Naturkosmetik boomt seit Jahren. Aber nicht alles, was in eine grüne Verpackung gefüllt wurde, ist tatsächlich natürlich und sanft. Doch es gibt eine einfache Möglichkeit, ehrliche Produkte zu erkennen.
 
Seit über zehn Jahren kennt die Kurve nur eine Richtung: nach oben. Von 600 Millionen Euro im Jahr 2007 hat sich der Naturkosmetik-Umsatz auf 1,18 Milliarden Euro im Jahr 2017 fast verdoppelt. Längst gibt es die Produkte in jedem Supermarkt. Drogeriemärkte wie dm und Rossman haben neben Klassikern von Weleda, Lavera und Logona eigene Naturkosmetik-Marken in den Regalen.
 

Einleitung

Doch was ist Naturkosmetik? Anders als für Bio-Lebensmittel gibt es keine gesetzliche festgelegte Definition und kein einheitliches staatliches Siegel. Während sich Verbraucher darauf verlassen können, dass Lebensmittel mit dem EU-Bio-Label den wichtigsten Anforderungen - keine Pestizide, kein Kunstdünger, keine Gentechnik - genügen, darf sich Kosmetik ungestraft ein grünes Mäntelchen umhängen, selbst wenn sie harte Chemie enthält.
 
 
Trotzdem ist es eigentlich nicht schwer, Naturkosmetik zu erkennen, die ihren Namen verdient. Dafür stehen vier in der Hauptsache von den Herstellern bzw. ihren Verbänden geschaffene Siegel: Natrue, Ecocert, BDIH und Demeter. Das in Deutschland wichtigste ist Natrue. Nach eigener Aussage beträgt der Umsatz mit Natrue-Produkten hierzulande rund 800 Millionen Euro. Das Label des 2007 gegründeten Verbandes mit Sitz in Brüssel findet sich inzwischen auf über 6.000 Produkten von rund 230 Herstellern. Sogar auf Nagellack, dem wohl am schwierigsten herzustellenden Produkt in Naturkosmetik-Qualität.
 
Die Vergabebedingungen für diese Siegel unterscheiden sich - wie könnte es anderes sein - in einigen Punkten. So müssen bei Demeter die pflanzlichen Zutaten nach den Richtlinien für Bio-Lebensmittel angebaut sein, die anderen Label lassen auch konventionell angebaute Rohstoffe zu. Doch es geht nicht um die Frage, ob das eine Label besser oder strenger ist als das andere. Für Verbraucher verläuft die wichtige Trennlinie zwischen konventioneller und Pseudo-Naturkosmetik auf der einen Seite sowie zertifizierten Produkten mit einem der Label auf der anderen, der sanften Seite.

Chemie statt Natur

Chemie statt Natur

 
Die AOK 24h Feuchtigkeits-Tagespflege mit Traubenextrakt, aber laut Deklaration auch mit dem Duftstoff Lilial (gilt als fortpflanzungsgefährdend), Silikon und Mikroplastik.
 
 
Alles Banane von Body Shop! Silikon und PEG/PEG-Derivate, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können, gehören unserer Meinung nach nicht in eine Banana Body Butter.
 
 
Lavendel findet sich tatsächlich im L’Oréal Botanicals Fresh Care Shampoo Lavendel. Allerdings auch ein PEG/-PEG-Derivat.
 
 
"Mette Lykkegaard hat es mit Naturgin möglich gemacht, einen gesünderen Lebensstil zu wählen und sich nicht etwa um Ammoniak, Resorcin und Parabene Sorgen zu machen", heißt es in der Beschreibung der Haarfarbe Naturigin Dark Coffee Brown. Mit einem "gesünderen Lebensstil" hat die Farbe dennoch nichts zu tun, enthält sie doch - neben etlichen anderen chemischen Problemstoffen - Allergien auslösende aromatische Amine.
 
 
Dragon Fruit Brightening SuperFruit Mask: Der Name des Produkts von Origins hört sich gut an. Weniger gut sind einige der Zutaten: ein PEG/-PEG-Derivat, zwei künstliche rote Farbstoffe und Mikroplastik.
 
 
Milch und Olive finden sich weit hinten in der Zutatenliste der Palmolive Naturals Cremedusche Olive & Milch. Weiter vorne – und das heißt, sie sind in größerer Menge enthalten - stehen Mikroplastik und ein PEG/PEG-Derivat. Außerdem ist der als fortpflanzungsgefährdend geltende Duftstoff Lilial deklariert.
 

Natur pur

 
Vier Label, eine Aussage: echte Naturkosmetik