Verbraucher vertrauen Testergebnissen und der Werbung mit Siegeln. Dabei sollten sie misstrauisch sein, denn oft sind die Tests veraltet. Testwatch - Die VerbraucherNützer erklärt, worauf man achten sollte.
 

 

"In der Ausgabe 12/2015 hat ÖKO-TEST 263 Familien-, Senioren- und Singletarife der privaten Haftpflichtversicherung unter die Lupe genommen. Insgesamt wurde die Helvetia Privathaftpflichtversicherung 6 x mit Rang 1 ausgezeichnet", freut sich der Versicherungskonzern auf seiner Internetseite. Das stimmt zwar, sagt aber nichts über die aktuellen Tarife. Denn seit September 2017 gelten neue Versicherungsbedingungen.

Die Helvetia ist kein Einzelfall. "Ausgezeichneter Schutz. Die Auslandreisekrankenversicherung der Württembergischen erzielte in einer Untersuchung der Zeitschrift ÖKO-TEST den 1. Rang", meldet sie auf ihrer Internetseite. Erschienen ist der Test im ÖKO-TEST Magazin Mai 2015, die aktuell gültigen Versicherungsbedingungen der Württembergischen datieren vom Januar 2017.

Drittes Beispiel: "Damit die Sonne immer scheint" soll man Solaranlagen bei photovoltaikversicherung24.de versichern. Die Qualität der Versicherung ist verbürgt durch den "1. Rang" bei ÖKO-TEST. Allerdings stammt der Test aus dem Jahr 2012.

Die Werbung mit veralteten Testergebnissen und -siegeln beschränkt sich nicht auf Versicherungen. So wirbt die Drogeriekette Rossmann für ihre Fusswohl Hirschtalg Creme mit einem ÖKO-TEST Label vom April 2014. Allerdings gibt es seit Juni 2017 einen neuen Test, in dem das Produkt nicht berücksichtigt wurde.

 

Eine Fundgrube ist Amazon: Für das Moltofill Spachtelpulver (Label aus 5/2003) wird von Händlern ebenso mit veralteten Siegeln geworben wie für das Sebamed Deo (5/2005), das Litamin Duschgel (6/2010) oder die Penaten Feuchttücher (1/2011).

 

 

 

Betroffen ist nicht nur ÖKO-TEST. So wirbt die Gothaer-Versicherung mit einem "Kundenurteil sehr gut" aufgrund einer Umfrage der Agentur Service Value im Oktober 2016. Doch davon kann inzwischen keine Rede mehr sein, wie eine neuerliche Umfrage von Service Value im Oktober 2018 ergab.

 

Betroffen ist auch die Stiftung Warentest. Bei Amazon fanden wir beispielsweise Rasierer Philips HQ 7160 mit einem Siegel "gut (1,9)" der Stiftung Warentest aus Dezember 2007. Allerdings ist das Produkt "Derzeit nicht verfügbar" - Datenmüll auf der Seite des weltgrößten Online-Händlers.

 

Lieferbar ist dagegen die elektrische Kinderzahnbürste Sonicare HX6311/07 von Philips. Und direkt auf der Seite des Herstellers finden wir das Label "gut (2,2)" der Stiftung Warentest vom Januar 2015. Doch die Lizenz zur "Werbung mit dem Testlogo ist abgelaufen", ergab unsere Überprüfung auf einer eigens dafür eingerichteten Internetseite. Das sollte auch Philips bekannt sein.

Dass sie durchaus wissen, was erlaubt ist und was nicht, zeigt das Beispiel der Allsecur-Versicherung. Die Allianz-Tochter warb noch Ende 2018 mit einem Label der Zeitschrift Finanztest (Stiftung Warentest), die in ihrer Ausgabe 12/2017 dem Allsecur-Tarif Premium Haftpflicht + Vollkasko für 20jährige ein Beitragsniveau "weit besser als der Durchschnitt" bescheinigt hatte. Allerdings hatte Finanztest in der Dezember-Ausgabe 2018 einen neuen Test durchgeführt. Und in diesem ist die Allsecur nur "durchschnittlich". Nachdem Testwatch das bemängelt hatte, wurde die Werbung umgehend eingestellt.

Fazit: Die Testanbieter müssen dafür sorgen, dass nur aktuelle Label verwendet werden. Verbraucher haben kaum eine Chance, die Aktualität zu überprüfen. Bei Testsiegeln, die älter als zwei, höchstens drei Jahre alt sind, sollte man grundsätzlich misstrauisch sein.