Sie nennt sich Initiative Tierwohl. Doch der Name ist eine Irreführung der Verbraucher, denn die Initiative versucht vor allem, das Image der konventionellen Massentierhaltung zu polieren.

Die Initiative wird finanziert von den großen Supermarktketten und Discountern. Sie führen pro verkauftem Kilogramm Schweine- und Geflügelfleisch und -wurst 6,25 Cent an die Initiative ab. "Mit diesem Geld, jährlich rund 130 Millionen Euro, werden Tierhalter für die Umsetzung von Tierwohlmaßnahmen honoriert". Aktuell geht das Geld an 4.132 Schweine haltende und 1.869 Geflügel haltende Betriebe. Zum Beispiel dafür, dass die Tiere in den Ställen zehn Prozent mehr Platz bekommen als gesetzlich vorgeschrieben. Das heißt, dass sich nicht bis zu 25 Masthähnchen einen Quadratmeter Stall teilen müssen, sondern "nur" noch bis zu 22. Schweine bekommen zu den vorgeschriebenen 0,75 Quadratmetern ein gutes DIN-A-4 Blatt an Platz dazu. Daneben ist ein jährlicher Check des Stallklimas verpflichtend, ebenfalls jährlich wird das Tränkewasser untersucht. Schweine bekommen "Spielzeug aus natürlichen Materialien wie Holz, Sisal und Naturkautschuk", Geflügel "Stroh, Heu oder Picksteine". Außerdem müssen Betriebe, die an der Initiative Tierwohl teilnehmen, "für ein Mindestmaß an Tageslichteinfall in den Ställen sorgen".

Die Reaktionen auf solche "Anstrengungen" sind - wenig verwunderlich - recht eindeutig. Der Deutsche Tierschutzbund hat seine Mitarbeit im Beraterausschuss kurzerhand eingestellt, weil er "keine langfristige Perspektive für den Tierschutz" entdecken konnte. Denn die Initiative Tierwohl setze "weiterhin auf Quantität statt Qualität". Die Albert Schweitzer Stiftung stellt fest, von Tierwohl könne "keine Rede sein". Die Kennzeichnung führe "Verbraucher in die Irre". Die Verbraucherzentralen fordern, "die Initiative Tierwohl sollte ihre Kriterien schrittweise deutlicher über das gesetzliche Mindestniveau anheben". Für die Tierrechtsorganisation Peta ist die "Initiative Tierwohl: Verbrauchertäuschung zugunsten der Fleischlobby".

Fazit: In der konventionellen Massentierhaltung liegt so viel im Argen, dass nicht kleine Schritte sondern große Sprünge notwendig sind.

 

Ein Bild von der Internetseite der Initiative Tierwohl: So gemütlich geht es nicht zu, wenn die Tiere lediglich zehn Prozent mehr Platz haben als gesetzlich vorgeschrieben.