Es gibt zu wenig gesunde Lebensmittel. Das wollen Forscherinnen und Forschern des Kompetenzclusters für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit (nutriCARD) und der Conomic GmbH, einem Markforschungsunternehmen, herausgefunden haben.

Zu wenig herzgesunde Lebensmittel: Gegründet wurde das Kompetenzcluster im Jahre 2016 vom Universitätsbund Halle - Jena - Leipzig. Unterstützt wurde die Studie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Von 6.281 Fleischprodukten seien nur 118 "potentiell herzgesund", von den 12.417 erhobenen Milch- und Eierprodukten 198. Die ungesunden verursachten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die "in Deutschland die Liste der Todesursachen nach wie vor deutlich" anführen.

Zu wenig gesunde Lebensmittel - diese Erkenntnis ist nicht neu. Auch wenn das Kompetenzcluster dabei nicht an Pestizide, Fettschadstoffe, Mineralölrückstände, Farb- und Zusatzstoffe, Aromen und Geschmacksverstärker denkt, stellt der Ernährungswissenschaftlers Dr. Toni Meier von der Universität Halle richtig fest: "Einerseits nehmen die Menschen zu wenig gesunde Lebensmittel zu sich, zum Beispiel Gemüse, Leguminosen (Hülsenfrüchte) und Obst. Andererseits enthalten gerade Fleischwaren und andere hochverarbeitete Lebensmittel viele problematische Inhaltsstoffe, etwa sehr viel Salz, Zucker oder gesättigte Fettsäuren". Daher auch die Forderung, dass "der Salz- oder Zuckergehalt deutlich reduziert werden" sollte.

Und wie sieht die Lösung der anderen Probleme aus? Mehr Bio-Anbau ohne Pestizide? Eine Zuckersteuer wie sie in England hervorragend funktioniert, wo der Zuckergehalt von Cola und Co. erheblich reduziert wurde? Schon in der Schule die Förderung gesunder Ernährung mit viel Obst und Gemüse? Weniger Fleisch und Wurst und weniger hoch verarbeitete Lebensmittel mit all den bei der Herstellung entstehenden und zugesetzten Schadstoffen?

Nein, das Kompetenzcluster möchte die ungesunden Lebensmittel gesünder machen. Zunächst will man sich auf die "Verbesserung des Nährstoffprofils in Wurstwaren konzentrieren" und sie mit Ballaststoffen, ungesättigten Fettsäuren oder pflanzlichen Eiweiß anreichern. Vielleicht auch mit Vitamin D, das unter anderem Osteoporose verbeugen soll.

Und warum das Ganze? Die erstaunlich offene Antwort der Verantwortlichen für die Studie: "Auch die Ernährungsindustrie täte gut daran, diesen Sektor zu bedienen: Mit speziell angefertigten Lebensmitteln ließen sich jährlich Milliarden Euro verdienen".

Der Tip von Testwatch - Die VerbraucherNützer: Oft reicht es zu wissen, wer eine Studie verfasst hat, um ihren Wert einschätzen zu können.