Vergleichsportale vergleichen - und werden verglichen. Doch was ist von den Tests und Labeln zu halten, mit denen die Portale für sich werben?
Einleitung
"108 mal ausgezeichnet, 54 mal Testsieger oder sehr gut, 81 Prozent mit der Note Eins": Das ist die beeindruckende Bilanz des Vergleichs- und Maklerportals verivox.com, dem "Tarifexperten seit 1998", dessen über acht Millionen Kunden "schon mehr als 2,1 Milliarden Euro gespart" haben. Auch check24.de "ist vielfach ausgezeichnet". Das Deutsche Institut für Servicequalität, Focus Money, ntv, Testbild, das FAZ-Institut und und und haben Check24 zum Sieger, Besten oder Champion gekürt.
Auf die Schulter klopfen sich nicht nur die beiden Marktführer. tarifecheck.de freut sich über ein "Testurteil sehr gut" die Agentur Service Value, über ein "gut" des Fernsehsenders N24 und die Auszeichnung "Beste Service-Qualität" von Testbild. geld.de wurde von getestet.de zum "Testsieger" ausgerufen, für die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien ist comfortplan.de Testsieger in der Kategorie "Beste Tarifpreise".
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: Vergleichsportale sollen die günstigsten oder auch die leistungsstärksten Angebote finden. Doch das klappt selten. Selbst bei einfachen Produkten wie einer privaten Haftpflichtversicherung kommen die Portale zu unterschiedlichen Ergebnissen. So landen bei Verivox die Interrisk, Neodigital und Bavaria direkt mit Jahresbeiträgen zwischen 40,70 und 44,10 Euro auf den ersten Plätzen, während Comfortplan im gleichen Modellfall die Haftpflichtkasse Darmstadt, Bavaria Direkt und Rhion Digital (53,55 bis 56,21 Euro) als Sieger ausweist. Dagegen sind für Check24 Neoditigal, Janitos und One zu Preisen zwischen 39,01 und 43,43 Euro die günstigsten.
Die Gründe für solche Differenzen sind unklar. Besonders misslich ist für User aber, dass es in vielen Tests keine Rolle spielt, ob die Portale korrekt arbeiten. Testbild beispielsweise bescheinigt tarifcheck.de "Beste Servicequalität" - aufgrund einer Kundenumfrage. Check24 ist der Zeitschrift zufolge sogar ein "Top-Vergleichsportal". Deutschlandtest (Focus Money) vergibt dagegen - ebenfalls auf Grundlage einer Umfrage - das Prädikat "Herausragend - Hohe Kundentreue". Ebenfalls lediglich Kundenbewertungen liegen der etwas angegrauten, aus dem Jahr 2012 stammenden Auszeichnung "sehr gut" von ausgezeichnet.org zugrunde, mit der geld.de immer noch wirbt.
Label, für die es keine Rolle spielt, ob die Portale korrekt arbeiten.
Welchen Sinn für User die Auszeichnung "Preis-Champion" macht, mit der "Branchensieger" Verivox wirbt, wissen wir nicht. Denn für das Label wurden Kunden befragt, ob sie von den Preisen eines Unternehmens begeistert sind. Da man für die Vergleiche bei Verivox wie bei den anderen Portalen nichts zahlen muss, macht die Frage keinen Sinn und einen "Branchensieger" kann es eigentlich nicht geben.
Preis Champion? Für Vergleiche müssen User - nicht nur bei Verivox - nichts zahlen.
Andererseits gibt es durchaus Tests, die nach Aussage ihrer Veranstalter, (auch) die Leistungen der Portale bewerten. So werben geld.de und check24 mit einem Label von getestet.de. Dafür wurde unter anderem untersucht, ob die Portale die günstigsten Rechtschutzversicherungen finden. Dumm nur, dass das Ergebnis mit Sicherheit überholt und das Label veraltet ist: Es stammt aus dem Jahr 2010. Das gleiche dürfte für ein Label vom Fernsehsender N24 aus 2014 und von Service-Value aus dem Jahr 2016 gelten.
Mutmaßlich veraltete Label, mit denen immer noch geworben wird.
Aktuell dürfte hingegen ein Label der Deutschen Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) aus dem Jahr 2018 sein. Untersucht wurde unter anderem, "welches Portal die günstigsten Tarifpreise für die Bedürfnisse von jeweils zwei Musterkunden bei insgesamt vier unterschiedlichen Versicherungsarten präsentiert". Das Ergebnis können bzw. müssen Verbraucher glauben. Denn die Detailergebnisse der Studie kosten "1.150 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer". Wir kennen keinen User, der so viel Geld dafür bezahlen würde.
Das Label zu einen aktuellen Test, dessen genauen Ergebnisse 1.150 Euro plus Mehrwertsteuer kosten.
Fazit: Tests und Label sind keine Hilfe bei der Suche nach einem guten Vergleichsportal. Am besten macht man sich selbst ein Bild und sucht immer bei mehreren Portalen nach dem passenden Tarif.