Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: Die Seite testsieger.de veröffentlicht eine Bestenliste von 357 Geräten. An erster Stelle erscheint ein Gerät von DeLonghi. Der "Best-Seller" hat die Note gut (2,2) bekommen. Sie ist der Durchschnitt der Noten, den die Maschine in sieben Tests, zum Beispiel von der Stiftung Warentest oder von Chip bekommen hat. Ob das sinnvoll ist, kann dahingestellt bleiben. Denn auf dem zweiten Platz erscheint ebenfalls mit der Note gut (2,2) ein Gerät von Melitta. Die Bewertung beruht auf einem Testbericht, der sich bei näherem Hinsehen als "Redaktionsmeinung" von testsieger.de selbst entpuppt. Informationen darüber, warum die Redaktion diesem Gerät "76 von 100 Punkten" vergeben hat, sucht man vergebens. Fazit: Die Bestenliste von testsieger.de ist bestenfalls frag-, aber keinesfalls vertrauenswürdig.

Die Seite warenvergleich.de listet unter der Überschrift "Die besten Kaffeevollautomaten im Vergleich" sechs sehr gute und gute Geräte. "Testsieger" ist ein Gerät von Siemens. Doch getestet wurde offenbar nicht. Aufgeführt werden in der "Testtabelle" im wesentlichen technische und Ausstattungsmerkmale. Fazit: Verbrauchertäuschung.

Das gleiche gilt auch für das, was die Seite vergleich.org unter der Überschrift "Die 10 besten Vollautomaten im Überblick" veröffentlicht. "Vergleichssieger" ist hier ein Gerät von DeLonghi (ein anderes als bei testsieger.de). Warum es die Note "sehr gut (1,3)" bekommen hat? Wer weiß es, wir konnten jedenfalls keine Begründung entdecken.

Bei chip.de, dem Internetauftritt der Computerzeitschrift Chip, steht ein Gerät des Schweizer Herstellers Jura auf Platz 1 der Bestenliste. Es hat die Gesamtnote "sehr gut (1,1)" bekommen. Sie setzt sich zusammen aus den Teilnoten für Ausstattung (1,1), Geschmack (1,0), Wartung (1,0) und Komfort (1,2). Sieht man sich die "Testdaten" an, die Chip veröffentlicht, entdeckt man, dass außer dem Geschmack des Kaffees offenbar wenig getestet wurde. Und auch dabei ergibt sich eine Ungereimtheit. Denn der Geschmack wurde von einem Sommelier mit "4 von 5" (von was auch immer) bewertet. Wie daraus die glatte Bestnote 1,0 wird, bleibt das Geheimnis von chip.de. Zumal ein anderes Gerät ebenfalls 4 von 5 bekommen hat, aber nur die Note 1,2. Fazit: Schuster bleib bei deinen Leisten. Mit solchen "Tests" ruiniert man sich den Ruf.

Das deutlich umfangreichste Testprogramm bietet die Stiftung Warentest. In ihr Qualitätsurteil flossen "sensorische Beurteilung, technische Prüfung, Handhabung, Sicherheit, Umwelteigenschaften und Schadstoffe" ein. Man kann ihr durchaus glauben, dass ihr Testsieger, ein Gerät von Jura, die Gesamtnote "gut (2,0)" erzielt hat. Doch es bleibt einem auch nichts anderes übrig, als ihr zu glauben. Denn sie erläutert zwar beispielsweise, dass sie zum Thema Schadstoffe untersucht hat, ob die Geräte Metalle (welche bleibt unklar) an Kaffeewasser abgeben. Doch warum das eine Gerät in diesem Punkt die Note "gut (2,0)" bekommt, das andere die Note "sehr gut (1,0)" und der Testsieger hier bei "gut (1,7)" landet, erfährt der Leser nicht. Auch für die anderen Parameter bleibt unklar, welche Messwerte den Testergebnissen und Bewertungen zugrunde liegen. Solche Intransparenz wird den Warentestern irgendwann auf die Füße fallen, denn sie widerspricht unserer festen Überzeugung nach Anforderungen, die Gerichte an die Zulässigkeit von Tests stellen.

An der Stiftung Warentest müssen sich das etm-Testmagazin und die Zeitschrift Haus & Garten Test messen lassen. Bei beiden fahren für – unterschiedliche – Modelle von DeLonghi den Testsieg ein. Beide haben auch, in geringerem Umfang als die Stiftung Warentest, getestet, also die Geräte im Labor untersuchen lassen. Der Geschmack des Kaffees floss dagegen nur bei Haus & Garten in das Gesamturteil ein.

Wenn man weniger testet, gibt es auch weniger zu kritisieren. Das ist möglicherweise der Grund, warum beispielsweise die Melitta CI Touch bei der Stiftung Warentest die Gesamtnote "Gut (2,2") erhalten hat. Beim ETM-Testmagazin kommt sie dagegen auf ein "sehr gut (92,5%)". Und Haus Garten gibt ihr ein "gut (1,8)". Die Vermutung, je weniger getestet wurde, desto besser das Ergebnis, bestätigen die Tests erstaunlich eindeutig. Bei der Stiftung Warentest sind alle zwölf Geräte "gut" mit Gesamtnoten zwischen 2,0 und 2,4. Haus & Garten vergibt zweimal "sehr gut" und fünfmal "gut" mit Noten zwischen 1,2 und 1,9, für das etm-Testmagazin sind alle sechs Geräte "sehr gut" mit Ergebnissen zwischen 95,4 und 92%.

Fazit: Verlässliche Tests und Label zu Kaffeeautomaten gibt es kaum. Aber wenn alle Geräte bei den zumindest halbwegs vertrauenswürdigen Testanbieter gut oder sehr gut sind, sind die Tests für Verbraucher von eingeschränktem Wert. Sie können sich dann zum Beispiel am Preis orientieren, besonders, wenn die Stiftung Warentest schreibt: "Günstiger brüht besser".

Übrigens: Wenn Sie zur Weihnachtszeit der Umwelt ein Geschenk machen wollen, tut es vielleicht auch eine einfache Filterkaffeemaschine. Hier werden die wenigsten Rohstoffe verbraucht. Und wenn Sie nicht aufpassen, sind Sie damit bald sogar richtig hipp.

Chip.de

Chip.de, 3.12.2018

ETM-Testmagazin

ETM-Testmagazin 12/2017

Haus & Garten

Haus & Garten Test 6/2017

vergleich.org

Vergleich.org, 4.12.2018

warenvergleich.de

Warenvergleich.de, 3.12.2018

Testsieger.de

Testsieger.de, Top-Produkte, 3.12.2018

Warentest

Test (Stiftung Warentest) 12/2018

Jura S8 Silver