Die Zeitschrift €uro am Sonntag bewertet angeblich, wie umweltfreundlich Aktienfonds investieren. Doch das "€uro Eco Rating" garantiert keine saubere Geldanlage.

Einleitung

"Ruhig mal streng sein". So beschreibt die Zeitschrift €uro am Sonntag ihr Vorgehen bei der Bewertung von Aktienfonds. Denn "viele Anleger möchten nachhaltig investieren, um so das Klima und die Umwelt zu schützen", heißt es in der Extra-Ausgabe 3/2021. Doch das klinge einfacher, als es sei. Niemand wisse, welche Fonds wirklich nachhaltig anlegen, einheitliche Standards zur Bewertung fehlten bislang.

Mit ihrem "€uro Eco Rating" will €uro am Sonntag jetzt Klarheit schaffen und benoten, "wie Klima- und umweltfreundlich Fonds und ETFs anlegen". Bis zu 14,29 von 100 möglichen Punkten bekommt ein Fonds beispielsweise für die "Umweltorientierung", wobei wir keine Erklärung gefunden haben, was damit gemeint ist. Ebenfalls bis zu 14,29 Punkte gibt es für die CO2-Emissionen. Berücksichtigt werden "nicht nur direkte, sondern auch indirekte Treibhausgasemissionen, die durch die vom Unternehmen hergestellten Produkte entstehen". Das bedeute: "Einem Autohersteller werden auch die Emissionen seiner Autos zugeschlagen. Genauso zählt zur Bilanz eines Ölkonzerns das CO2, das anfällt, wenn Öl verbrannt wird." Am Ende wird jeder Fonds mit Noten zwischen "A - sehr gut" und "E - ungenügend" bewertet (nach den Schulnotensystem müsste es eigentlich "F - ungenügend" sein, aber die Note "mangelhaft" gibt es im €uro Eco-Rating nicht). "Sehr gute" Fonds können mit dem Label werben, wenn sie dafür zwischen 2.900 bis 10.900 Euro im Jahr bezahlen.

Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: Wir müssen mit dem €uro Eco-Rating, das auch auf der ebenfalls zum Finanzen-Verlag gehörenden Internetseite boerse-online.de veröffentlicht wird, nicht streng sein, um festzustellen: Das war wohl nix. So haben fünf Fonds in der Extra-Ausgabe mit "A - sehr gut" abgeschnitten. Wir wollten von €uro am Sonntag wissen, wie viele Punkte sie bekommen haben, denn die Punktzahl wurde nicht veröffentlicht. Die Antwort der leitenden Redakteurin Julia Groß macht deutlich, warum. Sie schreibt: "Das Eco-Rating wird auf Basis einer Normalverteilung der bewerteten Fonds berechnet. Die Punktzahl, bei der ein bestimmtes Rating erreicht wird, kann daher von Quartal zu Quartal (wir berechnen das Rating vier Mal im Jahr) leicht variieren. Deshalb werden die Punktzahlen nicht veröffentlicht." Wichtiger als die variierenden Punktzahlen ist allerdings die Bewertung auf Basis einer Normalverteilung. Denn das heißt: Die Fonds mit den meisten Punkten erhalten ein "A - sehr gut". Ganz gleich, wie viele oder wie wenige Punkte es sind. So ist garantiert, dass es immer etwa zwölf Prozent der untersuchten Fonds gibt, deren Anbietern man ein Label verkaufen kann.

Mit "sehr gut" wurde unter anderem der Gané Value E (ISIN: DE000A2JQJ20) der Fondsgesellschaft Actatis bewertet. Der hält unter anderem Aktien von Rio Tinto, einem der größten Bergbaukonzerne der Welt. Im Fonds sind auch Aktien der Google Mutter Alphabet, deren Produkt, die Google-Suche, jedes Jahr ein paar hunderttausend Tonnen CO2 verursacht. Bis vor kurzem hielt er auch noch Aktien des Glyphosat-Herstellers Bayer. Wie solche Unternehmen bepunktet werden, wollten wir von der österreichischen Firma Mountain-View Data wissen, die für €uro am Sonntag die Bepunktung vornimmt. Sie schrieb uns: "Bergbaukonzerne wie die Rio Tinto Group fallen nicht in unsere Bewertung für das Eco Rating, es sei denn, diese bauen Uran. Die Bayer AG wird ebenfalls (..) im Rahmen dieser Bewertung nicht berücksichtigt."

Von der Zeitschrift als umwelt- und klimafreundlich anlegend eingestufte Fonds dürfen auch in Aktien von Gas- und Ölunternehmen investieren. Macht ein Unternehmen mit den klimaschädlichen fossilen Energieträgern weniger als zehn Prozent seines Umsatzes, gibt es 7,14 Punkte, bei mehr als zehn Prozent immerhin noch 3,57. Die gleiche Punktzahl erhalten Unternehmen, die mehr als ein Prozent ihres Umsatzes mit Atomenergie oder über zehn Prozent mit Fracking machen. Das ist eine höchst umweltbelastende Methode der Gasförderung. 3,57 Punkte gibt es sogar für Rüstungskonzerne, die geächtete Waffen wie Streubomben, Landminen und ABC-Waffen herstellen.

Eco-Rating? Atomenergie, Fracking, Gas, Öl, geächtete Waffen: Ausgezeichnete Fonds dürfen Aktien von Hersteller und Händlern solcher Produkte halten.

Fazit: Der €uro Eco-Rating ist der misslungene Versuch, in einem noch unübersichtlichen Markt ein Label zu positionieren. Fonds, die umwelt- und klimafreundlich anlegen, garantiert es nicht.