Was von der Werbung der Bahn für ihre Alternative zu Diesel zu halten ist.

„Abfall? Für uns ist das Treibstoff.“ So wirbt DB Cargo, die Frachttochter der Deutschen Bahn AG, in Zeitungsanzeigen für den Einsatz von HVO (Hydrotreated Vegetable Oil). Das ist ein „unter anderem aus biologischen Pflanzen- und Abfallresten“ hergestellter Diesel-Ersatz. Er verursacht 90 Prozent weniger CO2 und „steht allen ca. 800 Dieselloks bei DB Cargo zur Verfügung“. Doch längst nicht alle fahren damit. Die nackten Zahlen: 95 Prozent der Transportleistung erbringt DB Cargo elektrisch. Für die verbleibenden fünf Prozent, zumeist Rangierfahrten auf dem letzten Kilometer, verbrauchte das Unternehmen im Jahr 2022 51 Mio. Liter Diesel und 600.000 Liter HVO 100. 2023 sollen es elf Mio. Liter sein. Ein Grund für den bislang noch überschaubaren Einsatz ist, dass es bislang nur drei Tankstellen (in Frankfurt, Kassel und Würzburg) für HVO gibt, die DB Cargo nutzen kann. Die von Hamburg, Berlin oder Freiburg aus anzufahren, macht selbstverständlich keinen Sinn.

Zwar sollen 2023 weitere Tankstellen dazukommen, unter anderen in Nürnberg und München. Aber die „Hauptherausforderung besteht darin, die Mehrkosten gegenüber fossilem Diesel in Höhe von aktuell ca. 35 Cent/Liter zu finanzieren“, so Jörg Schneider, Leiter des Energy Management Project. Auf Dauer sei eine „tragfähige Finanzierung notwendig, um umfassend dem Einsatz von HVO im Schienenverkehr zum Erfolg zu verhelfen“. Laut Schneider könnten „verbesserte Rahmenbedingungen das unternehmerische Engagement beim Einsatz von HVO unterstützen“. Zum Beispiel eine Befreiung des Treibstoffs von der Energiesteuer oder die Förderung der notwendigen Umrüstung von Tankstellen.

Und wenn es keine „verbesserte Rahmenbedingungen“ gibt? Möglicherweise ist DB Cargo ja „auf dem (langen) grünen Weg“, wie es auf der Internetseite heißt. Aber die Werbung des Unternehmens ist darauf schon viel weiter vorangekommen als das Unternehmen selbst.