Wenn man Test Wäschespinnen googelt, bekommt man eine Vielzahl von Treffern. Doch liefern die seriöse Ergebnisse?
Einleitung
Über das Thema Wäschespinnen sind wir bei Hornbach gestolpert. In dem Baumarkt sahen wir zwei verschiedene Wäschespinnen, die Novaplus 400 Deluxe und die Novaplus 500 Easy der österreichischen Firma Juwel, mit dem gleichen Label der Seite warentest.org 7/2016. Das gleiche Label für unterschiedliche Produkte: Das allein wäre für uns Anlass, genauer hinzusehen. Mehr noch aber war es der Name der Seite: warentest.org. Die gibt es nämlich seit Anfang 2017 nicht mehr. Sie war vom Verbraucherzentrale Bundesverband wegen der Verwechslungsgefahr mit der Stiftung Warentest abgemahnt worden und nennt sich heute warenvergleich.de.
Auf beiden Spinnen wird zudem mit dem Label "Selbst ausprobiert. Bewertet mit sehr gut. Ausgabe 8/2014" der Zeitschrift Selbst ist der Mann geworben. Dasselbe Label fanden wir im Netz noch auf einem dritten Juwel-Produkt, der Novaplus 600 Easy Silber-Grün. Ob damals überhaupt etwas getestet wurde, konnten wir nicht herausfinden. Auf warenvergleich.de gibt es aktuell nur einen "Wäschespinne Vergleich 2020". Und die Ausgabe 8/2014 von Selbst ist der Mann kann man nicht mehr bestellen.
Daher haben wir selbstverständlich alle Beteiligten - den Hersteller Juwel, die Zeitschrift Selbst ist der Mann und die Seite warenvergleich.de als Nachfolger von warentest.org - angeschrieben und um eine Erklärung gebeten. Eine Antwort haben wir bis zum 3. Juni 2020 von warenvergleich.de bekommen. Tim Garling von der Pressestelle schreibt uns: "Wir haben den Hersteller kontaktiert und sowohl aufgefordert, die Siegel umgehend zu entfernen als auch ausschließlich für das Produkt Novaplus 600 easy ein aktuelles Siegel zu verwenden." Auch die Chefredaktion von Selbst ist der Mann antwortete uns, ohne etwas zur Aufklärung beizutragen. Nils Staehler schrieb man habe "Novaplus easy selbst ausprobiert und die Nutzung der Logos dafür erlaubt". Wir haben ihm zurückgeschrieben, dass wir wissen möchten ob man das Modell 500 Easy oder das Modell 600 Easy ausprobiert habe, und was es mit Logo auf dem Model 400 Deluxe auf sich habe. Eine Antwort haben wir nicht bekommen.
Erklärungsbedürftig: Die identischen Label von warentest.org und Selbst ist der Mann fanden wir bei Hornbach auf zwei unterschiedlichen Wäschespinnen der Firma Juwel. Obi Österreich bewirbt mit dem Selbst ist der Mann Label eine dritte Juwel-Wäschespinne.
Da wir schon dabei waren, wollten wir wissen, was es sonst noch zum Thema gibt und haben "Test Wäschespinne" gegoogelt. Auf den ersten vier Seiten bekamen wir inklusive der Anzeigen 27 Treffer. Von bild.de ("Das Test- und Vergleichsportal von BILD.de präsentiert Ihnen die besten Wäschespinnen") über rtl.de ("Wäschespinne Test 2020 - Die 8 besten Wäschespinnen im Vergleich") und stern.de ("Die besten 13 Wäschespinnen im Vergleich - für eine gut getrocknete Wäsche - 2020 Test und Ratgeber") bis welt.de ("Wäschespinne Test & Vergleich: Das sind die besten Wäschespinnen 2020") mischen fast alle großen Medien im Geschäft um Tests und Vergleiche mit. Daneben gibt es mehrere spezielle Wäschespinnen-Webseiten: waeschespinne-kaufen.de, waeschespinnen24.de, waeschespinnetest.net und waeschespinne-testsieger.de. Das lässt vermuten, dass sich damit viel Geld verdienen lässt.
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: Die Seiten küren sehr unterschiedliche Test-, Vergleichs- oder Preis-Leistungs-Sieger (im Reiter Ergebnisse haben wir Ihnen jeweils die fünf Erstplatzierten dokumentiert). Das könnte theoretisch auf unterschiedliche Testkriterien zurückzuführen sein. Doch einen Test hat keine der 27 Seiten gemacht, die wir bei der Google-Suche mit "Test Wäschespinne" angezeigt bekamen. Auch andere Kriterien, nach denen die Ränge vergeben wurden, konnten wir nicht entdecken. Wenn man nicht reine Willkür annimmt, könnte das Geld ausschlaggebend sein. Denn (fast) alle Seiten verlinken auf Online-Shops, von denen sie Geld bekommen, wenn ein weitergeleiteter User etwas kauft.
Die meisten Medien machen sich nicht einmal die Mühe, eigene Vergleiche zu erstellen, sondern kaufen den Unsinn von anderen Seiten. bild.de und computerbild.de beispielsweise haben ihre Tabellen von vergleich.org. Über das Portal haben wir bereits mehrfach berichtet, zum Beispiel über den Test Orangenpressen oder den Vergleich Latexmatratzen.
rtl.de arbeitet mit expertentesten.de zusammen. Über diese Seite schreibt die Stiftung Warentest unter der Überschrift "Gefälschte Testergebnisse und Tests, die es nie gab" am Beispiel eines angeblichen Tests von Fritteusen, dass es sich um einen gefährlichen "Fake-Test" handele. Denn expertentesten.de hatte ein Gerät von Tefal mit "gut" bewertet, das bei der Stiftung Warentest mit "mangelhaft" durchgefallen war. Der Grund: "Unser Test ergab, dass sich Nutzer des Tefal-Geräts heftig die Finger verbrennen können. Am Deckel haben wir mehr als 110 Grad gemessen. Beim Frittieren blieben die Hähnchenschenkel blass", so die Stiftung Warentest. Unsere Einschätzung von expertentesten.de können Sie unter anderem hier Handelsblatt nachlesen. Auch beim Thema Wäschespinnen wird expertentesten.de seinem Ruf als Fake-Portal vollauf gerecht. Die Seite beliefert rtl.de mit Ergebnissen. Dort wird beispielsweise das Produkt Berger (die genaue Produktbezeichnung, die man über den Link zu Amazon bekommt, lautet Berger Wäschespinne Maxi Aluminium, Silber, 4-armig) mit der Note "sehr gut (1,30)" und Rang zwei bewertet. Auf expertentesten.de selbst kommt das gleiche Produkt mit "befriedigend (2,50)" auf den vierten Rang.
Fake: Zwei Vergleiche von expertentesten.de, oben für rtl.de, unten auf der eigenen Seite, mit völlig unterschiedlichen Ergebnissen.
Aber wie findet man seriöse Tests? Bereits im Jahr 2014 wurden unter Federführung des Bundesverbraucherministeriums 2014 unter Mitarbeit von Stiftung Warentest, ÖKO-TEST, c’t (Heise) und ADAC "Regeln der guten fachlichen Praxis des Testens" erarbeitet und verabschiedet. Bis heute haben nur diese vier sich verpflichtet, die Regeln zu befolgen. Alle anderen müssen sich zumindest den Verdacht gefallen lassen, nicht sauber zu arbeiten. Und alles, was sich Vergleich nennt, ist unserer Meinung nach ohnehin unseriös.
Eigentlich müssten die Überwachungsbehörden ihre rechtlichen Möglichkeiten nutzen, Täuschung und Irreführung von Verbrauchern zu verhindern. Auch die Verbraucherverbände könnten dagegen vorgehen. Solange das nicht oder zu selten passiert, können die Verbraucher selbst unseriösen Anbietern das Wasser abgraben und genau das nicht tun, was von ihnen erwartet wird. Statt Produkte mit Labeln (außer von den Unterzeichnern der Regeln der guten fachlichen Praxis des Testens) zu kaufen, sollten sie gelabelte Produkte meiden. Und sie sollten sich nicht auf Internetseiten verlassen, die durch die Weiterleitung von Usern an Online-Shops Geld verdienen. Denn die haben kein Interesse an seriösen Informationen, sondern an vielen gut bewerteten Produkten. Denn kein User klickt ein "mangelhaftes" Produkt an und kauft es.
Fazit: Wer eine gute Wäschespinne sucht, findet keinen aktuellen und seriösen Test. Daher ist es besser, sich vor Ort beraten zu lassen und auszuprobieren, ob man mit der Spinne zurecht kommt.