Immobilienmakler haben nicht den besten Ruf. Was ist von den vielen Auszeichnungen zu halten, die zu einem völlig anderen Ergebnis kommen?
Einleitung
"Warum sind Immobilienmakler so unbeliebt", fragt der Bayerische Rundfunk. Und die Wochenzeitung Die Zeit stellt fest: "Kaum ein Berufsstand hat einen so schlechten Ruf wie die Makler". Fast schon resigniert stellt Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen fest: "Es gibt Berufsgruppen, die haben einfach ein schlechtes Image. Dazu gehören in Deutschland auch die Immobilienmakler. Hinter dieser Einschätzung stehen leider auch negative Beispiele dieser Zunft".
Da ist es Balsam auf die geschundenen Seelen, dass eine ganze Heerschar von Testern mit ihren Labeln eine andere Einschätzung deutlich macht. Wirtschaftswoche, Capital, Testbild bescheinigen "sehr hohes Kundenvertrauen", "Beste Service Qualität" oder "Top-Makler". Mit mehreren Labeln dabei sind auch Focus Money / Deutschland Test, die dem Edelmakler von Poll unter anderem "Höchste Reputation" attestieren. Mit vielen dieser Testveranstalter haben wir uns bereits beschäftigt. Daher haben wir uns jetzt die Auszeichnung "Best Property Agents" der Zeitschrift Bellevue genauer angesehen.
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: Es sei "DAS Qualitätssiegel der Branche", schreibt die Zeitschrift Bellevue auf ihrer Internetseite. Und weiter: "Als einziges unabhängiges Qualitätssiegel in der Branche der Immobiliendienstleister genießt die Auszeichnung Bellevue Best Property Agents ein beachtliches Renommee – national und international". Aktuell sind 864 Makler, überwiegend aus Deutschland, mit dem Label ausgezeichnet. Sie mussten sich darum bewerben und bestätigen, dass "alle in dieser Bewerbung/diesem Antrag gemachten Angaben der Wahrheit entsprechen". Das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Und es wäre überflüssig, wenn die Angaben vor der Auszeichnung gründlich überprüft würden. Wirklich aufhorchen lässt allerdings die geforderte Versicherung, dass "keine Gewerbeuntersagung ausgesprochen und kein solches Verfahren anhängig ist", und dass "in den letzten zehn Jahren keine Verurteilung wegen eines Verbrechens bzw. in den letzten fünf Jahren wegen eines Vergehens erfolgt ist und auch keine Strafverfahren oder staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren anhängig sind". Nun kennen wir uns zugegebener Maßen in den Gepflogenheiten der Branche nicht aus, aber es wird schon einen Grund haben, wenn Bellevue eine solche Zusicherung einfordert.
Bleibt noch die Frage, wie viel das Label kostet. Und sie bleibt von Bellevue unbeantwortet. Gefunden haben wir in den Unterlagen lediglich den Hinweis, dass Bewerber bei der Zeitschrift ein "Marketingpaket Basis" zum Preis von 750 Euro oder das "Marketingpaket Profi" für 1.995 Euro buchen können. Inklusive der Zusicherung: "Die Buchung eines Marketingpakets hat keinen Einfluss auf die Chancen einer Auszeichnung als Bellevue Best Property Agent".
Fazit: Wir wissen nicht, wie man einen guten und vertrauenswürdigen Makler findet. Das auf Selbstauskünften der Makler beruhende Label "Best Property Agent" der Zeitschrift Bellevue ist dabei jedenfalls keine Hilfe.