Ökologisch und fair erzeugte Weihnachtsbäume sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Doch noch immer sind sie eher eine Seltenheit.

Um die 25 Millionen Weihnachtsbäume werden jedes Jahr in Deutschland gekauft, geschmückt und entsorgt. Die meisten wachsen nicht im Wald, sondern auf Plantagen. Wie bei allen Monokulturen unter dem Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger. Die Spritzmittel holt man sich auch ins Wohnzimmer. Aktuelle Tests haben wir nicht gefunden. Aber der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte im Dezember 2017 festgestellt. "Insgesamt wurden bei dem Test neun verschiedene Pestizide gefunden, von welchen fünf zu den gefährlichsten zählen, die derzeit in der EU eingesetzt werden". Einige der Pestizide waren leicht flüchtig und können im warmen Wohnzimmer ausgasen. Dennoch dürften die Spritzgifte eher ein Problem für die Umwelt als für die Menschen unterm Weihnachtsbaum sein.

Bestenfalls 0,5 Prozent der Weihnachtsbäume werden ökologisch erzeugt, schätzt Robin Wood. Bundesweit gibt es der Umweltorganisation zufolge eine zwar wachsende, aber immer noch verschwindend geringe Zahl von insgesamt 852 Verkaufsstellen für Öko-Weihnachtsbäume.

Fröhliche Weihnachten: Die Bio-Label und das FSC-Siegel für nachhaltige Waldwirtschaft garantieren einen Weihnachtsbaumanbau ohne Pestizide und Kunstdünger.

Der beliebteste Baum ist mit einem Anteil von ungefähr 75 Prozent die Nordmanntanne, benannt nach dem finnischen Biologen Alexander von Nordmann, der sie 1838 entdeckt hat. Sie wuchs ursprünglich nur in Georgien, heute ist Dänemark der größte Produzent. Das Saatgut kommt jedoch bis heute aus dem Land im Südkaukasus. Dort wird es oft unter miserablen Arbeitsbedingungen geerntet. Die Arbeiter klettern ohne Sicherung in die 30 Meter hohen Astkronen, ihre Bezahlung ist gering. Unter anderem das zu ändern ist das Ziel von Fair Trees. Die von dänischen Unternehmen gegründete Organisation ist Mitglied des anerkannten dänischen Fair-Trade-Verbandes. "Fair Trees verbessert die Arbeitsbedingungen der georgischen Zapfenpflücker. Sie bekommen einen angemessenen Lohn und Kletterausrüstung nach höchstem EU-Standard", schreibt die Organisation auf ihrer Webseite. Außerdem trage Fair Trees zur Verbesserung der Lebensbedingungen in Georgien bei. Für jedes verkaufte Kilo Samen und jeden verkauften Fair Trees Weihnachtsbaum werde ein Betrag zur Entwicklung des örtlichen Gemeinwesens gespendet. Allerdings ist bislang auch die Liste der Verkaufsstellen von Fair Trees übersichtlich. Und nur ein Teil der Bäume wurde nicht nur fair, sondern auch ökologisch erzeugt. Dabei sind Robin Wood zufolge Fair-Trees-Bäume mit 20 bis 25 Euro pro laufendem Meter in diesem Jahr nicht einmal teurer als konventionelle.

Weihnachten im Oktober. Fair Trees sind vor allem ein Geschenk für Arbeiter, die in Georgien im Herbst die Samen der Nordmanntanne ernten. Doch noch gibt es nicht viele faire Nordmanntannen, die Zahl der Verkaufsstellen (links) ist übersichtlich.

Nicht verwechseln darf man Fair Trees mit Fair Forest. "Das von vier sauerländischen Weihnachtsbaum-Produzenten ausgedachte und als ökologisch von der Aufzucht bis zur Ernte angepriesene Label Fair Forest ist Kundentäuschung pur", so Robin Wood. Beispielsweise darf selbst das umstrittene Pestizid Glyphosat beim Anbau von Fair-Forest-Bäumen verwendet werden.

Als nicht fair, sondern als "Kundentäuschung pur" kritisiert die Umweltorganisation Robin Wood das 2012 von sauerländischen Weihnachtsbaumproduzenten gegründete Label Fair Forest.

Fazit: Wer ökologisch und fair erzeugte Weihnachtsbäume kauft, macht ohne großen finanziellen Aufwand der Umwelt und den Arbeitern in Georgien ein Geschenk.