Discounter, Supermärkte und Drogerieketten haben dem Plastikmüll den Kampf angesagt. Was ist von ihren Bemühungen zu halten?

Einleitung

"Kaufland möchte Plastikmüll deutlich reduzieren. Bis 2025 hat sich das Handelsunternehmen vorgenommen, den eigenen Kunststoffverbrauch um mindestens 20 Prozent zu verringern. Wir schaffen es in diesem Jahr über 2.000 Tonnen Plastik einzusparen", lobt sich Kaufland und steht damit nicht allein.

Beim zum gleichen Konzern gehörenden Discounter Lidl soll "bis 2025 der Plastikverbrauch in Deutschland um mindestens 20 Prozent reduziert und 100% Recyclingfähigkeit der Kunststoffverpackungen für Eigenmarken sichergestellt werden". Beim Konkurrenten Aldi-Süd gibt es eine "Verpackungsmission: Vermeiden. Wiederverwenden. Recyceln".

Die Discounter werden im Kampf gegen den Plastikmüll nicht allein gelassen. Rossmann und dm, Rewe und Edeka: Alle sehen sich in der Verantwortung. "Um die Verpackungen unserer Eigenmarken-Produkte verantwortungsvoller zu gestalten, setzen wir gemeinsam mit WWF auf den sogenannten goldenen Weg: Unser größtes Anliegen ist es, Verpackungen zu vermeiden", bekennt Edeka.

Derweil freut sich Rewe: "Über 115 Tonnen weniger Plastik. Auch bei unseren Eigenmarken konnten wir durch die Optimierung des Verpackungsmaterials den Verbrauch von Plastik deutlich senken. Ein gutes Beispiel dafür ist unser ja! Toilettenpapier. Durch den Einsatz dünnerer Verpackungsfolie haben wir hier langfristig Plastik einsparen können".

Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: Die meisten Anbieter dokumentieren ihre Anstrengungen mit einem Label. Denn das "Bewusster verpackt-Logo schafft mehr Transparenz für die Kunden und ist ab sofort auf der Vorder- oder Rückseite der Verpackung angebracht", so Kaufland. Bei Lidl heißt das Siegel "Verantwortlicher verpackt". Es stehe für eine "Recyclingfähigkeit von mindestens 80 Prozent oder einen Rezyklatanteil von mindestens 30 Prozent oder eine Einsparung von Volumen oder Gewicht des Verpackungsmaterials von mindestens 10 Prozent".

Eine Auswahl von Siegeln gegen Plastikmüll: Auch wenn jeder Beitrag zählt. Die Siegel dienen eher dem Kampf um umweltbewusste Kunden als der Verringerung des Mülls.

Die Siegel seien Erfindungen der Marketingabteilungen ohne unabhängige Zertifizierung, kritisiert Elke Salzmann vom Bundesverband Verbraucherzentrale vzbv in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das ist zwar richtig. Aber die Blöße, zu mogeln und dabei erwischt zu werden, gibt sich vermutlich niemand.

Die wirklichen Probleme hat die Deutsche Umwelthilfe für den Goldenen Geier dokumentiert. Der Preis für die unsinnigste Verpackung wurde 2019 zum ersten Mal vergeben. Nominiert waren unter anderem:

  • 200 Gramm Melonenwürfel von Rewe, verpackt in 17 Gramm Einwegplastik und mit dem Hinweis, Rewe habe der Umwelt zuliebe auf eine Plastikgabel verzichtet;
  • 15 Gramm Küchenkräuter von Edeka in neun Gramm Plastikverpackung;
  • 100 Gramm einzeln verpackte Apfelkuchenstücke der Lidl-Eigenmarke Chef select to go in zwölf Gramm Plastik.

Gewonnen hat den Geier das Vittel Mineralwasser in Einweg-Plastikflaschen, das Nestle aus Frankreich nach Deutschland und in alle Welt exportiert. Doch solche Wässer haben alle Discounter und auch Rewe und Edeka ("Unser größtes Anliegen ist es, Verpackungen zu vermeiden") im Angebot. Sie sind wesentlich dafür verantwortlich, dass der ökologisch sinnvolle Mehrweg-Anteil bei Mineralwasser nur noch bei knapp 30 Prozent liegt.

 

Mineralwasser in Plastik-Einweg (von Real, Kaufland, Rewe, Aldi-Süd, Edeka): Die großen Supermarktketten und Discounter sind Hauptverantwortliche für den geringen Mehrweg-Anteil bei Mineralwasser. Denn sie setzen unbeirrt auf Einweg-Plastikflaschen.

Fazit: Kleinvieh macht nicht Mist, sondern ist Mist. Mit ihren Labeln versuchen Supermärkte und Discounter, bei umweltbewussten Kunden mit Kleinigkeiten zu punkten. Im Großen setzen sie unbeirrt weiter zum Beispiel auf Einweg bei Mineralwasser und anderen Getränken.