Wie man auf Dauer auf Erdgas nicht nur aus Russland verzichten und eine grüne Gasversorgung aufbauen kann.

Die Antwort lautet: Biogas und grüner Wasserstoff. Beide können ins bestehende Erdgasnetz eingespeist werden, mit beiden kann man die vorhandenen Geräte zum Heizen oder Kochen nutzen.

Bereits 2019 hat das Umweltbundesamt (UBA) gefordert, mehr Gülle und Mist sowie Bioabfälle für die Erzeugung von Biogas zu nutzen. Das würde zu einer Win-Win-Win-Situation führen. Heute werden Unmengen von Gülle und Mist auf die Felder gekippt und verseuchen das Grundwasser mit Nitrat. Würde aus ihnen Biogas erzeugt (Win-Win-1), entstünde zusätzlich hochwertiger organischer Dünger, der Kunstdünger ersetzen könnte (Win-Win-2). Dessen Herstellung ist weltweit für bis zu zwei Prozent der Emissionen des Treibhausgases CO2 verantwortlich. Zudem würde, anders als bei der heute aus Kostengründen üblichen Verwendung von Energiepflanzen wie Mais, keine Flächenkonkurrenz zur Produktion von Lebensmitteln entstehen (Win-Win-3). Die verbleibenden Reststoffe der Bioabfälle könnten kompostiert werden und ebenfalls Kunstdünger ersetzen, so das UBA. Das Potential ist riesig. Der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. nach haben die Gärprodukte derzeit einen Anteil von lediglich 28 Prozent am Wirtschaftsdüngeraufkommens.

2019 wurden nur 30 Prozent der Gülle und des Mists sowie 35 Prozent der Bioabfälle für die Erzeugung von Biogas verwendet. Schon durch eine Verdopplung könne man zusätzlich umgerechnet fünf Terawattstunden Gas erzeugen, schreibt  das das UBA vor. Das ist weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts eines deutschen Gasverbrauchs von 1.003 Terawattstunden im Jahr 2021. Doch Gülle, Mist und organische Haushaltsabfälle sind nur ein kleiner Teil des Potentials, denn alles organische Material kann zu Biogas vergoren werden. Lebensmittelabfälle aus der Gastronomie genauso wie sogenannte biogene Reststoffe. Dazu gehören Blumen- und Pflanzenreste wie Grasschnitt und Laub. Die Elektrizitätswerke Schönau beispielsweise verkaufen Biogas, das aus Weizenstärke hergestellt wird. Die ist in Papier enthalten und fällt bei der Aufbereitung von Altpapier an. Die zusätzlich benötigten Biogasanlagen sind schneller zu bauen und stoßen sicherlich auf weniger Widerstand als Windräder.

In der Ukraine, im zweitgrößten Land Europas, gibt es riesige menschenleere Gebiete, in denen sich, anders als in Deutschland, niemand an einem und auch nicht an vielen Windrädern stören würde. Warum dem Land nach dem hoffentlich baldigen Ende des Krieges nicht beim Bau von Windkraftanlagen helfen? Der Ökostrom könnte exportiert oder in der Ukraine direkt zur Erzeugung von grünem Wasserstoff eingesetzt werden. Die Gaspipelines, um ihn nach Westen zu transportieren, gibt es bereits. Sie werden derzeit für russisches Erdgas genutzt.