Transparent, unabhängig, objektiv und verbraucherorientiert will die Seite markenvertrauen-deutschland.de sein. Doch Misstrauen ist mehr als angebracht.
Einleitung
Die Internetseite markenvertrauen-deutschland.de produziert Tests wie am Fließband. Allein im Juni 2022 waren es 15. Getestet werden Partnervermittlungen, jede Menge Online-Shops, zum Beispiel für Plus-Size Mode oder für Allergiker, aber auch "Abseitiges" wie Hersteller von Magnetfelddecken für Pferde (die sollen den Tieren Entspannung ermöglichen und Schmerzen lindern). Die Testmethode ist bei allen Untersuchungen identisch. Online werden zumeist um die 800 Teilnehmer befragt, welchen Marken, Produkten oder Herstellern sie vertrauen. Zur Auswahl stehen in der Regel je Test fünf Produkte/Marken/Hersteller, die von markenvertrauen-deutschland.de ausgewählt wurden.
Sinn und Zweck des Ganzen ist, die "Kaufbereitschaft (von Kunden) zu erhöhen", schreibt markenvertrauen-deutschland.de.
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: Obwohl nichts im Labor getestet wurde, sondern nur Meinungen von Internetnutzern eingeholt werden, gibt es "Testsieger" und ein entsprechendes Label. Zudem wird zum Beispiel im Test SUP-Boards (das sind die Bretter, auf denen man stehend paddelt) den Herstellern bescheinigt, dass sie "sich durch hochwertige Qualität ihrer Boards" auszeichnen. Doch das kann markenvertrauen-deutschland.de gar nicht wissen, denn das hätte man im Labor untersuchen lassen müssen. Auch darf man an der Kenntnis der Befragten zweifeln, geben sie doch beispielsweise dem Wirtschaftsprüfer EY den zweiten Platz. Das ist die Firma, die jahrelang die Bilanzen von Wirecard geprüft und nicht gemerkt hat, dass dort ein milliardenschwerer Betrug im Gange war.
Doch es gibt noch viel größere Probleme. Die Firma Herzblatt beispielsweise darf sich Testsieger bei veganen Nagellacken nennen. Für den Titel reicht, dass 24,2 Prozent der Befragten ihr vertrauen. Umgekehrt heißt das: 75,8 Prozent vertrauen ihr nicht. Kein Einzelfall. Bei Mehrwegsystemen für Tassen und Geschirr liegt die Firma reCircle auf Platz eins und bekommt den Titel "Marke des Jahres", obwohl ihr gerade einmal 21,4 Prozent das Vertrauen aussprechen. Nur vier Anbieter kamen in den 93 Tests, die bis Anfang Juli 2022 veröffentlicht wurden, auf mehr als 40 Prozent: Wilkinson Sword (46,9 Prozent), Cewe (46,0 Prozent), Weber Grill (41,6 Prozent) und Vorwerk (40,5 Prozent). Alle so genannten Testsieger haben wir im gleichnamigen Reiter dokumentiert.
Bekanntlich geht es immer schlimmer. Da freut sich der Finanzchef der Bring GmbH (und wirbt mit dem entsprechenden Label): "Das Institut für Markenvertrauen hat Bring mit einem hervorragenden dritten Platz in der Kategorie Blitz-Lieferdienste ausgezeichnet. Wir bedanken uns bei unseren Kunden und Mitarbeitern für diese großartige Auszeichnung". Großartige Auszeichnung? Auf jeden Fall kein großartiges Ergebnis, denn gerade einmal 17,1 Prozent der Befragten vertrauen der Bring GmbH. Zudem weiß man nicht (wie bei allen anderen Tests), ob die Befragten überhaupt Kunden sind oder jemals waren.
Doch es kommt noch dicker. Die Firma Skinfox wirbt damit, dass sie "sich mit ihren Produkten der Kategorie SUP-Boards und Accessoires unter den Top 5 der deutschen Hersteller platziert" habe und "Testsieger" bei den Herstellern von SUP-Boards sei. Tatsächlich ist Skinfox auf dem letzten, dem fünften Platz gelandet. Gerade einmal 13,3 Prozent vertrauen ihr. Von der Aubii GmbH, die neben markenvertrauen-deutschland.de auch die Seite ausgezeichnet.org betreibt, wollten wir wissen, ob sie diese Werbung genehmigt hat? Eine Antwort haben wir nicht bekommen.
Testsieger, Marke des Jahres? Solche Bewertungen von markenvertrauen-deutschland.de und ausgezeichnet.org (das orangefarbene Label rechts) sind nichts als Geschäftemacherei und Irreführung der Verbraucher.
Auf ausgezeichnet.org werden die gleichen Tests veröffentlicht wie auf markenvertrauen-deutschland.de. Allerdings nicht ganz so viele, denn das Geschäftsmodell von ausgezeichnet.org ist eigentlich, Bewertungen verschiedener Portale und Shops zu sammeln und daraus ein zusammenfassendes eigenes Label zu machen.
Ausgezeichnet? Die Internetseite sammelt die Bewertungen verschiedener Portale und Shops und macht daraus ein eigenes Label. Weil das nicht deutlich gemacht wurde, hatte das Landgericht Köln im Jahr 2017 die damalige Version des Labels verboten.
Fazit. Wer es nötig hat, mit einem Unsinn wie den Labeln von markenvertrauen-deutschland.de und ausgezeichnet.org zu werben, dem sollte man misstrauen.