Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: Es gibt über 35.000 Kfz-Betriebe in Deutschland. Das heiß: Bestenfalls jeder dritte ist von einem der 12.000 befragten Kunden bewertet worden. Wie viele der 20.000 eingeladenen Händler und wie viele Auto-Bild Leser sich darüber hinaus an der Befragung beteiligt haben, erfährt man nicht. Ganz vage schreibt Auto-Bild nur: "Allerdings musste jeder Standort eine Mindestanzahl von Bewertungen erhalten, um in der Statistik aufzutauchen". Schon daher ist fraglich, ob man mit der Bestenliste wirklich erkennen kann, wo es "Neuwagen zu fairen Preisen und mit gutem Service-Angebot" gibt. Zudem ist das Ranking lediglich das Ergebnis einer Meinungsumfrage. Auch zu Punkten wie dem Preis, die man nachprüfbar hätte erheben können. Dazu hätte sich Auto-Bild verdeckt Angebote einholen müssen, was allerdings wesentlich aufwendiger gewesen wäre.

Wie zufällig solche Meinungsumfragen sind, zeigt ein Vergleich: Keines der von Auto-Bild mit glatt "sehr gut" (1,0) benoteten Häuser kommt beispielsweise bei Google auf die Bestnote von fünf Sternen. Im besten Fall erreichen sie bei Google 4,8, im schlechtesten gerade einmal 4,2 Sterne. Die Smart Vertretung in Düsseldorf bekommt von Auto-Bild die Note 1,8, erreicht bei Google dagegen lediglich 3,1 von fünf Sternen. Umgekehrt erreicht das Opel Autohaus Dinnebier in Berlin bei Auto-Bild lediglich eine 2,8, während es bei Google zur Höchstbewertung von 5,0 Sternen reicht (im Reiter Ergebnisse haben wir Ihnen zum Vergleich die Bewertungen von Auto-Bild und weitere Kundenbewertungen für die Autohäuser dokumentiert).

Um in die Bestenliste aufgenommen zu werden, muss ein Betrieb bei Auto-Bild nicht einmal mit "gut" oder gar "sehr gut" bewertet worden sein. 143 Autohäuser haben mit Noten zwischen 2,6 und 2,9 lediglich ein "befriedigend" erreicht.

Bester Autohändler? Damit darf das Dat Autohus werben, obwohl der Betrieb gerade einmal ein "befriedigend" (2,9) bekommen hat.

Im Jahr 2018 zählten zu den angeblich besten Autohändlern sogar 31 Betriebe mit einer glatten 3,0. Daher stellt sich die Frage nach dem eigentlichen Sinn des Ganzen. Unsere Antwort: Es geht nicht wirklich darum, die besten Autohändler zu identifizieren. Es geht darum, eine möglichst lange Liste von Betrieben zu haben, denen man das Label "Beste Autohändler" zu Werbezwecken verkaufen kann. Ganz unverblümt schreibt Auto-Bild dazu: "Profitieren Sie von der Strahlkraft und Reichweite des Siegels Beste Autohändler 2019 und der starken Marke Auto-Bild. Setzen Sie es medienwirksam und verkaufsfördernd in Ihrer Werkstatt, in allen Print- und Onlinemedien und in allen sozialen Netzwerken ein."

Daher haben wir die Presseabteilung des Axel-Springer-Konzerns, zu dem Auto-Bild gehört, am 25. Februar 2020 angeschrieben und gefragt, wie viel die Autohändler für die Nutzung des Labels und die "Strahlkraft" zahlen müssen. Eine Antwort haben wir bis zum 4. März 2020 nicht bekommen. Gefunden haben wir aber einen Bericht auf der Internetseite kfz-betrieb. Unter der Überschrift "Auto Bild benotet 1.000 Händler und verkauft dann die Urkunden", heißt es dort: "Wie kfz-betrieb nun aus Händlerkreisen erfahren hat, wurde diesen 1.000 besten Händlern ein Marketingpaket zum Preis von 3.500 Euro angeboten." Macht mögliche Einnahmen von 3,5 Millionen Euro. Der Bericht stammt übrigens aus dem Jahr 2015, als Auto-Bild zum ersten Mal die angeblich besten Händler ermittelt hat.

Das lohnt sich: Seit 2015 kürt Auto-Bild jedes Jahr die 1.000 besten Autohändler. Macht - sofern die Preise seither nicht geändert wurden - jedes Jahr mögliche Einnahmen für das Label von 3,5 Millionen Euro.
(Bild: Auto Peitzmeyer GmbH, die in jedem Jahr ausgezeichnet wurde)

Fazit: Das Label Beste Autohändler ist für Kunden wertlos. Wertvoll ist es für Auto-Bild und die Autohändler. Die verdienen Geld damit, im schlechtesten Fall auf Kosten der Autokäufer.