Verbraucher wollen keine Gentechnik im Essen. Können sie sich auf das Label "Ohne Gentechnik" verlassen?
Einleitung
Welche Anforderungen Lebensmittel mit dem Label "Ohne Gentechnik" erfüllen müssen, ist im EG-Gentechnik-Durchführungsgesetz geregelt. Vom Gesetzgeber stammt auch das offizielle Label, eine grüne Raute. Den Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) hat die Bundesregierung damit beauftragt, Lizenzen zur Nutzung dieses Siegels zu vergeben und die Einhaltung der Anforderungen zu überprüfen und sicherzustellen.
Ohne Gentechnik: Das offizielle Label zur Kennzeichnung von Lebensmitteln.
Diese Anforderungen sind allerdings nicht unumstritten. So kritisiert das Forum Bio- und Gentechnologie: "Wo ohne Gentechnik drauf steht, darf etwas Gentechnik drin sein". Erlaubt seien bei tierisch erzeugten Lebensmitteln wie Milch, Eier und Fleisch unter anderem "Futtermittelzusätze wie Enzyme, Vitamine oder Aminosäuren, die mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt sind". Zudem seien gentechnisch veränderte Futterpflanzen "zwar verboten, doch nur in einem bestimmten Zeitraum vor der Verwertung. Bei Schweinen sind es etwa die letzten vier Monate vor der Schlachtung, bei Milch produzierenden Tieren die letzten drei Monate und bei Hühnern für die Eiererzeugung die letzten sechs Wochen". Foodwatch folgert daher: "Ob Verbraucher wollen oder nicht, selbst mit dem Griff zu Produkten mit dem Ohne Gentechnik-Siegel unterstützen sie womöglich dennoch ein bisschen Gentechnik auf dem Acker".
Unsere Einschätzung
Unsere Einschätzung: Für Verbraucher, die keine Gentechnik auf dem Teller wollen, sind "Futtermittelzusätze wie Enzyme, Vitamine oder Aminosäuren, die mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt sind", ohne Bedeutung. Denn nicht einmal die Futtermittelzusätze sind dadurch als gentechnisch verändert einzustufen - und erst recht nicht, die mit Hilfe dieser Zusätze erzeugten Lebensmittel. Das gleiche gilt auch für die Fütterung der Tiere mit gentechnisch veränderten Futterpflanzen.
Doch nicht alle Firmen nutzen das offizielle Label. Auf dem Exquisa-Frischkäse beispielsweise fanden wir ein Label, das der Hersteller Karwendel selbst kreiert und sich selbst verliehen hat. Dazu teilt uns das Unternehmen mit: "Für die Kennzeichnung ohne Gentechnik gibt es klare gesetzliche Vorgaben. Diese sind für alle Hersteller gleich. Selbstverständlich hält Exquisa diese gesetzlichen Vorgaben zur Kennzeichnung ein". Das werde auch wie beim offiziellen Label regelmäßig unabhängig überprüft. Auf unsere Nachfrage, warum man dann nicht auch das offizielle Label nutze, schreibt die Karwendel-Pressestelle: "Als Unternehmen mit einzigartigen Marken haben wir uns daher für ein eigenes Logo entschieden".
Der Exquisa Frischkäse mit einem firmeneigenen Label des Herstellers Karwendel. Vom gleichen Hersteller stammt auch der Miree-Frischkäse mit einer weiteren Version.
Uns überzeugt diese Erklärung nicht, wir haben allerdings auch keine andere. Wenig wahrscheinlich ist jedenfalls, dass Karwendel die Lizenzgebühren für das offizielle Label sparen will, denn es kostet lediglich 200 bis 300 Euro pro eine Mio. Euro Umsatz.
Auch die Käserei Edelweiss wirbt für ihren Bresso mit einem firmeneigenen Label. Auf die Frage warum, bekamen wir keine Antwort.
Fazit: Wer keine Gentechnik auf dem Teller will, findet eine Vielzahl von Produkten mit dem offiziellen "Ohne Gentechnik"-Label. Firmeneigene Siegel, gerade wenn sie die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, sind überflüssig und verwirren die Verbraucher.