Jedes Jahr bis Ende November ist Hochzeit für den Wechsel der Autoversicherung. Um neue Kunden zu ködern, kommen Testsiege gerade recht. Doch welche Label helfen wirklich?
"Allsecur erhält Topbewertungen", schreibt die Allianz-Tochter auf ihrer Internetseite und zeigt dazu ein Label der Zeitschrift Finanztest (Stiftung Warentest), die in ihrer Ausgabe 12/2017 dem Allsecur-Tarif Premium Haftpflicht + Vollkasko für 20jährige ein Beitragsniveau "weit besser als der Durchschnitt" bescheinigt hatte. Finanztest, das hört sich seriös an, und 12/2017 auch nicht zu alt. Trotzdem ist die Werbung fragwürdig. Denn Finanztest hat in der Dezember-Ausgabe 2018 einen neuen Test durchgeführt. Und in diesem ist die Allsecur "durchschnittlich".
Kein Einzelfall. Die Bavaria Direkt wirbt auf ihrer Internetseite mit einem Finanztest-Label aus 2016. Die Kfz-Haftpflichtversicherung inklusive Vollkasko sei "weit besser als der Durchschnitt". Unklar bleibt, für welchen Tarif und für welche Altersgruppe. Aber aktuell erzielt keiner der drei Tarife, den Finanztest untersucht hat, diese Bewertung.
Drittes Beispiel: Der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie, besser bekannt unter seiner Abkürzung HDI-Versicherung, wirbt mit verschiedenen Labeln aus 2016 und 2017. Unter anderem mit der Auszeichnung der Auto Zeitung Heft 23/2017 als "Günstigster Anbieter, Versicherungsprofil Rundum-Versicherter". Auch dieses Testergebnis ist längst veraltet, der neueste Test der Auto Zeitung ist im Heft 23-24/2018 erschienen.
Dagegen wirbt die DA-direkt ganz korrekt mit einem Testergebnis und Label von Finanztest, wonach ihr Tarif Komfort im Beitragsniveau "weit besser als der Durchschnitt" ist. Aktuell ist auch die HUK-Coburg, die von Focus Money in der Ausgabe 37/2018 als "Bester KFZ-Versicherer Serviceversicherer" ausgezeichnet wurde. Und auch die Tests und Label der Auto Zeitung Ausgabe 23 und 24/2018, mit denen die WGV wirbt, sind nicht veraltet.
Dennoch bleibt die Frage, ob selbst die aktuellsten Tests der jeweiligen Testveranstalter mehr sein können als in grobe Orientierung. Besonders die beliebten Preisvergleiche. Denn im Kampf um die Kunden passen die Versicherer vor allem im Oktober/November ihre Preise ständig an die der Konkurrenz an, um bei den Vergleichsportalen auf den vorderen Plätzen zu landen. Die gedruckten Tests sind daher meist schon veraltet, wenn das Heft auf den Markt kommt.
ÖKO-TEST veröffentlicht daher schon seit vielen Jahren keine Preisvergleiche mehr, sondern testet nur noch, ob die großen Vergleichsportale wie check24 oder verivox verlässliche und aktuelle Vergleiche liefern. Auch die Stiftung Warentest veröffentlicht im gedruckten Heft keine konkreten Preise, sondern nur Bewertungen wie Preis "weit besser als der Durchschnitt", "durchschnittlich" oder "schlechter als der Durchschnitt". Einen konkreten und aktuellen Preisvergleich kann man dann auf test.de machen.
Fazit: Tests und Label zu KFZ-Versicherungen liefern nur grobe Anhaltspunkte. Wer eine günstige Autoversicherung sucht, kommt um Vergleichsportale nicht umhin. Man sollte sich allerdings nie auf ein Portal verlassen. Und das unabhängige Portal nafiauto.de sollte immer dabei sein.
Oben: Zwei von vielen veralteten Labeln, mit denen Autoversicherer werben.
Unten: Auch aktuelle Label können nur eine grobe Orientierung sein. Denn die Versicherer ändern die Preise ständig, um bei Vergleichsportalen auf den ersten Rängen zu erscheinen.