Die Auszeichnung "Lorbeer des Experten" steht nach Angaben seiner Initiatoren für "die besten Produkte, Dienstleistungen und Marken". Doch stimmt das wirklich?

Einleitung

Da staunte der Vorstand des Vereins Rote Zwerge nicht schlecht. Die Fußballfans des FC Bayern sollten am "Wettbewerb für die besten Produkte und Dienstleistungen" teilnehmen, hieß es in einer Mail von "Lorbeer des Experten". Offensichtlich handelte es sich um eine Massenmail an wahllos zusammengesammelte Adressen, denn die Roten Zwerge haben weder Produkte noch Dienstleistungen im Angebot. Als anerkannter Fanclub bekommen sie bevorzugt Karten für Bayern-Spiele, wo sie ihren Club siegen sehen wollen. Was bekanntlich nicht immer klappt.

Wie dem auch sei. Auf der deutschsprachigen Internetseite lorbeerdesexperten.de, für die ein "Quality Institute" verantwortlich zeichnet, heißt es: "Nach der ersten Edition unseres Wettbewerbs, der im Jahr 2017 stattfand, wurde das Zertifikat Lorbeer des Experten zum geschätzten Qualitätssiegel mit Wiedererkennungswert für Konsumenten aus Deutschland. Die Preisträger unseres Wettbewerbs platzieren das Logo Lorbeer des Experten auf ihren Internetseiten, bei Facebook oder auf der Verpackung des ausgezeichneten Produktes. Die Diplome und Statuetten des Wettbewerbs werden mit Stolz in den Büros der Geschäftsführer deutscher Unternehmen präsentiert".

Um den Lorbeerkranz müssen sich die Unternehmen bewerben. Werden sie ausgezeichnet, zahlen Betriebe nach Größe: Mit bis zu drei Beschäftigten 1.800 Euro, bei mehr als 70 Mitarbeitern werden 5.600 Euro fällig. Ausgezeichnet wurden 2017 insgesamt 17 Unternehmen, von denen kaum jemanden je etwas gehört haben dürfte, unter anderem die Trading Company Aldim GmbH & Co.KG, die Losstech GmbH, die MTS Handel Service GmbH oder die ECO Innovations and Solutions GmbH. Aber vielleicht handelt es sich ja wirklich um Hidden Champions.

Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: Um uns ein Bild über den Wert der Auszeichnung zu machen, haben wir beim Quality Institute, dem Initiator, nachgefragt. Wir wollten unter anderem wissen, wie wir die Schirmherren des Wettbewerbs kontaktieren können: Stiftung Unternehmergeist, Verband kleiner und mittelständischer Unternehmen MSP-24, Stiftung für Geschäftspraxis, Business mit Klasse, Internationales Zentrum für Medienwissenschaft und Kommunikation, Business Times. Das Problem: Bis auf eine Ausnahme, den Allerweltsbegriff "Business Times" bekamen wir - zumindest auf den ersten beiden Seiten - bei Google keine Treffer.

Außerdem wollten wir wissen, welche Kriterien für den Lorbeerkrenz erfüllt sein müssen, und warum zum Beispiel die VOS Vertriebsorganisation (re-energy-invest.com) ausgezeichnet wurde. Das ist nämlich ein "Vertrieb von Immobilien und Kapitalanlagen". Der Inhaber, Eberhard Siegmann, ist ein älterer Herr, der unter anderem ein Solardirektinvestment anbietet, mit dem man sagenhafte 8,48 Prozent Rendite pro Jahr erzielen soll. Nicht zuletzt haben wir nach der Experten-Jury gefragt, bestehend aus der Universität Leipzig, der Universität Bayreuth, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und Frankfurt School of Finance & Management. Antworten bekamen wir vom Quality Institute nicht.

Antworten bekamen wir dagegen von den (angeblichen) Mitgliedern der Experten-Jury. "Die Universität Bayreuth ist und war nie Mitglied der Jury", schreibt die Pressesprecherin. "Lediglich ein Mitglied der Professorenschaft war als Person Teil der Jury. Das seinerzeitige Jury-Mitglied hat dem Veranstalter des Wettbewerbs bereits im Januar 2018 die unerlaubte Verwendung des Logos der Universität Bayreuth untersagt (….) Wir werden jetzt erneut Kontakt aufnehmen und rechtliche Schritte prüfen".

Der Pressesprecher der Uni Leipzig schrieb uns: "Der Wettbewerb sagt mir nichts. Ob in der Vergangenheit ein Angehöriger unserer Universität als Experte angefragt wurde und/oder der Jury angehörte, vermag ich nicht zu sagen (…) Eine Nutzung (des Logos) muss durch die Stabsstelle Universitätskommunikation genehmigt werden. Für Lorbeer des Experten ist dies nicht erfolgt".

Die Frankfurt School antwortete: "Das Logo der Frankfurt School wurde von uns nicht zur Verwendung in der Informationsbroschüre Lorbeer des Experten freigegeben. Wir haben aktuell keine Anhaltspunkte dafür, dass ein Mitarbeiter unseres Hauses in der Jury für diesen Preis sitzt. Auf Nachfragen unsererseits haben die Veranstalter bisher nicht reagiert, wir beobachten den Fall weiter".

Eine Antwort der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin steht noch aus, sie ist aber zugesagt.

Fazit: Der Wettbewerb Lorbeer des Experten scheint uns eine wertlose Veranstaltung, die Klein- und Mittelständler teuer zu stehen kommt. Ob das Ganze justiziabel ist, müssten die betroffenen Institutionen prüfen lassen.

Hochkarätige Experten-Jury? Mindestens drei der Hochschulen haben die Verwendung ihres Logos nicht erlaubt bzw. ausdrücklich untersagt. Und ob es die Schirmherren des Wettbewerbs Lorbeer des Experten überhaupt gibt, konnten wir nicht feststellen. Der Link zur Informationsbroschüre, aus der dieser Screenshot stammt, wurde inzwischen deaktiviert.