Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: Laut stern.de finden sich auf der Bestenliste 47 Parks, wir haben dagegen nur 45 gezählt. Geschenkt. Wichtiger ist: Wer nur die Besten veröffentlicht, dokumentiert deutlich, dass es nicht um die Information von Verbrauchern geht. Die dürfte nämlich auch und vielleicht sogar vor allem interessieren, welche Parks durchgefallen sind. Den Besuch und das Eintrittsgeld würden sie sich möglicherweise sparen.

Ob sie damit richtig liegen würden, ist eine andere Frage. Denn die Bestenliste gibt nur Meinungen wieder - selbst zu Punkten wie "kurze Wartezeit (an) Attraktionen", die man ohne viel Aufwand und nachprüfbar messen könnte. "Statt die Redaktion zum Achterbahn-Test zu schicken, beauftragt Gruner + Jahr das Institut YouGov mit der Umfrage", schreibt (und kritisiert?) denn auch turi2.de, obwohl das nicht ganz richtig ist. Denn "der Stern besuchte den Europa-Park, den Serengeti-Park und das Irrland", also drei (!) von 60 bewerteten Parks.

Ob die Zeitschrift diesen enormen Aufwand meint, wenn sie schreibt: "Die Einnahmen aus diesem Siegelgeschäft tragen vor allem dazu bei, die aufwändigen Studien und Tests, an dem eigene Teams oft monatelang arbeiten, zu finanzieren"? Außerdem sei die Freizeitpark-Studie ein Beispiel "für unabhängigen und engagierten Journalismus", für den der Stern "seit mehr als 70 Jahren" stehe. Dazu zähle auch die "kritische Information und Aufklärung für Verbraucher". Uns erschließt sich allerdings nicht, was die kritiklose Veröffentlichung einer Meinungsumfrage mit kritischem Journalismus und Aufklärung der Verbraucher zu tun hat.

Mehr noch. Eine "so umfassende Studie" zu diesem Thema habe es bisher in Deutschland noch nicht gegeben, klopft sich der Stern so kräftig auf die Schulter, dass es schlicht peinlich ist. Denn von engagiert und kritisch sind die Bewertungsmaßstäbe weit entfernt, die Latte für beste Bewertungen denkbar niedrig gehängt. So kann ein Freizeitpark die Höchstnote fünf Sterne einheimsen, wenn ihn gerade einmal die Hälfte der Besucher (53 Prozent) weiterempfehlen würde. "Gute Leistungen" (vier Sterne) werden Parks selbst dann noch bescheinigt, wenn sie nur etwas mehr als ein Drittel der Besucher (37 Prozent) überzeugen konnten.

Selbst wenn man der Meinung wäre, dass solche Studien irgendeinen Nutzen für Verbraucher hätten, bräuchte es das neugeschaffene Stern-Siegel nicht. Denn es gibt bereits etliche ähnliche Label für Freizeitparks. Schon seit 2004 vergibt die Seite parkscout.de den Parkscout Publikums Award, der genau wie das Stern-Siegel auf einer Meinungsumfrage beruht. Zudem zeichnet sie Parks "in Form eines Redaktionspreises" mit dem Parkscout Plus Award aus. Von der Fachzeitschrift Kirmes & Park Revue wird seit sieben Jahren der "European Star Award" vergeben. Ganz ohne Siegel finden sich auf der Liste der Top-100 Sehenswürdigkeiten in Deutschland verschiedene Freizeitparks. Erstellt wurde das Ranking von der Deutschen Zentrale für Tourismus, die 32.000 Reisende aus 60 Ländern befragt hat. Ein Ranking der "12 besten Freizeitparks Deutschlands 2019" findet man zudem beim ADAC.

Verschiedene Label und Auszeichnungen für Freizeitparks.

Fazit: Das Stern-Siegel ist ein weiteres überflüssiges, nutzloses und im Zweifelsfall irreführendes Label. Geschaffen, weil Verlage in ihrem eigentlichen Geschäft, dem Journalismus, immer weniger Geld verdienen.