.de und ein Agenturgeschäft gehört, "im vergangenen Jahr 50 Millionen Euro Umsatz und 9,8 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet haben".
Die Seiten warenvergleich.de und haushaltstipps.de werden von der DA Digitale Arbeit GmbH betrieben. Über einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag wird sie von die VGL Publishing AG (vormals VGL Verlagsgesellschaft mbH) kontrolliert, die unter anderem auch vergleich.org verantwortet. Mehr zu diesem verbrauchertäuschenden Netzwerk finden Sie hier: Das Netzwerk
Weitere Informationen zu vergleich.org finden Sie hier: Test Orangenpressen
Unsere Einschätzung zu warenvergleich.de lesen Sie hier: Vergleich Babymatratzen
Unsere Einschätzung zu bild.de finden Sie hier: Deutschlands Kundenkönige
Unsere Einschätzung von testsieger.bussgeldkatalog.org finden Sie hier: Testsieger.bussgeldkatalog.org
testsieger.digital, testundspar.de, kaufberater.co, testsieger.live (von oben nach unten): Die vier Seiten werden von der Compare Factory verantwortet. Für den laut Stiftung Warentest/ADAC "mangelhaften" Sitz Kinderkraft Comfort UP weisen sie drei unterschiedliche, allesamt willkürliche Ergebnisse aus. Zu ihrem Zustandekommen heißt es: "Unsere Rankings werden durch künstliche Intelligenz (AI) aus der algorithmischen Analyse aus Hunderttausenden von Kundenbewertungen zu Produkten, Marken, dem Serviceniveau der Händler, als auch Beliebtheitstrends und vielem mehr erstellt." Das Oberlandesgericht Köln der Seite test.net übrigens untersagt, solchen Blödsinn als Test auszugeben. Die Compare Factory ist allerdings schwer zu belangen. Sie sitzt, wie viele Anbieter von Fake-Test-Seiten nicht in Deutschland. Sie residiert in Dubai.
warenberater.de, 10toptest.de, netzsieger.de, testbaron.com, kaufberater.org, bestereviews.de, strawpoll.de, meistervergleich.de, kindersitzetests.de, panbu.de, kindersitz-im-test.de, kleinaberstark.com, vergleichslabor.de, elternkompass.de, netzvergleiche.de: Alle Seiten empfehlen einen oder mehrere der laut Stiftung Warentest/ADAC "mangelhaften" Sitze. Für warenberater.de beispielsweise ist der Kinderkraft Comfort UP "Vergleichssieger" mit der Bewertung "sehr gut". Das ist eine zumindest grob fahrlässige Irreführung von Eltern und gefährdet die Gesundheit von Kindern.
Auf den Seiten babysicherheit24.de, babywissen.com, eltern-abc.de, eltern-aktuell.de, elternkompass.de, elternstube.de, test-und-ratgeber.de, top5-test, bestenz.de, babys10.com, autobibel.de, baby-ratgeber.com, topratgeber24.de, experten-beraten.de, kindersitztests.com, ihre-baby-welt.de, etest.de und den unten aufgeführten Seiten von 1a-tests.de bis vergleich.tagesspiegel.de zu werden keine der von der Stiftung Warentest/dem ADAC mit "mangelhaft" bewerteten Sitze empfohlen. Doch das ist reiner Zufall, ebenso wie die Bewertung der Produkte auf diesen Seiten. Denn alle machen zumindest keine nachvollziehbaren Sicherheitstests.
1a-tests.de, 1a-testsieger.de, test-vergleich-check.de: Die Seiten werden vom gleichen Betreiber verantwortet, weisen aber völlig unterschiedliche Vergleichsergebnisse aus. Unsere Einschätzung zu 1a-testsieger.de finden Sie hier: Vergleich Sonnenöle.
baby-test.org: "Für unsere Testberichte prüfen wir daher jedes Produkt nach verschiedenen Kriterien und bewerten anhand der Prüfergebnisse die Testprodukte mit 0 bis 5 Sternen", schreibt die Seite. Allerdings kann von Test wohl keine Rede sein, wenn keine Sicherheitstest durchgeführt werden. Außerdem interessant ist die Aussage: "Um unseren Lesern einen bestmöglichen Service bieten zu können, haben wir eine Kooperation mit Baby-Walz geschlossen, sodass wir in der Lage sind, regelmäßig neue Babyprodukte testen zu können, welche uns freundlicherweise von Baby-Walz zur Verfügung gestellt werden." Die Seite hat zwar ein Impressum, es wird aber kein Verantwortlicher genannt.
beste-testsieger.de: Unsere Einschätzung zu beste-testsieger.de finden Sie hier: beste-testsieger.de
ehrliche-tests.de: Unsere Einschätzung zu ehrliche-tests.de finden Sie hier: Baby-Produkte
erfahrungen-tests.com: Unsere Einschätzung zu erfahrungen-tests.com finden Sie hier: Zigarrenschneider
testbericht.de: Unsere Einschätzung zu testbericht.de finden Sie hier: Testbericht.de
testberichte.de: Unsere Einschätzung zu testberichte.de finden Sie hier: testberichte.de E-Bikes
testhit.de, klartest.de: Die Seiten werden vom gleichen Betreiber verantwortet, weisen aber völlig unterschiedliche Vergleichsergebnisse aus. Unsere Einschätzung zu testhit.de finden Sie hier: Test Kinderwagen
testsieger.de: Die Seite führt keine eigenen Tests durch, sondern errechnet aus Tests anderer Anbieter und Kundenmeinungen eine Durchschnittsnote. Daneben gibt es auf testsieger.de/testportal Beiträge die, für die man die Bezeichnung "Test" gelten lassen kann. Unsere Einschätzung zu testsieger.de finden Sie hier: Test Sodastream
test-vergleiche.com: Unsere Einschätzung zu test-vergleiche.com finden Sie hier: Vergleich Babyphone
vergleich.tagesspiegel.de: Vergibt keine Noten, überschreibt seinen Bericht aber mit: "Die 18 besten Kindersitze im Vergleich".
