Wer bei Berufsunfähigkeit finanziell abgesichert sein will, muss privat vorsorgen. Doch das ist mit vielen Fallstricken und Hindernissen verbunden.
 

Einleitung

Wer nichts erheiratet und nichts ererbt, der bleibt arm bis dass er sterbt. Und wer berufsunfähig wird, verarmt oft trotz Heirat oder Erbe. Erst krank, dann arm. Denn die staatliche Absicherung reicht vorne und hinten nicht. Rund 1,8 Millionen Menschen bekommen derzeit eine Erwerbsminderungsrente vom Staat in Höhe von durchschnittlich 730 Euro im Monat, Neurentner erhalten sogar nur 670 Euro. Etwa 15 Prozent sind auf die Grundsicherung angewiesen.
 
Rund 180.000 Menschen werden jedes Jahr in Deutschland berufsunfähig. Wer nicht in die Armutsfalle tappen will, braucht daher eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung). Trotzdem haben nur etwa 40 Prozent der Deutschen eine BU-Versicherung. Die Verantwortung dafür liegt bei den Verbrauchern, sagen die Versicherungsunternehmen. Verbraucherschützer sehen die Assekuranzen in der Verantwortung. Tatsache ist allerdings, dass für viele der Schutz unbezahlbar ist - gerade für körperlich arbeitende Menschen, die ein höheres Risiko und ein eher geringeres Einkommen haben. Wenn beispielsweise eine Krankenschwester oder ein Dachdecker für eine Monatsrente von 1.500 einen Monatsbeitrag von 700 Euro zahlen sollen, hat sich die Sache schnell erledigt. Zudem sind die Versicherungsunternehmen wählerisch und nehmen längst nicht jeden, der einen Vertrag haben will. Wer Vorerkrankungen hat - körperliche oder psychische - zahlt entweder hohe Risikozuschläge oder bekommt überhaupt keinen Vertrag.
 
Mehr als bei jeder anderen Versicherung gilt daher für die BU, dass der Versuch, auf eigene Faust die passende Police zu finden, einem Glückspiel gleicht. Mit Gewinnchancen gegen null. Spezialisierte Berater oder Makler wie Helge Kühl stellen daher für ihre Kunden immer bei mehreren Versicherungen eine so genannte anonyme Risikovoranfrage. Denn "Versicherer prüfen bei Vertragsabschluss den Gesundheitszustand. Die Angaben werden dabei in der zentralen Wagnisdatei (HIS-Datei) gespeichert. Nimmt der Versicherer einen Antrag nicht zu normalen Konditionen an oder lehnt ihn gar ganz ab, so erfahren dadurch andere Versicherer davon, und es besteht die Gefahr, dass man am Ende ohne Vertrag dasteht", so Kühl.
 
Die Experten helfen auch bei Gesundheitsprüfung. Denn wer eine Berufsunfähigkeitsrente abschließen will, ist verpflichtet, je nach Unternehmen alle drei bis fünf Jahre zurückliegenden Krankheiten und Beschwerden dokumentieren. Jeder Besuch bei einem Arzt oder Therapeuten ist daher im Antrag anzugeben, ebenso wie Besuche beim Psychologen, Masseur oder Physiotherapeuten. Bei Krankenhausaufenthalten und Operationen gilt oft sogar eine Zehnjahresfrist. Etwas zu „vergessen“, wäre höchst gefährlich. Denn im Fall der Fälle versuchen Versicherer häufig, unter Hinweis auf die Verletzung der so genannten vorvertraglichen Anzeigepflicht die Zahlung zu verweigern und den Vertrag zu kündigen. Dann gibt es trotz jahrelanger Beitragszahlung kein Geld.
 
Nicht zuletzt können nur Experten entscheiden, ob die Versicherungsbedingungen Fallstricke enthalten. Unsere Checkliste soll daher keine Anleitung für die Suche auf eigene Faust sein, sondern Ihnen nur eine Vorstellung davon vermitteln, auf was beim Abschluss einer BU-Versicherung unter anderem zu achten ist.
 
Übrigens: Es gibt nur vier unverzichtbare Versicherungen: Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine davon. Außerdem die Kranken-, die private Haftpflicht- und die Risiko-Lebensversicherung. Für Auto-/Motorradbesitzer kommt noch die KFZ-Versicherung dazu. Weitere Informationen finden Sie hier: Haftpflichtversicherungen, Test Risiko-Lebensversicherungen, Autoversicherungen
Fazit: Die BU-Versicherung ist sogar noch wichtiger als eine private Altersvorsorge. Denn wer nicht mehr arbeiten kann, kann ohne eine BU-Versicherung die Beiträge für die Altersvorsorge ohnehin nicht mehr bezahlen. 

Checkliste

Checkliste

Tests: Wurde der Tarif von anerkannten Institutionen (Finanztest, Finanztipp, Morgen & Morgen, Franke & Bornberg, ÖKO-TEST) bewertet? Mit welchem Ergebnis? Wie schätzt der Berater den Test ein - und warum?
 
Versicherungsdauer: Die beste Versicherung nützt nichts, wenn sie nicht bis zum Renteneintritt läuft. Doch gerade für körperlich belastende Berufe bieten viele Versicherer nur Verträge bis zum 60., 62. oder 63 Lebensjahr an. Das heißt: Gerade dann, wenn das Risiko berufsunfähig zu werden wegen des zunehmenden Alter immer größer wird, endet der Schutz.
 
Abstrakte Verweisung: Verzichtet ein Versicherer nicht auf die abstrakte Verweisung, muss er nicht zahlen, wenn der Chefarzt noch als Parkwächter arbeiten kann.
 
Konkrete Verweisung: Unter welchen Voraussetzungen kann der Versicherer konkret auf einen anderen Beruf verweisen?
 
Anerkennung der Berufsunfähigkeit: Ist die unbefriste Erwerbsminderung laut gesetzlicher Rentenversicherung Nachweis für Berufsunfähigkeit?
 
Definition: Ist berufsunfähig, wer in zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr arbeiten kann?
 
Prognosezeitraum: Gilt als berufsunfähig, wer voraussichtlich die nächsten sechs Monate nicht arbeiten kann oder ist der Prognosezeitraum länger (z.B. ein Jahr)?
 
Verspätete Meldung: Leistet der Versicherer rückwirkend bei verspäteter Meldung des Versicherungsfalles?
 
Ausland: Bleibt der Versicherungsschutz beim Umzug ins Ausland erhalten?
 
Nachversicherungsgarantie: Unter welchen Bedingungen entfällt die Gesundheitsprüfung bei Nachversicherung (Erhöhung der versicherten Monatsrente)?
 
Beitragsstundung: Wird der Beitrag nach Meldung des Versicherungsfalles gestundet, bis über die Leistungspflicht entschieden wurde?
 
Zahlungsschwierigkeiten: Bietet der Versicherer Überbrückungsmöglichkeiten bei Zahlungsschwierigkeiten?
 
Besondere Ereignisse: Zahlt der Versicherer auch, wenn die Berufsunfähigkeit durch innere Unruhen oder Krieg im Ausland eingetreten ist?
 
Elternzeit: Wie lange ist in der Elternzeit eine Zahlpause möglich, ohne dass für die Wiederaufnahme des Vertrages eine erneute Gesundheitsprüfung erforderlich ist?
 
Rücktritt: Wie lange kann der Versicherer vom Vertrag wegen falscher Angaben des Kunden zurücktreten? Verzichtet der Versicherer auf sein Recht zum Rücktritt bei grob fahrlässiger Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht?
 
Umorganisation: Verzichtet der Versicherer bei abhängig Beschäftigten darauf zu prüfen, ob eine Umorganisation des Arbeitsplatzes möglich ist?