Die Bundesregierung will den Radverkehr mit dem nationalen Radverkehrsplan fördern. Das wird den ohnehin beliebten E-Bikes einen kräftigen Schub geben. Die besten findet man angeblich auf der Internetseite testberichte.de.
Einleitung
"Wir zeigen Ihnen die derzeit besten Elektro-Trekkingräder am Markt", verspricht die Seite testberichte.de. Dafür habe man insgesamt 164 Tests und 900 Meinungen "ausgewertet und zu einer Gesamtnote verrechnet". Zusammengekommen sind auf diese Weise "Testergebnisse" (die Gründe für die Anführungszeichen finden Sie unter "Unsere Einschätzung") zu 444 E-Bikes. Mit einer Gesamtnote von "sehr gut (1,1)" liegt demnach das Turbo Vado 5.0 (Modell 2020) der Firma Specialized aus dem bayerischen Holzkirchen auf dem ersten Platz. Auf dem zweiten Platz "unter unseren Top 8"-Bikes folgt mit "sehr gut (1,4)" das Endeavour 5.B Move+ Damen (Modell 2021) von Kalkhoff. Den achten Platz belegt das Entdecker 20.ETT.30 Herren von Prophete mit der Note "ausreichend (3,6)".
Allerdings irritiert, dass auf Platz neun der nach "Beste Produkte" sortierten Liste ein Rad mit der Gesamtnote "sehr gut (1,4)" steht. Es ist damit wesentlich besser bewertet als das Entdecker 20.ETT.30 Herren von Prophete mit der Note "ausreichend (3,6)" auf Platz acht. Erst wenn man nach einer Erklärung dafür sucht, erfährt man, dass die angeblich besten Produkte gar nicht die Besten sind, sondern die "Populärsten", und dass diese "sortiert nach Note" aufgelistet wurden. Doch das ist das kleinste Problem.
Das größte: Die Gesamtnoten für drei der acht vorgeblichen Top-Produkte hat testberichte.de auf Grundlage von "Meinungen" vergeben. Das sind in der Regel Bewertungen, die Käufer oder wer auch immer auf Amazon abgegeben haben.
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: Wie fahrlässig ein solches Vorgehen ist, zeigt zum Beispiel der neueste Test der Stiftung Warentest zum Thema E-Bikes. Sie hat im Juni 2020 zwei von zwölf Rädern mit "mangelhaft" bewertet. Dazu schreibt sie: "Sicherer Fahrspaß - damit holen vier von zwölf Komfort-E-Bikes im Test 2020 gute Noten. Bei anderen machen Rahmenrisse, Schadstoffe oder die Brandsicherheit Probleme." Solche gefährlichen Mängel offenbaren weder Bewertungen auf Amazon, noch Tests wie die der Zeitschrift Elektrobike. Aus deren Testergebnissen hat testberichte.de die Noten für drei der acht angeblichen Top-Bikes errechnet. Zum bescheidenen Umfang des Tests schreibt Elektrobike: "Hier verraten die Tester, was ihnen besonders gut, aber auch was ihnen weniger gut gefallen hat. Zum Beispiel eine zu geringe Reichweite oder ein sehr hohes Gewicht." Viel mehr bietet auch die Zeitschrift Elektrorad nicht, deren Test die Grundlage für die Benotung von zwei Rädern durch testberichte.de ist.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es die meisten der 444 Räder auf der testberichte.de-Liste nicht mehr zu kaufen gibt, dass den Bewertungen zum Teil über zehn Jahre alte Tests zugrunde liegen, und dass sich die Bestenliste ständig ändert. So lag am 26.4.2021 das Viator 4.0i Herren (Modell 2020) von Fischer auf Platz vier. Am 27.4.2021 war es dann das tags zuvor nicht zu den angeblichen Top-Produkten gehörende Expedition XC920 von Telefunken. Grundlage für den Aufstieg und die Note "gut (1,6)" waren gerade einmal sechs (!) Bewertungen auf Amazon. Doch solche dürftigen Grundlagen dürften testberichte.de egal sein, denn die Seite verdient ihr Geld unter anderem damit, dass User gut bewertete Produkte anklicken und kaufen. Insgesamt sind 15.000 Onlineshops bei testberichte.de gelistet, "u.a. Amazon, eBay, MediaMarkt, Saturn, Thomann, Cyberport, notebooksbilliger, Otto, Lidl, Obi".
Fazit: Auf der umfangreichen Liste von testberichte.de finden sich sicherlich gute E-Bikes. Sie sind aber nicht an den Noten und Bewertungen der Seite zu erkennen, sondern nur durch Tests von unabhängigen Veranstaltern.