Wer 2022 eine Photovoltaikanlage kaufen wollte, musste nehmen, was zu bekommen war und zahlen, was gefordert wurde. Inzwischen kann man wieder auf Qualität achten. Doch wie findet man die?

Einleitung

Das Berliner Unternehmen Zolar darf sich der Internetseite efahrer.chip.de zufolge „Testsieger“ nennen. Es bekam im „Test Photovoltaik-Anbieter 2023“ die Note „gut (1,6)“ und liegt damit vor der Hamburger Firma DZ4 (Note „gut (1,8“). Zolar wiederum hat auf seiner Internetseite eigene Tests von Solarmodulen und von Stromspeichern veröffentlicht. Das sind neben Wechselrichtern die wichtigsten Komponenten von Photovoltaikanlagen. Bei Solarmodulen liegen laut Zolar zwei Produkte der chinesischen Firma Trina Solar vorne. Zwei in Deutschland von der Schweizer Firma Meyer Burger Module belegen Platz fünf und sechs von sechs.

Bei den Stromspeichern erreicht der SBR des chinesischen Herstellers Sungrow den ersten Platz. Gefolgt von der Battery-Box Premium HVS von BYD. Die Firma ist die Tochter eines chinesischen Autohersteller und selbst einer der größten E-Auto Produzenten. Im Test der Forschungsgruppe Solarspeichersysteme der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin liegt dagegen ein Speicher der deutschen Firma RCT Power auf dem ersten Platz, gefolgt von einem Produkt des österreichischen Herstellers Fronius.

Tests von Wechselrichtern findet man auf gruenes.haus und wegatech.de. Bei gruenes.haus liegt der Sun2000 von Huawei auf Platz eins, bei wegatech.de ist der Sunny Tripower von SMA Solar Technology AG mit Hauptsitz im nordhessischen Niestetal das „beliebteste“ Produkt.

Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: In das Gesamturteil von efahrer.chip.de flossen die Noten für die Website, die Leistung, den Angebotsprozess und die Flexibilität ein. Nicht getestet und bewertet wurde das wichtigste Kriterium: die Qualität der Solarmodule. Der Test hilft daher dem Anbieter (Zolar wirbt mit dem Label von efahrer.chip.de), aber nicht Interessierten, die auf der Suche nach einer guten Solaranlage sind. Die Seite gehört übrigens zum Imperium von Hubert Burda. Der Konzern gibt eine Vielzahl von Zeitschriften heraus. Unter anderem Focus Money. Die ist zusammen mit ihrer Marke Deutschland Test einer der größten Anbieter von verbrauchertäuschenden Fake-Tests.

Testsieger? Das wichtigste Kriterium, die Qualität der Solarmodule, wurde nicht getestet.

Die so genannten Tests von Modulen und Stromspeichern auf zolar.de sind nichts weiter als die Auflistung technischer Merkmale, ohne dass erkennbar ist, wie diese das Testergebnis beeinflussen. Wer „Test Photovoltaik“ googelt, findet auch die Seite testberichte.de. Dort wird das Modul SV-X-205-fa1 von Sovello mit der Note „sehr gut (1,0)“ bewertet. testberichte.de testet allerdings nicht selbst, sondern beruft sich auf einen Test von Öko-Test aus dem Jahre 2010. Das Modul ist technisch veraltet und auch nicht mehr zu kaufen. Denn Sovello ist seit zehn Jahren pleite.

Die Seite solaranlage-ratgeber.de verweist auf die Zeitschrift Photon. Die war eine (teilweise umstrittene) Instanz bei der Testung und Bewertung von Photovoltaikanlagen. Doch Tests führt Photon nach der Insolvenz des Verlages schon lange nicht mehr durch. Die letzte Ausgabe der Zeitschrift erschien Anfang 2018.

Genauso mau sieht es mit Tests von Wechselrichtern aus. Da verweist solaranlagen-portal.com auf Photon und einen Test der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2006 von Geräten, die längst nicht mehr erhältlich sind. In das Gesamturteil von gruenes.haus gehen die Zuverlässigkeit, die Leistung, die Glaubwürdigkeit und die Rentabilität ein. Getestet wurde allerdings nichts. So erklärt die Seite: „Zuverlässigkeit betrifft die geschätzte Lebensdauer des Wechselrichters. Die wichtigsten Faktoren für diese Bewertung sind die Qualität und Länge der Garantie, die Erfahrung des Herstellers und Auszeichnungen von externen Instituten.“ Auch wegatech.de testet nichts, sondern schreibt: „Auch wenn wir hier keinen Test unter Laborbedingungen durchführen können, haben wir drei der aktuell beliebtesten Wechselrichter im Folgenden näher untersucht.“

Lediglich für Stromspeicher gibt es einen aktuellen und seriösen Test der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.

Wer gute Solarmodule und Wechselrichter sucht, muss daher die Angaben der Hersteller kritisch hinterfragen. Zu den wichtigsten Qualitätskriterien von Solarmodulen gehören der Wirkungsgrad sowie die Leistungs- und die Produktgarantie. Je höher der Wirkungsgrad, desto größer ist die Stromausbeute. Standard sind heute mindestens 20 Prozent. Module mit einem höheren Wirkungsgrad sind in der Regel teurer. Bei allen Modulen sinkt der Wirkungsgrad über die Jahre, daher geben die Hersteller eine Leistungsgarantie. Zum Beispiel, dass die Geräte nach 25 Jahren noch 92 Prozent des ursprünglichen Wirkungsgrads haben. Das Problem: Niemand weiß, ob ein Hersteller in 25 Jahren noch existiert. Pleiten waren in der Solarbranche in den vergangenen 25 Jahren eher die Regel als die Ausnahme. Das gleiche Problem stellt sich bei der Produktgarantie, also der Versicherung der Hersteller, wie lange die Module überhaupt funktionieren. Normalerweise beträgt sie zwölf bis 25 Jahre.

Auch bei Wechselrichtern ist der Wirkungsgrad ein wichtiges Qualitätskriterium. Denn bei der Umwandlung von Gleichstrom, den die Solarmodule erzeugen, in den benötigten Wechselstrom, geht Strom verloren. Allerdings unterscheiden sich die Produkte kaum noch. Der Wirkungsgrad liegt um die 97 Prozent. Durchschnittlich gehen Wechselrichter nach zehn bis 15 Jahren kaputt. Die Produktgarantie beträgt zwischen zwei und zehn Jahren. Einige Hersteller bieten Garantieverlängerungen auf bis zu 20 Jahre an. Von denen rät die Seite echtsolar.de ab. Denn „häufig lohnt sich die Garantieverlängerung in finanzieller Hinsicht nicht, weil die Zusatzkosten sehr hoch ausfallen.“ Trotzdem sind Garantieverlängerungen ein Indiz dafür, dass ein Hersteller seinen Geräten eine längere Lebensdauer zutraut. Damit Wechselrichter lange halten, sind zudem die richtige Dimensionierung der Anlage und ein kühler Standort, zum Beispiel im Keller, wichtig.

Fazit: Wer eine gute Photovoltaikanlage sucht, sollte Handwerker vor Ort beauftragen, sich von diesen beraten lassen und von ihnen auch Garantien verlangen.