Die Seite vergleich.org hat in einem Vergleich die elf besten Fahrradreifen ermittelt. Doch hat sie das wirklich?

Einleitung

"Die 11 besten Faltreifen und Drahtreifen im Überblick". So ist eine Veröffentlichung auf der Seite vergleich.org überschrieben. Einer dieser elf Reifen, vergleich.org nennt ihn "Vergleichssieger", erhält die Not "sehr gut", die anderen zehn sind "gut". In der "Vergleichstabelle" finden sich Angaben zur Kundenbewertung bei Amazon, zur Größe, zur Breite und Anzahl der Reifen, zum Fahrradtyp, zur Bauart, zur Pannensicherheit, zum Grip, zum Einsatzzweck und zu den Vorteilen. Woher die Angaben stammen und wie sie erhoben wurden, ist nicht ersichtlich. Ebenso wenig wird klar, wie diese Merkmale das Vergleichsergebnis beeinflusst haben oder warum sie wichtig sind, um die besten Reifen zu küren.

Der "Vergleich" von Fahrradreifen auf vergleich.org: Es bleibt völlig unklar, wie die Ergebnisse zustande kommen.

Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: Dieser Vergleich ist für Radler genauso überflüssig und nutzlos wie der Begleittext dazu. Eine Kostprobe? "Doch passt der bevorzugte Reifen überhaupt zu Ihrem Fahrrad", fragt vergleich.org und erklärt: "Mit unserer Produkttabelle finden Sie es heraus". Doch dass ein Reifen für ein Rennrad nicht auf ein Mountainbike oder ein Kinderfahrrad passt, ist auch ohne eine "Vergleichstabelle" feststellbar.

Noch eine Kostprobe gefällig? "Leider kommt am nächsten Tag häufig das böse Erwachen, wenn Sie feststellen, dass einer Ihrer Reifen platt ist" schreibt vergleich.org und rät: "Um dem vorzubeugen, sollten Sie nur Fahrradreifen auswählen, die bei der Pannensicherheit mit guten Ergebnissen abschneiden". Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, braucht es den angeblichen Vergleich auch nicht. Uns hätte dagegen interessiert, wie vergleich.org die Angaben zur Pannensicherheit ermittelt hat.

Doch es spricht einiges dafür, dass es sich schlicht um einen - auch noch schlecht gemachten - Fake handelt. Das lässt ein Leitfaden für die Autoren von vergleich.org vermuten, aus dem Die Zeit in einem Bericht über vergleich.org zitiert: "Bitte lege (...) nach eigenem Ermessen eine Gesamtwertung fest", heißt es dort. Misstrauisch macht auch der angeblich enorme Aufwand. Für den Vergleich wurden angeblich 106 Produkte recherchiert, elf Produkte überprüft und 86 Stunden investiert. Die gleichen Angaben finden sich allerdings auch - soweit wir feststellen konnten - bei vielen, wenn nicht allen Vergleichen mit elf Produkten. Bei Vergleichen mit neun Produkten ist der Aufwand, der angeblich getrieben wurde, immer etwas geringer: 87 überprüfte Produkte und 70 investierte Stunden.

Merkwürdig, dass für Vergleiche mit elf Produkten immer der gleiche Aufwand getrieben worden sein soll: 106 überprüfte Produkte, 86 investierte Stunden. Nur die Zahl der angeblich überzeugten Leser variiert: Beim Vergleich Fahrradschlösser (oben rechts) waren es angeblich 5.278. Fraglich nur, woher vergleich.org das wissen will, denn der Beitrag hat nur 35 Bewertungen.

Fazit: Wer den richtigen Reifen sucht, braucht keinen Test (einen seriösen haben wir auch nicht gefunden) und erst recht keinen Vergleich von vergleich.org. Am besten lässt man sich im Fahrradladen beraten.

Einer der Geschäftsführer von vergleich.org heißt Alexander Schneider. Es ist daneben allein verantwortlich für die Seite heimwerker.de. Und auch dort haben wir den Vergleich (mit allerdings nur sieben Produkten) gefunden.

Etwas abgespeckt (warum wissen wir nicht), aber genauso irreführend wie auf vergleich.org: Der Vergleich Fahrradreifen auf heimwerker.de.