Die Seite testbericht.de will Verbrauchern schnell valide Informationen über Produkte liefern. Aber macht sie das wirklich?

Einleitung

"Komplizierte Vergleiche und unwichtige Informationen bieten andere, wir wollen unseren Nutzern schnell und einfach einen Überblick über das gewünschte Produkt bieten. Dabei stehen vor allem die Tests zu den Produkten im Vordergrund. Diese werden durch unsere Redaktion aus einer Vielzahl an Quellen zusammengetragen, auf Plausibilität untersucht und für den Verbraucher in übersichtlicher Art und Weise dargestellt", schreibt die Seite testbericht.de. 150.000 Tests habe man dafür ausgewertet, hieß es am 11. Juni. Nur zwei Tage später waren es angeblich schon 200.000. An anderer Stelle war am gleichen Tag von 90.000 Testberichten die Rede.

Wie viele es auch immer tatsächlich sind: testbericht.de setzt die dort vergebenen Bewertungen in eigene Noten um. Gibt es zu einem Produkt mehrere Testergebnisse, macht die Seite daraus eine Durchschnittsnote. In die sind beispielsweise für die Kamera Nikon Coolpix P950 drei Testergebnisse eingeflossen: ein "sehr gut" der Zeitschrift Foto Hits, ein "befriedigend (2,5)" von Audio Video Foto Bild ein "sehr gut" vom Foto Magazin. Bei testbericht.de wird daraus die Gesamtnote "gut (87/100)".

Durchschnittsnote: Aus den Ergebnissen von drei Tests der Kamera Nikon Coolpix P950 berechnet testbericht.de ein eigenes.

Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: testbericht.de ist nicht die einzige und auch nicht die erste Seite, die so arbeitet. Auch die ähnlich lautende Webseite testberichte.de oder testsieger.de verfahren ganz ähnlich. Testwatch sieht das Vorgehen grundsätzlich kritisch, weil in die Durchschnittsnote die Tests der wenigen seriösen Anbieter gleichgewichtig eingehen zusammen mit denen der vielen unseriösen.

Doch nicht allein deswegen kann die Durchschnittsnote schlicht Irreführung der User und Verbraucher sein. So errechnet testbericht.de für den Autokindersitz Peg-Perego Primo Viaggio Tri-Fix aus fünf Tests die Bewertung "gut (80/100)". Drei der Tests hat die Stiftung Warentest durchgeführt. Im aktuellsten bekam der Autokindersitz mit "befriedigend (2,77)" das schlechteste Gesamturteil. Daher ist es schlicht irreführender Unsinn, veraltete Tests aus Vorjahren in eine Durchschnittsnote einfließen zu lassen. Nicht zuletzt ist die Berechnung nicht nachvollziehbar. Die Durchschnittsnote der fünf Tests ist 2,47. Das ergäbe unser Meinung nach die testbericht.de-Bewertung "gut (75/100)" und nicht "80/100".

Irreführender Unsinn: Aus fünf teilweise veralteten Testergebnissen errechnet testbericht.de eine Durchschnittsnote für ein Produkt.

Damit nicht genug. Laut testbericht.de ist das Theraline Stillkissen Original "sehr gut (100/100)". Der Bewertung soll ein Test von ÖKO-TEST im Oktober 2016 zugrunde liegen. Doch das abgebildete weiß-blaue Kissen, das man auch in den verlinkten Shops angeboten bekommt, hat ÖKO-TEST gar nicht untersucht, sondern ein rotes. Die Farbe kann jedoch starken Einfluss auf die Schadstoffbelastung und damit auf das Testergebnis haben.

Original und Fälschung: Links das von ÖKO-TEST untersuchte rote Stillkissen, rechts das laut testbericht.de von ÖKO-TEST mit „sehr gut“ bewertete weiß-blaue Kissen.

Genau genommen ist selbst der Name testbericht.de irreführend. Denn für die meisten der nach eigenen Angaben zwei Millionen Produkte auf der Seite gibt es gar keine Testberichte. Der Bereich Baby & Kind beispielsweise ist unterteilt in 47 Kategorien von Babykostwärmer bis Wickeltische. In 31 davon findet sich kein einziges getestetes Produkt. Nach welchen Kriterien dort die umfangreichen Listen erstellt wurden, erfahren die User nicht. Und die meist dürftigen Angaben zu den Produkten sind ganz sicher keine Entscheidungshilfe.

Dürftige Angaben: Preis und Hersteller sowie Produktart (Baby-Schwimmanzug oder Windelbadehose) - mehr erfahren User nicht über die aufgeführten Produkte.

Fazit: testbericht.de ist keine Hilfe bei der Suche nach guten Produkten. Bestenfalls ist die Seite eine fahrlässige Irreführung von Usern und Verbrauchern.