Die miserablen Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie sind seit langem bekannt. Die Corona-Krise hat sie wieder ans Licht gezerrt. Wie findet man Fleisch, das weder tier- noch menschenverachtend produziert wurde?

Einleitung

Wer wissen will, wo das Fleisch herkommt, sollte den Metzger seines Vertrauens fragen. Der wird, wenn er ehrlich ist, häufig antworten: aus einer der Fleischfabriken von Tönnies, Westfleisch oder Vion. Schätzungen zufolge schlachten nur noch 20 Prozent der Metzgereien selbst. Insgesamt gab es 2017 in Deutschland noch etwa 13.000 Metzgereien und, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen hervorgeht, 4.177 zugelassene Schlachtbetriebe: von Fleischkonzernen, regionalen Schlachthöfen, Metzgereien und selbst schlachtenden Landwirten.

Wie also findet man Fleisch, dass nicht aus Schlachthöfen mit prekären Arbeitsbedingungen stammt? Oder weniger vornehm ausgedrückt: aus Schlachthöfen, wo Arbeiter aus Osteuropa nicht für Hungerlöhne schuften müssen und sich nur Gemeinschaftsunterkünfte leisten können, in denen sie sich mit dem Corona-Virus infizieren?

Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: Die gängigen Tests und Gütesiegel helfen nicht weiter. So hat die Stiftung Warentest bei ihren Untersuchungen regelmäßig lediglich Parameter wie Geschmack, Belastung mit Keimen und Schadstoffen im Blick. ÖKO-TEST geht ein wenig weiter und untersucht auch die Haltungsbedingungen der Tiere. Doch auf dem Auge Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen sind beide blind.

Die Tester: Stiftung Warentest (oben) und ÖKO-TEST berücksichtigen die Arbeitsbedingungen in den Fleischfabriken nicht. Bei der Stiftung Warentest spielt bislang nicht einmal die Tierhaltung eine Rolle.

Das gilt auch für die in Supermärkten und bei Discountern vermehrt zu findende Tierhaltungskennzeichnung. Und die Bio-Label machen zwar für den Transport der Tiere zum Schlachthof detaillierte Vorschriften. Doch bei den dort arbeitenden Menschen endet die Fürsorge. So stammt das Bio-Rinderhackfleisch bei Aldi Süd von der Tilman's Qualitätsmetzgerei, die zum Reich des Fleischkonzerns Tönnies gehört. Konkurrent Lidl verkauft Bio-Rinderhackfleisch, das von der Westfalenland Fleischwaren GmbH hergestellt wurde. Sie gehört Westfleisch, der nach Tönnies zweitgrößten Fleischfabrik in Deutschland. Rewe wiederum verkauft Bio-Rinderhüftsteaks und anderes Bio-Fleisch, das von der Wilms GmbH und Co KG hergestellt wurde. Sie liegt im Ranking der Fleischkonzerne auf Platz 8. Geschlachtet und zerlegt wurden die Tiere von der Südfleisch Waldkraiburg GmbH und der A. Moksel GmbH. Beide gehören zu Vion, der deutschlandweiten Nummer drei der Branche.

Damit sind wir wieder am Anfang der Geschichte und beim Metzger unseres Vertrauens. Den kann man fragen und hoffen, dass er eine ehrliche Antwort gibt. Wer im Supermarkt oder beim Discounter kauft, kann anhand der Betriebsnummer herausfinden, ob das Fleisch aus einer der großen Fleischfabriken stammt. Im Reiter Fleischkonzerne haben wir die Betriebsnummern der drei größten Konzerne in Deutschland zusammengetragen - ohne dass wir damit behaupten wollen, dass es dort überall prekäre Arbeitsbedingungen gibt.

Fleischkonzern? Anhand der Betriebsnummer kann man feststellen, von wem das Fleisch stammt. Oben links: Das Bio-Rinderhüftsteak von Rewe wurde produziert von der Wilms GmbH, der Nummer acht der Branche. Oben rechts: Das Bio-Rinderhackfleisch wurde von der Westfalenland Fleischwaren GmbH hergestellt wurde. Sie gehört Westfleisch, der zweitgrößten Fleischfabrik in Deutschland. Unten: Das Bio-Rinderhackfleisch bei Aldi Süd stammt von der Tilman's Qualitätsmetzgerei, die zum Reich des Marktführers Tönnies gehört.

Fazit: Der Metzger vor Ort sollte nicht erst auf Nachfrage Auskunft über Herkunft, Schlachtung und Verarbeitung der Tiere geben, sondern diese Informationen für Kunden jederzeit griffbereit haben. Dazu garantiert Bio-Fleisch zumindest ein artgerechtere Tierhaltung als konventionelles.

Die Fleischkonzerne

Die Fleischkonzerne

Wir haben die Betriebsstätten und Betriebsnummer der drei größten Fleischkonzerne in Deutschland zusammengetragen - ohne dass wir damit behaupten wollen, dass es dort überall prekäre Arbeitsbedingungen gibt. Es handelt sich nicht nur um Schlachthöfe, doch auch von Verarbeitungsbetrieben wie Wurstherstellern wird über problematische Arbeitsverhältnisse berichtet.

Tönnies
Rheda-Wiedenbrück: Tönnies Lebensmittel GmbH & Co. KG: DE NW 20202, DE EZ 917, DE NW-ES 202
Rheda-Wiedenbrück: Tönnies Rind GmbH & Co. KG in Rheda: DE NW 20045
Rheda-Wiedenbrück: Tillman's Convenience GmbH: DE NW 20028
Sögel: Weidemark Fleischwaren GmbH & Co. KG: DE NI 20658
Weißenfels: Tönnies Zerlegebetrieb GmbH: DE ST 00688, DE ST 00689
Kellinghusen: R. Thomsen EU-Großschlachterei GmbH: DE ES 91
Bamberg: Städtischer Schlachthof Bamberg: DE ES 137 (einem Pressebericht aus dem Jahr 2016 zufolge lässt Tönnies in Bamberg wöchentlich 4.000 Schweine schlachten)
Kempten: A.F.G. Allgäu Fleisch GmbH: DE BY 70640
Wilhelmshaven: Jade Schlachthof Wilhelmshaven GmbH: DE NI 10002
Legden: Schlachthof Legden GmbH: DE NW 84019
Badbergen: Food Service Badbergen GmbH & Co. KG, Werk 2: DE NI 11327, DE NI 10327
Böklund: Böklunder Fleischwarenfabrik GmbH & Co. KG: DE EV 3
Satrup: Böklunder Fleischwarenfabrik GmbH & Co. KG: DE EV 1
Delmenhorst: Könecke Fleischwarenfabrik GmbH & Co. KG: DE NI 11167
Versmold: HN Produktion GmbH & Co. KG: DE NW 20060
Gütersloh: Vogt & Wolf GmbH, Westfälische Fleischwarenfabrik: DE EV 902
Dissen: Schulte Fleisch- und Wurstwaren GmbH: DE EV 31
Zerbst: Anhalter Fleischwaren GmbH Zerbster Original: DE ST 00809, DE EV 809
Landsberg: Landsberger Wurstspezialitäten GmbH & Co.KG: DE BY 10291 (der Standort wurde geschlossen
Chemnitz: Chemnitzer Wurstspezialitäten GmbH & Co.KG. DE EZ 1598, DE EV 1598, DE SN-EUZ 005
Brandenburg: Tönnies Foodservice GmbH DE EK 1313, DE BB-EUZ 032, DE BB-EV 017, DE EZ 1313, DE EZG 293
 
Westfleisch
Hamm: DE EZ 119, DE ES 147
Erkenschwick: DE NW 86001, DE EV 42, DE EZ 206, DE ES 249
Coesfeld: DE EZ 320, DE ES 265
Lübbecke: DE NW 20112, DE NW 20150, DE ES 46, DE EZ 327, DE EV 11097 C
Gelsenkirchen: DE NW 82000
Bakum: DE NI 10142
Dissen: DE NI 10048
Dissen: Westcrown: DE NI 32500
Oer-Erkenschwick: Westfalenland/Gustoland: DE NW 88880, DE EV 42
Münster: Westfalenland: DE NW 88888
 
Vion
Emstek: DE NI 11806 EG
Ahlen: Ahlener Fleischhandel: DE EZ 435 EWG
Crailsheim: DE BW 01110 EG
Holdorf: EU-Zulassungsnummer: DE NI 11399 EG
Landshut: DE BY 21492 EG
Perleberg: DE ES 996 EG, DE EV 996 EG, DE EZ 996 EG
Vilshofen: DE BY 21143 EG