Vitamin D ist, wie alle Vitamine, für Menschen überlebenswichtig. Doch hilft es tatsächlich zur Vorbeugung gegen Krebs und Diabetes? Herrscht tatsächlich ein weit verbreiteter Mangel? Sollten wir daher tatsächlich Pillen schlucken?
 
Wer Vitamin D googelt, landet umgehend auf der Seite vitamin-d.info. Dort heißt es: "Vitamin D ist bereits lange für seine positiven Auswirkungen auf die Gesundheit der Knochen und Muskeln bekannt. Es ist für die Knochen unentbehrlich, es baut sie auf und erhält sie. Doch das Vitamin befindet sich auf der Überholspur und begeistert immer, sobald wieder eine Entdeckung über eine neue Fähigkeit gemacht wurde. Neue Forschungen bestätigen, dass Vitamin D eine positive Wirkung auf das Gehirn und Herz hat, zudem soll es Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Depressionen lindern und die Sterblichkeit durch Krebs reduzieren. Es erfüllt lebensnotwendige Funktionen des Körpers. Es gilt deshalb, einen Mangel an Vitamin D zu vermeiden. Dabei wird das Vitamin vom eigenen Körper hergestellt. Alles was es dazu braucht, ist Sonne. Trotzdem leidet ein Großteil der Menschen in Deutschland an einem Vitamin-D-Mangel".
 
Verantwortlich für die Seite ist die US-amerikanische Firma Nook Marketing Corp. Zu ihren Projekten gehören auch chiasamen-info.de, avocado-info.de, moenchspfeffer.de und bartwuchs-anregen.de.
 
Wesentlich weniger euphorisch als vitamin-d.info ist apotheken-umschau.de. Sie schreibt: "Abgesehen von den Effekten auf Knochen und Muskeln ist die Schutzwirkung von Vitamin D gegen Krankheiten unklar. Zeitweise war es als Wundermittel gegen Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und anderen Problemen im Gespräch. Doch das meiste hat sich zerschlagen".
 
Nüchtern betrachtet bleibt auch von dem oft behaupteten weit verbreiteten Mangel nicht viel. Betroffen sind Säuglinge, die zur Vorbeugung gegen die Vitamin-D-Mangelkrankheit Rachitis routinemäßig Vitamin-D-Tabletten bekommen, meist in Kombination mit Fluorid zur Kariesvorsorge. Daneben tritt Vitamin-D-Mangel als Folge von Leber- und einigen Darmerkrankungen auf. Generell haben Menschen, die ihren Körper vollständig verschleiern sowie Bettlägerige ein erhöhtes Mangelrisiko. Denn das meiste Vitamin D bilden Menschen selbst. Dazu muss man lediglich regelmäßig die Arme oder das Gesicht für eine halbe Stunde der Sonne aussetzen. So werden bis zu 90 Prozent des Bedarfs gedeckt, die restlichen zehn Prozent stammen aus fettem Fisch wie Lachs oder Hering. Auch Leber und Eigelb enthalten Vitamin D.
 
Anerkanntermaßen hilfreich ist die Einnahme von Vitamin-D-Medikamenten - neben der Rachitisprophylaxe bei Säuglingen - zur Behandlung von Osteoporose, Nierenschwäche und Knochenerweichung. Das sind Krankheiten, deren Behandlung in die Hände eines Arztes gehören. Keinesfalls ist es zu empfehlen, ohne ärztliche Diagnose eines Mangels über längere Zeit (hochdosierte) Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Denn Vitamin D kann, wie alles, was wirkt, auch Nebenwirkungen haben. Ein Zuviel kann beispielsweise Nierensteine und Nierenverkalkung verursachen. Über zwei besonders folgenschwere Fälle berichtete Ende 2017 die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Bei zwei Männern im Alter von 60 und 78 kam es nach der Einnahme hoher Vitamin-D-Dosen zu einem akuten Nierenversagen. Während der ältere Patient sich nach einer Behandlung erholte, hängt der jüngere seither an der Dialysemaschine.
Fazit: Vitamin D ist kein Wundermittel. Ein Mangel ist eine Krankheit, die ein Arzt diagnostizieren und behandeln muss. Die eigenmächtige Einnahme von Vitamin-D-Pillen kann ernsthaft krank machen.