In Zeiten der Klimakrise werben auch viele Mineralbrunnen damit, klimaneutral zu produzieren. Dabei geht es aber nicht nur um die Umwelt, sondern auch um die Konkurrenz zum Trinkwasser.

Einleitung

"Unser Mineralwasser und Erfrischungsgetränke sind nicht nur gesund und schmecken, sondern werden auch nachhaltig und klimaneutral produziert. Der Erhalt einer intakten Umwelt ist für die Herstellung unseres Mineralwassers, das Basis für all unsere Marken ist, von großer Bedeutung", wirbt der Husumer Mineralbrunnen. Auch der Branchenriese Gerolsteiner ist nach eigener Aussage "entlang der gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral". Und der Bad Dürrheimer Mineralbrunnen meldete im Juni 2020, er sei die "erste vollumfänglich klimaneutrale Mineralwasser-Marke Baden-Württembergs".

Nach Auskunft des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen arbeitet inzwischen eine "Vielzahl" der etwa 200 Abfüller in Deutschland klimaneutral. Bis spätestens 2030 wolle man "den CO2-Fußabdruck von natürlichem Mineralwasser branchenweit auf null stellen", so Pressesprecher Maik Hünefeld. Vilsa geht sogar noch einen Schritt weiter. Wir sind "klimapositiv", meldete die Firma Mitte Mai 2021. Das heiße, der "Mineralbrunnen entnimmt der Atmosphäre mehr des Klimagases CO2, als er durch seine Aktivitäten am Standort und mit der Marke Vilsa erzeugt", so Firmenchef Henning Rodekohr. Dafür forstet die Firma unter anderem Wald in Uruguay auf und kooperiert mit der Deutschen Wildtierstiftung bei der Schaffung von Lebensräumen für bedrohte Arten.

Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung beginnt mit einigen Einschränkungen. Wir wissen nicht, ob die Firmen alles tun, CO2 zu vermeiden. Zum Beispiel ausschließlich Mehrwegflaschen verwenden, elektrische Gabelstapler einsetzen oder Öko-Strom und Solarenergie nutzen. Das wäre der erste Schritt, denn Vermeiden ist allemal besser als das Klimagas erst in die Atmosphäre zu blasen und dann wieder herauszuholen, zu kompensieren, so der Fachbegriff. Wir können auch nicht sagen, welcher Mineralbrunnen die umfassendsten Maßnahmen zur CO2-Kompensation ergreift. Doch es gibt Unterschiede. So berücksichtigt der Bad Dürrheimer Mineralbrunnen eigenen Angaben zufolge anders als andere Hersteller nicht nur direkte Emissionen, sondern auch "die Klimawirkung der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen, die z.B. durch Geschäftsreisen oder das Pendeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entstehen".

Wir wollen auch nicht entscheiden, ob es überhaupt Sinn macht, schwere Mineralwasserkisten (mit dem Auto) vom Supermarkt oder Discounter zu transportieren und dann ins Haus oder die Wohnung zu schleppen. Zumal Trinkwasser wesentlich weniger kostet und laut Stiftung Warentest "natürliches Mineralwasser nicht besser ist als Leitungswasser".

Fest steht aber, dass Mineralwasser einen erheblichen CO2-Fußabdruck hat. So verursacht jeder Liter nach Berechnungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung 60 bis 450 Gramm CO2 - für die Flaschenproduktion, die Reinigung, die Abfüllung, das Recycling, die Entsorgung und den Transport zu den Supermärkten. Dazu kommen noch einmal acht bis 34 Gramm für den Transport mit dem Auto von der Einkaufsstätte nach Zuhause. Durchschnittlich kommen 260 Gramm pro Liter zusammen. Bei einem Gesamtabsatz von 11,5 Milliarden Litern (im Jahr 2018) sind das fast drei Millionen Tonnen CO2 im Jahr. Das ist so viel wie 1,7 Millionen Autos im Durchschnitt aus dem Auspuff blasen.

Im Vergleich dazu sind die CO2 Emissionen durch Trinkwasser laut Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung mit gerade einmal 0,2 bis 0,5 Gramm pro Liter (berechnet für Berlin) vernachlässigbar. Trotzdem gibt es inzwischen auch Wasserwerke, die klimaneutral arbeiten. Zum Beispiel der Märkische Abwasser- und Wasserzweckverband, der für sich in Anspruch nimmt, der "erste klimaneutrale Wasserverband in Brandenburg" zu sein. Oder die Stadtwerke Karlsruhe: Sie liefern nach eigener Aussage "als erster Wasserversorger in Deutschland ein vollständig klimaneutrales Trinkwasser". Das hieße: "Die komplette Wasserversorgung von der Grundwasserförderung bis zur Abgabe des Trinkwassers an die Kunden kommt ganz ohne schädliche Treibhausgas-Emissionen aus".

Verschiedene Label: Mineralbrunnen lassen sich von unterschiedlichen Organisationen Klimaneutralität bestätigen.

Fazit: Der Autor dieses Berichts sprudelt Trinkwasser auf. Wer Mineralwasser kauft, sollte darauf achten, dass es klimaneutral produziert wurde.