Auf hunderten von Produkten bei Rewe und den zu Rewe gehörenden Unternehmen Penny, Nahkauf und Toom-Baumarkt findet sich das firmeneigene Label Pro Planet. Doch tut man mit den Produkten dem Planeten Erde wirklich Gutes?

Einleitung

"Bei der REWE Group geht es schon längst nicht mehr nur um die Qualität der Produkte - ökologische und soziale Nachhaltigkeit spielen mittlerweile eine ebenso bedeutende Rolle. Und damit das alles beim Einkauf ganz leicht zu finden ist, bietet das blauweiße Pro Planet-Label eine zuverlässige Orientierung". So beschreibt Rewe Sinn und Zweck des Siegels, mit dem der Konzern Kaffee, Eier, Toilettenpapier, Wandfarbe und ein paar Hundert weitere seiner Produkte ausgezeichnet hat.

Zwar vertreibt der nach Edeka zweitgrößte deutsche Handelskonzern "eine Reihe von Produkten, deren hohe Qualität durch etablierte Siegel ausgewiesen ist". Doch bezögen sich diese Label entweder "auf bestimmte Produktkategorien, wie beispielsweise das Marine Stewardship Council (MSC) - Label, mit dem Fisch aus nachhaltiger Fischerei ausgezeichnet wird". Oder sie konzentrierten "entweder auf soziale oder ökologische Aspekte. Ein Label, "das sowohl Umweltaspekte als auch den Schutz der Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen berücksichtigt", habe vor Einführung des Pro Planet-Siegels gefehlt. Es unterscheide sich auch deshalb von anderen Kennzeichnungen, weil "im Rahmen des Vergabeprozesses der gesamte Lebenszyklus des Produkts unter die Lupe" genommen werde. So würden "auch der Konsum und die Entsorgung der Produkte untersucht" und "gegebenenfalls Verbesserungsmaßnahmen in diesen Bereichen erarbeitet".

Unsere Einschätzung

Unsere Einschätzung: Für das Siegel wird eine sogenannte Hot Spot-Analyse durchgeführt, das heißt eine Suche nach den größten Schwächen eines Produkts in Sachen Nachhaltigkeit. Die hat offenbar ergeben, dass "die Herstellung von Papier die Natur und das Klima beeinflusst, etwa durch Abholzung der Wälder, die Verwendung von Chemikalien und einen hohen Wasserverbrauch". Das Pro Planet-Label bekommen daher nur Papierprodukte wie das Ja-Recycling Toilettenpapier, die zu "100% Altpapier hergestellt werden". Das gleiche fordert allerdings auch der Blaue Umweltengel. Der findet sich bezeichnender Weise ebenfalls auf dem Ja-Recycling Toilettenpapier. Einen Zusatznutzen für Verbraucher hat das Pro Planet Label offensichtlich nicht.

Gleiche Qualität: Das Ja-Recycling Toilettenpapier mit zwei Labeln (Pro Planet und Blauer Umweltengel) und das Konkurrenzprodukt von Edeka einem (Blauer Engel oben rechts).

Auch Wein hat Rewe mit den Siegel und der Erklärung "Artenvielfalt fördernd" ausgezeichnet. Denn er "stammt von Winzern aus Deutschland, die sich für nachhaltigere Landwirtschaft und den Erhalt der biologischen Vielfalt in den Weinbergen einsetzen. Sie bepflanzen den Boden zwischen den Weinreben mit verschiedenen Gräsern und Kräutern und schaffen so wertvollen Lebensraum für Bienen und andere Insekten". Allerdings werden Weinreben "in der Regel in Monokulturen angebaut und sind anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln ist daher notwendig", schreibt Rewe. Pestizide sorgen bekanntlich dafür, dass es kaum noch Getier gibt, das "wertvollen Lebensraum" benötigt. Bei konventionellem Wein führt Pro Planet also in die Irre. Wirklich verdient hätte Bio-Wein das Label.

Am Beispiel von Eiern wird deutlich, dass Pro Planet nicht "sowohl Umweltaspekte als auch den Schutz der Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen berücksichtigt", sondern nur einzelne Aspekte. Sogar wenn es bei einem Produkt mehrere negative Hotspots gibt. So verkauft Rewe Eier der Eigenmarke "Beste Wahl" aus Freilandhaltung mit dem Siegel, weil die "Futtermittel umweltschonender angebaut" wurden. Das heißt offenbar, es wird kein gentechnisch verändertes Soja verfüttert. Bei den "Spitz & Bube"-Eiern ist zudem die "Tierhaltung verbessert". Das meint, dass die männlichen Küken nicht getötet, "sondern erstmals in der konventionellen Eierproduktion auch die männlichen Tiere großgezogen" werden. Bei den "Respeggt"-Eiern steht "Tierhaltung verbessert" dagegen dafür, dass "die männlichen Eier aussortiert und zu hochwertigem Tierfutter verarbeitet" werden. Ein weiterer Hotspot ist die Haltung der Legehennen, die aber offenbar für die Auszeichnung mit "Tierhaltung verbessert" keine Rolle spielt. So ist laut ÖKO-TEST die Besatzdichte bei den "Spitz & Bube"-Hennen "hoch". Das heißt: Mehr als 14 Junghennen oder mehr als sechs Legehennen müssen sich einen Quadratmeter Platz im Stall teilen.

Drei Sorten, drei Begründungen für die Auszeichnung mit dem Label. Pro Planet Produkte sind nicht umfassend, sondern bestenfalls in einzelnen Aspekten nachhaltiger (Fotos: Rewe).

"Um dem Kunden zu gewährleisten, dass er tatsächlich nachhaltig angebauten Kaffee erhält", schreibt Rewe, "müssen zertifizierte Produkte..". Testwatch sagt: Kunden sollten gerade keinen Kaffee mit dem Pro Planet-Siegel kaufen. Denn der Kaffee erfüllt lediglich den Standard UTZ Certified. Anders als bei Fairtrade bekommen die Kaffeebauern bei UTZ keinen garantierten Mindestpreis, der sie unabhängig macht von den Preisschwankungen am Weltmarkt. Und anders als im Bio-Anbau dürfen für UTZ-Kaffee Pestizide und Kunstdünger eingesetzt werden. Wer nachhaltig angebauten Kaffee will, sollte daher ökologisch angebauten und Fairtrade gehandelten kaufen. Den hat übrigens auch Rewe als Eigenmarke - ohne Pro Planet Label - im Angebot.

Nachhaltiger Kaffee, fair gehandelt und ökologisch erzeugt von Dallmayer, GEPA, Aldi – und auch von Rewe. Ohne das Pro Planet-Label.

Auch wenn das Label nur begrenzte Auswirkung auf die Nachhaltigkeit von Produkten hat, für das Image von Rewe scheint die Bedeutung erheblich. So ist der Konzern aus einem Vergleich der Zeitschrift Focus Money als Sieger "Nachhaltiges Engagement: Nr. 1" hervorgegangen.

Fazit: Pro Planet ist ein Marketing-Label des Rewe-Konzerns. Die ausgezeichneten Produkte sind etwas besser als nicht gelabelte Rewe-Produkte. Aber sie sind nur eingeschränkt nachhaltig und den Angeboten der Konkurrenz nicht überlegen.