Die Internetseite pruefinstanz.de testet regelmäßig die Vermögensverwaltung von Banken, vergibt Label und erstellt eine "ewige Bestenliste". Doch sie wird diesen hohen Ansprüchen nicht gerecht.

Einleitung

"Qualität zahlt sich aus. Erfahrung, Verlässlichkeit und individuelle Lösungen sind die Basis für ein erfolgreiches Vermögensmanagement", lobt sich die BW-Bank in Zeitungsanzeigen. Belegt werden soll die Qualität durch zwei Label. Das eine für "herausragende Vermögensverwaltung" wurde der Bank von der Zeitschrift Focus Money verliehen. Das andere von der Internetseite pruefinstanz.de. Danach belegt die BW-Bank, die zur Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) gehört, "Platz 1" in der "Gesamtbewertung Stiftungsmanagement". Getestet hatte pruefinstanz.de, ob das Vermögen einer kleinen Stiftung, die die Seniorenarbeit einer christlichen Kirche unterstützt, sicher, ertragreich, nachhaltig und ethisch sauber angelegt wurde.

pruefinstanz.de testet nicht nur die Vermögensverwaltung für Stiftungen, sondern vergibt Label auch für „Trusted Wealth Manager (vertrauenswürdige Vermögensmanager), exzellente Vermögensmanager für Privatkunden und Vermögensverwalter, die in verschiedenen Wettbewerben besser sind als die Benchmark“ (was immer damit gemeint ist).

Dass wir Focus Money für unseriös halten, haben wir beispielsweise beim Label für Traditionsunternehmen sowie beim Test Meine Bank vor Ort geschrieben. Daher wollten wir wissen, ob man zumindest dem Siegel von pruefinstanz.de vertrauen kann. In dem Test ist der Anlagevorschlag für das Stiftungskapital mit einer Gewichtung von 40 Prozent am Gesamturteil das wichtigste Kriterium. Zu jeweils 20 Prozent flossen die Portfolioqualität (erreichten die Portfolios die geforderten Zielrenditen) und der "Beauty-Contest" (ein mündliches Gespräch mit den Banken) ein. Jeweils zehn Prozent steuerten dann noch die Transparenz und der Service bei. Zumindest, wenn man der Veröffentlichung auf pruefinstanz.de glaubt. Denn im Testbericht zur BW-Bank werden ganz andere Zahlen genannt. Danach waren der Anlagevorschlag mit 45 Prozent gewichtet, der Beauty Contest mit 20, die Investmentkompetenz mit 15, die Transparenz mit 14 und der Service mit sechs Prozent. Doch diese Unstimmigkeiten sind das kleinste Problem.

Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: "Über einen äußerst günstigen Nachhaltigkeitsfonds deckt die BW-Bank sämtliche Anforderungen der Stiftung ab. Auch in allen übrigen Sparten des Wettbewerbs kann sie voll überzeugen", fasst pruefinstanz.de das Testergebnis zusammen. Um welchen Fonds es sich handelt, erfährt man nicht. Es sei der Vermögenspooling Fonds Nr.1 (ISIN DE000A14N9B7) teilt die Leiterin Stiftungsmanagement bei der BW-Bank, Mirjam Schwink, auf unsere Nachfrage mit. Der ist mit Gesamtkosten (TER) von 0,58 Prozent des verwalteten Vermögens im Jahr tatsächlich sehr günstig. Aber die Anlagestrategie ist keineswegs nachhaltig. Dazu schreibt beispielsweise das Börsenportal onvista.de: "Das Fondsmanagement ist bestrebt, das Thema Nachhaltigkeit - namentlich Umweltverträglichkeit sowie soziale und ethische Standards - in der Anlagestrategie zu berücksichtigen. Eine Zusicherung kann jedoch nicht gemacht werden." Tatsächlich hält der Fonds Aktien einer ganzen Reihe von Unternehmen, die nicht gerade nachhaltige Perlen sind. Von Rio Tinto beispielsweise, einem der drei größten Bergbaukonzerne der Welt, von der Lufthansa, vom Versicherungskonzern Allianz und von Eon. Der Energiekonzern gehört zu den letzten Erzeugern von Atomstrom in Deutschland. Über 13 Prozent seines Stroms stammen aus seinen Atomkraftwerken.

Nicht nachvollziehbar ist auch das Testergebnis zur Rendite. Im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019 hat der Fonds 2,02 Prozent ausgeschüttet. Das trifft ziemlich genau das Ziel des Managements von zwei Prozent im Jahr. Laut pruefinstanz.de liegt die Renditeerwartung allerdings mit 3,6 bis 3,72 Prozent wesentlich höher. Eine Erklärung dafür liefern weder der Testbericht noch pruefinstanz.de auf unsere Nachfrage. Weil unsere Anfrage nicht beantwortet wurde, können wir auch nicht sagen, warum die BW-Bank nur 84,3 von 100 Punkten bekommen hat. Denn dem Testbericht zufolge hat sie in allen Testkriterien mit der Note "sehr gut (++)" abgeschnitten.

Mirjam Schwink konnte zumindest eine weitere Unstimmigkeit klären. pruefinstanz.de erstellt eine "ewige Bestenliste" unter Einbeziehung der Testergebnisse der vergangenen Jahre. Auch in dieser belegt die BW-Bank Platz 1. Dort hat die BW-Bank im Jahr 2020 nicht 84,3 Punkte erreicht, sondern angeblich 100. Des Rätsels Lösung: Für die Bestenliste werden die im Test erreichten tatsächlichen Punktzahlen umgerechnet. Dem Sieger eines Jahres werden 100 Punkte zugesprochen, die Ergebnisse der Nächstplatzierten werden entsprechend nach oben gerechnet. Der Sinn dieser verwirrenden Aktion: unklar.

Wie viele Punkte wirklich? Links der Testbericht, demzufolge die BW-Bank 2020 84,3 Punkte erreicht hat. Rechts die „ewige Bestenliste“, nach der es 100 waren.

Fazit: Die BW-Bank bietet sicherlich ein gutes Vermögensmanagement für Stiftungen. Dafür, dass es das Beste ist, liefert der Tests keine nachvollziehbaren Belege. Auf das Label von pruefinstanz.de sollte man sich daher nicht verlassen.