Fast alle der über 500 Internetseiten mit dem Namensbestandteil "test" die wir analysiert haben, sind ein Fall für die Überwachungsbehörden und Gerichte. Denn sie täuschen Verbraucher mit teils gefährlichen Fake-Tests. Ihre Namen sollen Kompetenz signalisieren und Vertrauen schaffen: beste-testsieger.de, expertentesten.de, deutscher-produkttest-vergleich.de oder auch friteusen-test.net, funkalarmanlagen-test.de und geschirrspüler-test.eu.

In ihren Selbstdarstellungen sind sie voll des Lobes für sich. Man sei "unabhängig" ("gemäß journalistischen Grundsätzen arbeiten wir unabhängig und bevorzugen keine Marke oder Firma") und "transparent" ("bei unseren Vergleichstests legen wir großen Wert eine auf transparente, einfache und strukturierte Darstellung"), schreibt expertentesten.de. "Wieso wir?" fragt beste-testsieger.de und antwortet: "Unabhängige Bewertungen von Experten. Wir lassen uns nicht durch Hersteller, Marken oder Produkte beeinflussen." Wie viele andere legt deutscher-produkttest-vergleich.de angeblich großen Wert auf Kompetenz und schreibt: "Qualität und Preis-Leistung. Wir testen und vergleichen zahlreiche Produkte und Dienstleistungen. Nur die besten stellen wir Ihnen vor."

Der Seite test.net hat das Oberlandesgericht Köln (OLG) die Veröffentlichung eines "Tests" von Akkuschraubern verboten. Zur Begründung schreibt das OLG, dass Verbraucher sowohl durch den Domainnamen test.net wie durch die Bezeichnung "Test" für einen Produktvergleich irregeführt würden. Denn "der angesprochene Verbraucherkreis" gehe davon aus, "dass die Produkte tatsächlich getestet" wurden und erwarte von "einem Warentest nicht nur eine statistische, Algorithmus basierte Auswertung der publizierten Produktinformationen und des Verbraucherechos". Allerdings sind viele Seitenbetreiber für die Gerichte nicht greifbar, denn sie sitzen im Ausland. Wie die Firma Brilliant Insight, die unter anderem ledbeamer-test.net, dachboxtest.net, epilierertests.com, dabradiotest.com, stillkissentest.net und ultraschallzahnbuerstetest.net verantwortet und in Las Vegas in den USA sitzt.

Die Täuschung der Verbraucher kann auch gefährlich werden. So warnt die Stiftung Warentest vor expertentesten.de. Unter der Überschrift Gefälschte Testergebnisse und Tests, die es nie gab, schreibt sie: "Dieses Portal sagt: Gut. Die Fritteuse von Tefal landet bei diesem Vergleich auf Platz zwei – im Punkt Materialbeschaffenheit überzeugte sie vermeintlich voll und ganz. Auch die Kochergebnisse seien "perfekt homogen". Stiftung Warentest sagt: Mangelhaft. Unser Test ergab, dass sich Nutzer des Tefal-Geräts heftig die Finger verbrennen können. Am Deckel haben wir mehr als 110 Grad gemessen. Beim Frittieren blieben die Hähnchenschenkel blass."

Den Autokindersitz Kinderkraft Comfort UP hat die Stiftung Warentest mit "mangelhaft" bewertet, weil es ein "hohes Risiko beim Seitenaufprall bei vorgeschriebener Verwendung ohne Rückenlehne ab 25 kg" gibt. Dagegen weisen die Seiten testsieger.digital, testundspar.de, kaufberater.co, testsieger.live (von oben nach unten) drei unterschiedliche, allesamt willkürliche Ergebnisse zwischen "sehr gut (1,3)" und "gut (2,0)" aus. Zu ihrem Zustandekommen heißt es: "Unsere Rankings werden durch künstliche Intelligenz (AI) aus der algorithmischen Analyse aus Hunderttausenden von Kundenbewertungen zu Produkten, Marken, dem Serviceniveau der Händler, als auch Beliebtheitstrends und vielem mehr erstellt." Genau solchen Blödsinn hatte das Oberlandesgericht Köln der Seite test.net untersagt. Allerdings ist auch der Betreiber dieser Seiten, die Compare Factory, schwer zu belangen, denn sie residiert in Dubai. Den vollständigen Bericht lesen Sie hier: Getestet?

Die Seiten sind allerdings nur ein Schlaglicht auf das wahre Ausmaß der Verbrauchertäuschung und Irreführung. Insgesamt dürfte es über 10.000 Fake-Test-Seiten geben, fast jedes Produkt hat eine Spezialseite wie vogelhaus-test.de, ampelschirmtest.de, strandmuscheltest.com oder garagentorantrieb-test.com. Häufig gibt es für ein Produkt sogar mehrere solcher Seiten. Zum Beispiel alarmanlagen-test.com, alarmanlagentests.com oder funkalarmanlagen-test.de. Sie wollen fast alle nur eines: durch die Weiterleitung gutgläubiger Verbraucher an Online-Shops Geld verdienen. Eine Ausnahme macht die Seite staubsauger-testsieger.de. Sie ist keine Fake-Test-Seite, sondern laut onlinewarnungen.com ein Fake-Shop, der im Voraus Geld kassiert, aber keine Ware liefert.

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